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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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meinen Worten ohne Unterbrechung gefolgt. An seinem Gesicht konnte ich ablesen, dass er mir nun glauben schenkte.
    »Wie geht es `Ele jetzt...«, fragte er leise.
    »Die Bauchdecke ist aufgebrochen. Durch die alten Verletzungen. Dadurch hat er viel Blut verloren. Aber er wird wieder...«
    »Mein Gott, er hat plötzlich angefangen zu bluten wie ein Schwein... Dabei hatten wir gar nicht so fest zugetreten...«
    Ich wusste, dass das nicht stimmen konnte - Rippen brechen nicht von selbst - aber ich schwieg dazu.
    »Viel wichtiger ist...«, sagte ich ebenso leise wie er, »...dass wir jetzt herausfinden, wer wirklich für die ganze Sauerei verantwortlich ist«.
    Pius nickte betreten. »Wenn das stimmt, was du da gesagt hast, wenn das wirklich stimmt, dann haben wir echt scheiße gebaut, oder...?«
    »Um so wichtiger herauszufinden, was da wirklich passiert ist. Aber es stimmt. Ihr habt scheiße gebaut.«
    »Kann ich Shiro sehen?«
    Irgendwie berührte es mich, dass er um Erlaubnis fragte.
    »Er wird sich sicher sehr freuen...«
    ·
    Wenige Minuten später befand sich Pius neben mir, auf dem Beifahrersitz. Eigentlich passte mir dass gar nicht, doch ich hatte etwas bei ihm gut zu machen. Also stimmte ich zu, ihn sofort mitzunehmen.
    »Bin gespannt. Ich kenn dein Restaurant ja nur vom Fernsehen...«
    Seine Aufregung war fast greifbar. Ich spürte seinen intensiven Blick, während ich mich auf die kurvenreiche Strecke konzentrierte.
    »Es ist schöner als im Film...«, versicherte ich ihm. »...Die Atmosphäre, die kannst du nur erleben, wenn du wirklich da bist. Du wirst sehen...«
    Eine Weile schwiegen wir einfach nur, und so langsam begann ich, die offene Fahrt zu genießen. Ich liebte es, wenn die Luft aufklarte, die Düfte des Waldes begannen, die der Küste abzulösen. Trockener, beinahe schon süßlicher Staub wich humosen, erdigen Aromen und ein Klangteppich aus Blätterwerk und den unterschiedlichsten Insekten gewann an Intensität, je höher wir den Berg erklommen.
    »Wie ist das jetzt eigentlich mit Shiro und dir? ...Seid ihr wieder zusammen...?«
    Eine solche Frage konnte auch nur von Pius kommen.
    »Erinnerst du dich noch an Fabio? Er hat mich häufiger zum Dreh abgeholt...«
    »So`n Schwarzhaariger mit Zahnlücke...?«
    Ich nickte, ohne den Blick von der Straße zu wenden. Was hatten immer nur alle mit der Zahnlücke.
    »... Mit dem bin ich jetzt zusammen...«
    »Ach? Ja, der war nicht übel... Und Shiro?«
    »Was soll mit ihm sein...«
    »Na, kommt der damit klar...« So langsam driftete seine Fragerei ins Nervige, aber auf der anderen Seite - so ganz verkehrt war sie nicht. Shiro schien ja tatsächlich irritiert von Fabio an meiner Seite.
    »Das ist sein Problem, nicht meins...«, antwortete ich deshalb nur, darauf bedacht einen Tonfall zu wählen, der keine weitere Diskussion zuließ, ohne mich allerdings daran zu erinnern, dass das bei Pius nicht so einfach funktionierte.
    »Mann, ihr wart so genial zusammen...«, sinnierte er denn auch gleich schwärmerisch.
    »Bis er mich verlassen hat...«
    »...Ja, aber doch nur, weil du es nicht gebacken gekriegt hast. Du hättest doch nur etwas kämpfen müssen, und alles wäre klar gewesen. Aber du hast ihn einfach ziehen lassen, mit dieser Lusche, so als ob du keinen Bock mehr auf ihn hattest!«
    »Stimmt doch überhaupt nicht...« Aber er hatte Recht. Ich sah für einen Moment von der Straße zu ihm.
    Genauso war es gewesen.
    »Shiro sieht das so...«, konterte Pius denn auch gleich. »Er hatte das Gefühl, dass du genug von ihm hast. Außerdem hatte er das Gefühl, dass du jemand anderen im Kopf hattest. Diesen Fabio wahrscheinlich...«
    Schlagartig waren meine Gedanken bei Lorenzo, dem wahren Grund, und für einen Moment, einen ganz kurzen Moment, flammte in mir etwas auf, zart und liebevoll, als ich an ihn dachte. Mein wunderbarer... Bruder.
    »Können wir das lassen, ja? Ich muss mich auf die Straße konzentrieren...«
    »Ich mein ja nur...« Er klang leicht beleidigt, was bei Pius ständig vorkam.
    Aber er schwieg, bis wir unser Ziel erreicht hatten.
    Als wir dann, begleitet vom vertrauten Knirschen, über die breite, zypressengesäumte Kiesauffahrt auf die Gebäude zufuhren, änderte sich seine Stimmung schlagartig. Wie ein kleiner Junge zog er sich im Sitz hoch, sah über die Frontscheibe des Alfas, schaute sich erwartungsvoll um und kommentierte staunend was er sah.
    »Mann, ist das schön hier, Luca. Und so groß... Und dahinten... da, der

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