Der Herzberuehrer
Stellen ist der härter, an anderen ist der weicher als wir. Nichts für den schnellen Fick. Mann, Mann, Mann...«
»So war das aber nicht...«, verteidigte ich mich.
»Soo? Wie war es denn dann? Was puzzelt Lucalein uns denn jetzt zurecht. Großes Gefühlskino? Therapeutische Maßnahme? Sex mit Zukunft? Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber wenn du hier schon angewinselt kommst, nachdem`s im Schritt noch pocht, dann musst du dir auch mal was sagen lassen.«
»Ich dachte, du magst ihn nicht mal...«
»Ja, natürlich mag ich ihn nicht! Ich finde ihn gruuuselig, gallig, völlig neben der Spur. Mit Verlaub - dein Geschmack, was Männer angeht, war, vom Lampion mal abgesehen, noch nie erhaben, doch shit happens, was hat das damit zu tun? Ich kann die halbe Welt nicht ausstehen. Aber will ich ihr deshalb Schaden zufügen...?«
Ich hatte es verstanden, und so langsam reichte es. Um mir Vorwürfe anzuhören, brauchte ich ihn nicht. Die machte ich mir schon selbst die ganze Zeit.
»Du möchtest mal wieder Absolution von Jackie, stimmt`s?«, ätzte er weiter,
»...Denkst, der sieht`s schon nicht so eng, zappt ja selbst gern durch die Betten...«
Sein Finger tippte herausfordernd auf meine Brust. »...Stimmt, Kleiner, ich liebe das, ich mache das, ich brauche das. Und darum weiß ich auch wie`s geht, verstehst du? Keine verbrannte Erde lautet die Devise.«
»Ich habe einen Fehler gemacht...«, gab ich zu.
Er nickte bestätigend, ersparte mir aber weitere Tiraden.
»Wie hast du ihn hinterlassen...?«, fragte er schließlich, weit weniger aggressiv als zuvor.
»Mein Gott, wie klingt dass denn - hinterlassen? «
»Es klingt so, wie ich es meine, Luca. Das ist ja das Problem. Du scheinst nicht zu begreifen, was du da getan hast. Zum Beispiel hast du jemanden einfach zurückgelassen, für den das Praktizieren von Sex bisher wahrscheinlich wie exquisite Folter sein musste. Da kann man schon mal von Hinterlassenschaft reden, oder...?«
»Es war schön...«, sagte ich dünn. »Es war sanft und unblutig...«
»Sanft und unblutig?« Er lachte humorlos »...Ja dann! Dann ist ja alles in bester Ordnung!«
»Nein, nein, du verstehst das völlig falsch. Was ich sagen will. Ich kannte ihn bisher anders und ich...«
Es fehlten mir die richtigen Worte. Jack wusste nichts von meinem ersten Erlebnis mit Daniele. Und da er davon nichts wusste, konnte er dieses nun nicht nachvollziehen. Er hatte zu wenig Informationen, um die richtigen Schlüsse zu ziehen.
»Du willst einen Rat von mir?«, unterbrach er meine Gedanken »...Du kriegst ihn! Fahr zu Daniele und räum hinter dir auf. Kehr die Scherben zusammen, wisch gründlich feucht durch, und wenn du dir dann danach im Spiegel freundlich zunicken kannst, dann verpiss dich da. Und zwar sofort. Sollte das aber nicht der Fall sein, sollte dein Spiegelbild dir in den Arsch treten, dich vielleicht sogar ankotzen, wovon ich ehrlich gesagt ausgehe, tja, dann solltest du anfangen, Verantwortung zu übernehmen und nicht nur so tun als ob.«
Plötzlich strich er mir über meine Schulter und versuchte tatsächlich so etwas wie ein versöhnliches Lächeln hinzubekommen. Nach all dem.
»...Wenn dem so ist, dann sei für ihn da. Er schwebt gerade frei im Raum, verstehst du. Er braucht jetzt jemanden mit Erdung, da bin ich ziemlich sicher.«
»...Woher willst du das wissen?«
Sein Lächeln wurde breiter, vertrauter.
»Verpiss dich...«
·
Einen Rat von Jack nicht ernst zu nehmen, konnte Folgen nach sich ziehen. Also rief ich von unterwegs im 'Luro' an, sagte meine Schicht ab und fuhr auf direktem Wege wieder zurück zu Daniele. Ich hatte mittlerweile einen Schlüssel, und so benutzte ich ihn nun auch, einem Instinkt folgend, dass es Sinn machen könnte, ihn unvorbereitet zu treffen. Bei was auch immer...
Das Bild, welches sich mir bot, nachdem ich mir Einlass verschafft hatte, war jedoch ein absolut harmloses, ja geradezu friedfertiges.
Daniele saß am Küchentisch und schrieb mit dem Füller in seine grüne Kladde.
Es war ein Anblick, der mich anrührte, mir einen Stich versetzte, denn dieses Bild zeigte mir, dass Daniele, dieser verquere Geist, der sich so unvermittelt in mein Leben gedrängt hatte, dass dieser Mensch etwas von mir angenommen hatte. Zwischen all seinen eigenartigen Gedanken, seinem ganzen Gehabe, seinem Kontrollverlust, gab es so etwas Vages wie einen Glauben an mich.
»Hallo...«, sagte ich leise und als er überrascht aufschaute, lächelte ich ihm
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