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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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auf.
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube, mit seinem Zimmergenossen hat er sich ganz gut verstanden. Aber sicher bin ich mir da nicht«
    »Pietro...?«, rutschte es mir automatisch heraus. Ich erinnerte mich an eine entsprechende Textstelle aus Danieles Aufzeichnungen. Sie haben mir Pietro weggenommen.
    Toni Colei nickte überrascht.
    »So hieß er, glaube ich, tatsächlich...«
    Das Klingeln des Telefons unterbrach uns. Colei reagierte unmittelbar, sprang auf und hetzte, einem dressierten Äffchen gleich, an den Apparat.
    Ich warf einen Blick zu Dino, der mich mit seinem überirdischen Lächeln bedachte, es dabei aber auch beließ.
    Also sah ich mich im Zimmer um.
    Es gab wenig persönliches zu entdecken. Der Raum war möbliert, vermutlich wie alle auf dieser Etage. Ein paar Bücher befanden sich in einem ungewöhnlich schmucklosen Regal, welches fest an die Wand geschraubt war. Eine Hand voll Stifte staubten in einem tönernen Becher vor sich hin, auf dem mit ungelenker Schrift Toni eingebrannt worden war. Sonst gab es nichts.
    Links neben der Tür verharrte an einem übergroßen Nagel der unvermeidliche Gekreuzigte, diesmal in einer hölzernen Ausgabe. Er schien in die ermüdende Betrachtung einer furnierten Kleiderschrank-Seitenwand vertieft, an der eine schwarze Hose akkurat in einen entsprechenden Bügel eingespannt worden war.
    Immerhin, er hing nicht über'm Bett.
    Sollte dieses Zimmer auch nur im Ansatz das Leben seines jetzigen Bewohners widerspiegeln, so musste es sich bei Colei um einen unglaublich drögen Zeitgenossen handeln.
    »Entschuldigen Sie...«, holte er mich aus meinen Gedanken zurück.
    »Macht nichts...« Ich gab mich jovial. »...Sagen Sie, können Sie sich Daniele Sabriccis verändertes Verhalten vielleicht auch damit erklären, dass er misshandelt worden ist, hier im... Collegio?«
    Laut Gesichtsausdruck konnte er nicht.
    »Ich frage...«, wartete ich eine verbale Reaktion gar nicht erst ab, »...weil Daniele genau dies in seinen Aufzeichnungen behauptet hat. Padre Almetti hat sie nicht darüber informiert?«
    Beide schüttelten betreten mit dem Kopf.
    »Ich habe ihm die Aufzeichnungen zukommen lassen...«, erklärte ich mich. »Sie sind der Grund, warum ich überhaupt hier bin.«
    »Wer sollte denn so etwas getan haben?«, fragte Toni Colei dünn.
    »Laut Daniele Sabricci eine Gruppe um einen gewissen Padre Ado...«
    »Sagt mir nichts...«
    »Und bemerkt haben sie nichts?«
    »Nein! Allerdings... niemand aus einer Etage bekommt alles mit, was in der darüber passiert. Ich kann also nicht ausschließen, dass da etwas vorgefallen ist, aber...« Er verharrte einen Augenblick, schien nachzudenken, schüttelte jedoch schließlich den Kopf. »Nein! So etwas hätte sich rumgesprochen, da bin ich sicher.«
    »Und 'Padre Ado' sagt Ihnen ganz sicher nichts?«
    »Überhaupt nichts. Und ich bin mit dem Klerus dieses Hauses vertraut. Einen Padre Ado gibt es nicht. Und den gab es auch nicht!« Toni wirkte ehrlich betroffen.
    »Haben Sie denn irgend eine Idee, wer mir da weiterhelfen könnte?«
    Und siehe da - er hatte...
    ·
    »Wie ist es gelaufen?«
    Ich setzte mich, drehte eines der kopfstehenden Gläser vor mir um, schenkte von dem Wasser ein, das Shiro bestellt hatte und trank einen großen Schluck, um den nervtötenden Teegeschmack loszuwerden.
    »Anders als erwartet...«
    Wie auf Knopfdruck fiel auf einmal ein breiter Streifen Sonnenlicht durchs Fenster und über unseren Tisch. Das Wetter an diesem Tag war wechselhaft, ganz so, wie das Innerste meines Seelenlebens.
    »Ja, nun erzähl schon...«, drängte Shiro, als er sah, dass ich zur Karte griff, statt meinen Rapport abzuliefern.
    »Dieser Padre Almetti hat mich versetzt...«, begann ich meinen Bericht.
    »Das heißt, du hast überhaupt nichts herausgefunden...«
    »Kann man so nicht sagen, ich hatte einen Begleiter...«
    »Einen Begleiter?«
    »Naja, so hat er sich mir gegenüber zumindest vorgestellt. Aber so schlecht war das gar nicht, glaub ich...«
    Mit Freude registrierte ich, dass ein Kellner gemächlich auf unseren Tisch zusteuerte. Ich hatte Appetit. »Weißt du schon, was du willst?«, fragte ich neugierig.
    »Den Fisch von der Tageskarte!« Er wies ungeduldig auf eine frisch beschriebene Tafel neben dem Eingang. »Und vorweg einen Salat...«
    »Prima! So machen wir's.«
    »Und was war nun gar nicht so schlecht?«, nahm er rasch den Faden wieder auf. Ich lächelte dem Kellner zu, dessen überraschter Blick mir signalisierte, dass ich

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