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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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gehört, und er hätte vermutlich auch gerne etwas gänzlich anderes erwidert, aber er nickte nur und machte sich wieder an seine Arbeit.
    Fabio hatte Recht - es war an der Zeit, dass Shiro sich neu orientierte. Hier oben wurde es langsam zu eng für uns.
    Eindeutig...
    ·
    »Du willst, dass er verschwindet...?«
    Genau so dachte ich darüber, Stunden später...
    Auf dem Bett...
    Nachdem wir uns mit rauchringeblasen beschäftigt hatten...
    Und dann mit uns...
    Ich nickte ernsthaft.
    Schließlich drehte ich mich zur Seite, drückte meine x-te Zigarette dieser Nacht in dem gläsernen Aschenbecher auf Fabios nacktem Bauch aus und trank einen Schluck warmes Peroni aus der Flasche.
    »Ich meine es nicht so hart wie du es sagst, aber - ja, ich will, dass er geht. Ich will, dass er anfängt, auf eigenen Beinen zu stehen. Möglichkeiten hat er doch! Er kann zum Beispiel das L'amo verkaufen. Es gehört ihm schließlich, und Jack ist ganz heiß drauf, es sich endlich unter den Nagel zu reißen.«
    Eine Weile sah Fabio mich auf rätselhafte Weise an. Dann nahm er den Aschenbecher, schob ihn unters Bett, drehte sich zu mir, fuhr mit den Fingern seiner rechten Hand sanft an meiner linken Seite entlang und lächelte still.
    »Das er dich immer noch liebt, das weißt du schon...?«
    »Das weiß ich nicht...«, erwiderte ich, ahnend, dass er Recht hatte »...Und das glaube ich auch nicht. Nicht nach alldem...«
    »Und das glaube ich dir nicht«. Sein Lächeln wurde breiter, süßer, »...Schon gar nicht, nach alldem...«
    Warum nur musste er immer das letzte Wort haben...
    ·
    Matteo verhielt sich wie versprochen völlig autark, und so verlor ich rasch das Gefühl, mich pausenlos um ihn kümmern zu müssen.
    Erforschte er zum Beispiel auf seine ureigene Weise den Reiz der Berge, so brauchte er mich nicht dazu. Er regelte so was, indem er sich Mitfahrgelegenheiten nach Busalla oder Casella organisierte. Später am Abend kehrte er dann meist leicht angetrunken und immer bestens gelaunt mit dem Taxi zurück.
    Zudem wurde er wirklich gemocht. Die Crew vom »Lauro’s« liebte es ganz offensichtlich, Zeit mit ihm zu verbringen. Nicht anders erging es ihm. Es freute mich wirklich, das zu sehen, aber es nährte mit der Zeit auch den Verdacht, dass es bei einer verfrühten Anreise möglicherweise nicht bleiben würde. Mein Großvater wollte sich hier einrichten - so sah das für mich aus. In Anbetracht seiner Situation in Fano konnte ich das sogar ganz gut verstehen.
    »Warum denn auch nicht...«, fragte mich Fabio, als ich ihn irgendwann darauf ansprach, »Was spricht denn dagegen?«
    Und wieder einmal musste ich ihm Recht geben.
    Warum eigentlich nicht...
    ·
    Dann kam der Dienstag...
    Danieles Entlassung aus dem San Martino ...
    »Möchtest du mit nach Genova...«, fragte ich abends zuvor Matteo, in sicherer Erwartung, dass er das als willkommene Abwechslung sehen würde, doch er schüttelte nur müde den Kopf.
    »Große Städte und kleine Sportwagen sind nichts mehr für mich...«, erklärte er mit einem gewissen Lächeln, das in mir den Verdacht hegte, dass er deutlich Besseres vor hatte, als seine Zeit mit seinem einäugigen Enkel zu vergeuden. Also packte ich ein paar Vorräte zusammen, versuchte mir nette Gedanken zu machen und flitzte mit 'Batman Begins' den Berg hinunter, um Daniele in Empfang zu nehmen.
    Und wieder stellte ich mir die Frage, warum ich das alles tat. Ich war ihm ja nun wirklich nichts schuldig - und doch... irgendwie fühlte ich mich mit verantwortlich für seinen Zustand. Immerhin: Ich hatte damals eine echt nette Zeit mit Shiro verlebt, während er...
    Oh Mann, ich mochte es mir gar nicht ausmalen...
    Und auch die Tatsache, dass ich nun am allerwenigsten etwas dafür konnte, machte es für mich nicht leichter.
    Daniele hatte niemanden - also stand ich ihm zur Seite, zumindest soweit ich konnte.
    »Du hast dein Versprechen gehalten...«, begrüßte er mich freudig überrascht, was mich gleich schon wieder nervte, da es doch glasklar gewesen war, dass ich ihn abholen würde. Redete ich Japanisch? Wie ein kleiner Junge saß er auf seinem Bett, die Tasche, die ich ihm mitgebracht hatte, gepackt, neben sich - und wartete...
    Ich wollte gar nicht wissen, wie lange er da schon so saß, verdrehte aber innerlich meine Augen bei der Vorstellung wie lange. Also nickte ich nur etwas schroff zur Begrüßung, griff mir die Tasche und sagte, wie der Herr zum Hund »Komm mit!«
    Gehorsam lächelnd rutsche er vom Bett, drückte

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