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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Unglaublich...
    Ich ließ mich auf dem Wannenrand nieder und regelte die Lautstärke hoch.
    »Sagenhaft, Pius!«, antwortete ich begeistert. »Sag mal, k annst du sie mir an mein Handy schicken?«
    »Das geht leider nicht. Komischerweise gibt es keine Digitalen mehr, irgendwer hat damals alles gelöscht, so wie es aussieht. Und Gustave war's nicht, hat er mir gesagt...«
    Keine große Überraschung, fand ich. Das passte.
    »Ja, aber... was für Bilder hast du dann?«
    »Na Abzüge. So wie man Millionen Jahre lang fotografiert hat. Die hab ich...«
    »Wie bist du denn dazu gekommen?« Ich war verblüfft, wie viel Aufwand er betrieben hatte, um meiner Bitte nachzukommen.
    »Einwegkameras. Du kennst die Dinger. Kleine Plastikkameras, die man auf Hochzeiten und so benutzt.«
    »Und da ist Adriano drauf?«
    »In voller Pracht. Verkleidet zwar, aber er ist 's...«
    »Verkleidet?« »Wir hatten ein Kostümfest im L'amo. Daher auch die Kameras. War ein Wettbewerb, du verstehst...?«
    So kompliziert war es nicht.
    »Und er ist darauf zu erkennen? Steckt nicht in einem Gorillakostüm, oder so?«
    Er lachte. »Das Motto lautete 'Sex on the Beach'...«
    »Ja dann...«
    Pius überraschte mich wirklich. Nicht im Traum hatte ich damit gerechnet, dass er Wort halten würde.
    »Willst du sie dir abholen, oder soll ich sie in die Post geben...«
    »I ch bin im Moment nicht vor Ort, aber Übermorgen müsste es klappen. Ist es Okay, wenn ich sie bei dir abhole?«
    »Klar, bei Gini Cargo am besten. Ich bringe sie dann mit dorthin...«
    »Großartig!« Ich konnte mein Glück kaum fassen. »Ach, Pius...?«
    »Ja?« »Glückwunsch zur 'neuen' Wohnung...«
    Ich hörte sein Grinsen durch den Lautsprecher.
    »Ist doch cool, oder...?«
    Na ja, 'cool' ging anders, nach meinem Geschmack. Aber irgendwie hatte er auch Recht...
    So langsam verzog sich der Wasserdampf, und als ich mein Gesicht im Spiegel ausmachen konnte, blickte mir ein ernster Luca entgegen. Viel hatten wir hier nicht erreicht. Zumindest viel weniger, als ich es mir zu Beginn unserer Reise erhofft hatte. Und doch fügte sich alles ineinander, ergab zwar noch kein klares Bild, aber es entwickelte sich...
    Nun gab es also ein Foto. Zu der Ernsthaftigkeit gesellte sich im linken Mundwinkel, kaum zu erkennen, etwas Zuversicht...
    Es entwickelte sich tatsächlich...
    Eine Nacht blieb uns noch. Ein Abend und eine ganze Nacht. Stunden, in denen es mal nicht um 'Ele gehen würde, um Adriano und um all das unaussprechliche, was mittlerweile so offensichtlich vor uns lag...
    Ein Abend und eine Nacht in Catanzaro.
    Um uns würde es gehen...
    Um Shiro und mich...
    Das war das, was uns blieb...

18.

    Als ich im Coop ankam, saß Shiro wie verabredet im Café-Bereich des Supermarktes, vertieft in das Lösen eines Sudoku. Vor ihm stand ein Capuccino, neben ihm der bis zum Rand gefüllte Einkaufswagen in dem sich trockene Vorräte, wie Salz, Mehl, Zucker, Maisgries und Konserven befanden. Diese zu besorgen war zur Zeit sein Job.
    Zunächst orderte ich mir an der Theke erstmal ein Crodino auf Eis und dazu ein riesiges Schinken-Povolone Sandwich. Ich hatte Hunger, wie immer, wenn es mir gut ging.
    Ein Lächeln blitzte über Shiros Gesicht, als ich mich neben ihn setzte.
    »Alles klar?«
    Ich nickte zufrieden. »...Noch eine Stunde, und wir sind einen ganzen Schritt weiter!«.
    Shiro trank einen Schluck von meiner Limonade. »Ich hab nachgedacht... « , sagte er verhalten, » ...Und ich... Muss das denn wirklich sein...?«
    Nun war ich verblüfft. »Was ist jetzt das Problem?«, fragte ich verwirrt. »Das sind doch nur Bilder, die du vermutlich sogar kennst, also nichts Überraschendes... Auf denen bist du wahrscheinlich auch zu sehen. Nur haben wir dann endlich was in der Hand, verstehst du? Zum Vorweisen...« Ich begriff seine Kehrtwende nicht.
    »Ich bin mit Sicherheit drauf...«, bestätigte er meine Vermutung. Ein vorsichtiges Lächeln huschte über sein Gesicht.
    Doch dann begann ich zu verstehen: Shiro hatte so etwas wie Angst. Er fürchtete sich davor wieder in die Vergangenheit reisen zu müssen, Daniele, Adriano, und all diesen ganzen zurückliegenden Ereignissen zu begegnen, sei es auch nur auf ein paar alten, harmlosen Fotos.
    Doch das war sein Problem. Ich war nicht bereit, darauf Rücksicht zu nehmen. Die vage Hoffnung, dass wir dank der Bilder des Rätsels Lösung vielleicht tatsächlich ein Stück näher kamen, ließ ich mir nicht mehr nehmen. Einen Versuch war es wert. Und außerdem

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