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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Ich hatte immer angenommen, der Holzwurm sei eine alberne Erfindung, ein Märchenwesen, einfach nur erschaffen, um zu belustigen, zu amüsieren, Geschichten auszuschmücken. Ich war mir ganz sicher. Ein kleiner weicher Wurm, der seinen Kopf in brettharte Bohlen bohrt, mal ehrlich bitte...
    Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für die Verbrennung, was mir angesichts christlicher Erfahrungswerte in diesem Bereich als durchaus angemessen erschien. Eine Miniatur-Inquisition quasi. Mit Mini-Heiden in Form unzähliger kleiner Würmer.
    Es war ein Fest!
    Die Nacht, in der wir den Plunder entzündeten, präsentierte sich sternenklar und herrlich frisch. Chip hatte uns zuvor mit einem Topf würziger Linsensuppe verwöhnt und irgendwann, so gegen Mitternacht, standen wir grölend, die Gläser mit frisch Gezapftem gen Himmel gestreckt, um ein loderndes Feuer herum, das sich gierig über die getürmten Devotionalien hermachte.
    In der Folge dann weißte ein Handwerker aus Busalla die über die Jahre vergilbten Wände, ersetzte schadhafte Fensterscheiben und sorgte dafür, dass sich die hölzernen Flügeltüren ohne morbide Nebengeräusche öffnen und schließen ließen. Soviel dazu.
    Eine weitere Herausforderung bildete die Bestuhlung. Zwar hatte ich einen günstigen Verleih für angemessene Sitzgelegenheiten ausgemacht, der Anbieter bestand jedoch auf Abholung. Das war zwar kein wirkliches Problem, aber es kostete eben Zeit.
    Derweil lief in der Küche alles auf Hochtouren. Sandra und Orlando bereiteten vor, was in irgendeiner Form vorzubereiten war, um es im Anschluss in die Obhut des Frosters zu geben. Eine Herangehensweise, die mir überhaupt nicht gefiel, und an der sich für mich zeigte, wo uns unser Anspruch trennte. Ich mochte es frisch, und ich sah nicht das Problem, es auch genauso abzuliefern. Also wand ich mich an Chip.
    »Ich weiß, Luca. Doch glaube mir, wenn ich die beiden darauf anspreche, haben wir wirklich ein Problem. Sie sind jetzt schon am durchdrehen...«
    »Aber die Hochzeit ist im Grunde doch simpler als der normale Gastrobetrieb...« Ich verstand einfach nicht, was das sollte »...Zwei Hauptgänge, der Rest identisch. Warum schieben die auf einmal solche Panik?«
    »Weil sie dich mögen, Luca. Sie wollen auf keinen Fall was falsch machen. Diese Hochzeit ist ihnen unheimlich wichtig. Und damit sie sicher gehen können, dass alles klappt, haben sie eben schon alles vorbereitet. Und ich garantiere dir - es wird allen schmecken.«
    »Du weißt, mit wem du es zu tun bekommst?«
    »Das weiß ich ganz genau! Mit den grandiosen Lauros! Und du weißt genau, was ich kann. Also setz ruhig mal ein bisschen Vertrauen in mich...« Dann schenkte sie mir ihr wunderbar hintergründiges Lächeln. »...Fano soll sich schon mal warm anziehen...« Ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass sie es auch so meinte.
    Nun wusste ich, dass alles gut werden würde.
    Soweit das Essen. Blieben noch die Getränke: Beim Wein setzte ich auf heimische Gewächse. Ich war mir sicher, dass ich vor allem Antonios feine Zunge damit überraschen konnte. Denn im Gegensatz zu all den anderen Regionen wurde ligurischer Wein beinahe ausschließlich vor Ort konsumiert. Der Grund lag auf der Hand: Das Anbaugebiet war für den Export einfach zu klein. Und so erwartete meine Sippe eine Auswahl an ausgesucht eigenwilligen Raritäten hoher Güte.
    Eiskalt gezapftes Bier, so mochte ich es am liebsten, feine Brände aus Trester und Frucht, sowie unser hauseigener Quellbrunnen rundeten das Angebot ab. So sollte es klappen.
    Daniele und die Hochzeit Rebeccas: Zwei wirklich aufreibende Projekte. Beide etwas schräg.
    Unkalkulierbar...
    Doch eigenartigerweise passten sie sogar ganz gut zusammen, fand ich, denn vieles, was ich für die Feier zu erledigen hatte, ließ sich nur vor Ort, in Genova organisieren, ganz nah bei Daniele also...
    Ich war gefordert.
    Und gespannt...

11.

    »Hast du die Sitzordnung schon übertragen...?«
    Dumme Frage meinerseits - natürlich hatte sie.
    Und so erhielt ich denn auch keine Antwort, sondern erntete im Gegenzug einen gedehnten Rebeccakritischen Blick, gefolgt von einer kleinen Pappschachtel, die sie schwungvoll und unüberhörbar auf der Tischmitte platzierte.
    Meine Schwester war bereits am frühen Mittag eingetroffen, in Begleitung ihrer Trauzeugin Alda, jener besten Freundin aus Kindertagen, die sich dankenswerterweise bereit erklärt hatte, den Wagen zu steuern. Rebeccas Nerven hätten dies keinesfalls

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