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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Brunnen...«
    Vergessen waren Shiro, Daniele und ich, vergessen die letzten zehn Minuten unseres Gesprächs.
    Ich parkte kopfschüttelnd meinen Spider neben einem grauen Volvo Kombi und erkannte darin den Wagen von Dottore Cattagio.
    »Shiros Arzt ist da. Dann mach ich uns erstmal was zu essen, ja?« Etwas Besseres fiel mir in diesem Moment nicht ein. Aber Pius nickte begeistert, half mit ein paar Einkäufe vom Rücksitz zu tragen und folgte mir, sich staunend dabei umsehend, in die Küche.
    Sandra und Orlando hatten an diesem Tag den Mittagsdienst, was hieß, dass sie mit den Vorbereitungen für den Abend beschäftigt waren; Fonds einkochen, Fleisch parieren, Schmorgerichte aufsetzen, feste Gemüse putzen und Pasta herstellen, so dass am Abend nur noch die frischen und empfindlichen Sachen wie Fisch, Salat oder Filet zubereitet werden mussten.
    Sie begrüßten mich mit einem Lächeln und bedachten Pius mit besorgt neugierigem Blick. Viel, viel später erst erfuhr ich, dass die beiden in all den Jahren stets die Angst gehabt hatten, von mir oder Chip durch jüngeres Personal ersetzt zu werden. So tief saß der Schock, in Casella einfach vor die Tür gesetzt worden zu sein. Pius Anblick mit den Einkäufen im Arm wirkte da wohl wie ein Schlüsselreiz.
    ·
    »Wäre es vielleicht möglich...«, fragte Pius nach einer ganzen Weile sehr leise, nachdem wir Antipasti und Brot auf der Personal-Terrasse zu uns genommen hatten, »...dass ich ein paar Tage hier bei euch bleiben kann...«
    Ich war platt. Noch vor einer Stunde faltete mich dieser Spinner zusammen, und jetzt dies...
    »Nur ein, zwei Tage! ...Zwischen Lucio und mir, nun ja... läuft es zur Zeit nicht so... so rund, wenn du verstehst, was ich meine...«
    »Probleme?«
    »Ja, genau, nichts Schlimmes, aber... Probleme, ja! Verstehst du...?«
    Ich verstand nur zu gut, konnte mir vor allem vorstellen, was das bedeutete, Macho-Lucio vor Augen. Aber kaum jemand ging mir so schnell auf die Nerven wie Pius.
    Bei dem hängen die Glocken zu hoch - hatte Jack einmal gesagt - er kommt einfach nicht an sie dran, um sie zu läuten, zu hoch eben...
    Ich hatte gelacht, damals - und ihm Recht gegeben. Aber jetzt, jetzt tat Pius mir Leid.
    Das trostlose Büro und Lucio aus Turin vor Augen, hörte ich mich sagen, dass das kein Problem wäre.
    Zumindest für ein paar Tage, kein Problem... Wieso auch...
    ·
    »Mensch suuper! Fehlt nur noch der komplett Irre mit der Schnippel-Manie - und dann schreib einfach 'Sanatorium' über deine Tür... «
    »Der befindet sich zur Zeit in der Klinik...«
    »Na Glückwunsch auch. Da lobt der Verstand und lacht befreit... Aber mal im Ernst - Pius, diese Pfeife? Was versprichst du dir davon? Ich garantier dir, du kriechst nach einer Woche auf dem Zahnfleisch...«
    »Ich hab immerhin mit ihm zusammengelebt...«
    »...Ge-wohnt, Herzblut, gewohnt. Das ist ein himmelweiter Unterschied.«
    »Ja, gut, gewohnt. Aber soo schlimm ist der nun auch wieder nicht«
    »Nicht schlimm? Nicht schlimm? Wenn ich noch dran denke - Ohgott - wie der mich angeschmachtet hat. Hochnotpeinlich. Der Junge hat `nen Brühwürfel im Kopf, der hat sich bis heute nicht aufgelöst... so sieht das aus...«
    »Das ist mehr als andere im Kopf haben...«
    »Das sagst du jetzt nur, weil `s sich um was zu Essen handelt...«
    »Nun stell dich nicht so an! Brühwürfel!... Wie läuft `s im L'amo?«
    »Reibungslos. Macht Spaß...«
    »Und... Raoul?«
    »Legst du Wert auf Details?«
    »Verschon mich...«
    »Dann... macht auch Spaß...«
    »Freut mich für dich«
    »Und das zurecht. Hast du über meinen Vorschlag nachgedacht?«
    »Bin ich ehrlich noch nicht dazu gekommen«
    »Dann sieh mal zu, ja? «
    Ich versicherte es ihm...
    ·
    Blieb noch Shiros Reaktion auf Pius Anwesenheit. Diese war für mich nur schwer abzuschätzen.
    Schon allein deshalb, weil ich nicht wirklich glauben konnte, dass er sich tatsächlich so unbändig freuen würde, wie Pius es vermutlich von ihm erwartete.
    Denn, wenn es wirklich zutraf, dass Pius seinerzeit im L'amo gefeuert worden war, dann musste es auch einen Grund dafür gegeben haben - immer vorausgesetzt, die Geschichte von Pius entsprach der Wahrheit.
    Überraschung - umschreibt es dann wohl am besten, die sich in Shiros Gesicht wiederspiegelte, als er Pius gewahr wurde. Der war inzwischen dazu übergegangen, zielstrebig eine Flasche Roten nach der anderen niederzumachen. Ein schräges Vorhaben am späten Mittag, was ich auf die allgemeine Situation

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