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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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zugelassen.
    »Ist die Kapelle auch wirklich fertig geworden, Luca?«, fragte sie mich beispielsweise direkt nach ihrer Ankunft auf dem Parkplatz, hochkehlig, ein leichtes Flirren im Blick, ohne mich auch nur in irgendeiner Form begrüßt zu haben. Ich verübelte es nicht, nahm sie stattdessen in den Arm und lächelte Alda zu, die mir mit genervtem Augenverdrehen signalisierte was ich bereits ahnte: Meine Schwester war mit äußerstem bedacht zu genießen. Also führte die beiden zunächst einmal zum Objekt der Begierde.
    Klar - Rebecca kannte nur die alte, ramponierte Kapellenvariante. Und dieses brüchige Bild, gepaart mit dem Wissen um meine explizite Meinung zur christlichen Lebenshaltung reichte aus, mein Renovierungs-Versprechen in Frage zu stellen.
    Umso schöner war es nun für mich, ihre maßlose Verblüffung zu erleben, als sie das Ergebnis unseres Bemühens in Augenschein nahm.
    Wie ein kleines Juwel stand sie da, unsere Kapelle, außen im regionstypischen Ocker, innen Kalkweiß herausgeputzt. Fabio hatte sie aus einer intuitiven Laune heraus am Abend zuvor noch verschwenderisch mit Olivenzweigen geschmückt, was ihr etwas liebevoll Festliches verlieh. Ein bisschen so wie bei einem Siebentonner zur Weihnachtszeit, schoss es mir blasphemisch lächelnd durch den Kopf, blinkende Tannenbäumchen und Lichterketten ums Führerhaus vor Augen.
    Als wir uns schließlich im lichtdurchfluteten, holzbestuhlten Innenraum wiederfanden schien es mir, als sei das Eis gebrochen.
    Eine schier unfassbar selige Rebecca und in Folge dessen eine unendlich erleichterte Alda, mehr war kaum drin, für`s Erste.
    Nun also die Tischkarten...
    Ich öffnete die Schachtel, entnahm ihr einen fein säuberlich gefalteten Plan, auf dem sich jene U-förmige Tischaufstellung vor mir auftat, die wir via Mail und in unzähligen Telefonaten schon miteinander abgesprochen hatten.
    Da sich in dieser Angelegenheit zwei Profis derselben Schule gegenüber saßen, blieben weitere Worte überflüssig.
    Wie erwartet waren die einzelnen Plätze im Uhrzeigersinn durchnummeriert und mit Namen versehen. Mit Nummer eins war Rebecca versehen. Geschlossen wurde der Kreis durch Sebastian, dessen Platz der achtundneuzigste wieder an den meiner Schwester anschloss. Stunden an Arbeit konnten so eingespart werden.
    Apropos Sebastian...
    »Wann werde ich deinen Liebsten denn eigentlich kennenlernen...?« Im Grunde fand ich es ein starkes Stück, noch nicht mal ein Foto von ihm zu Gesicht bekommen zu haben.
    »Stimmt, hätte ich fast vergessen ...«, schlug sie sich verbal gegen die Stirn um daraufhin erstmal einen stattlichen Schluck Prosecco zu trinken.
    »Sebastians Eltern würden uns heute Abend gerne zum Essen einladen, wenn es dir passt. In Genova. Er ist dort zurzeit mit seiner Familie...«
    Ich war verwirrt. Wir hatten uns um Unterkünfte in Busalla gekümmert und von dort einen Shuttledienst organisiert, was sollte das nun auf einmal?
    »Nein, nein...«, reagierte sie auf mein beunruhigtes Gesicht. »...Alles wird stattfinden wie geplant. Aber er und seine Familie haben sich lange nicht gesehen und da dachten sie, sie treffen sich ein paar Tage vor der Hochzeit. Warum auch nicht...«
    »Verstehe...«
    »Hast du Zeit, heute Abend? Ich weiß, es ist etwas überstürzt und in all der Aufregung...«
    »Was ist mit Matteo? Und mit Fabio?«
    Einen Moment stutzte sie, dann schüttelte sie energisch den Kopf. »Matteo nein, auf keinen Fall. Fabio hingegen gerne.«
    Wo liegt das Problem mit Matteo...?« Ich verstand es nicht. Die beiden hatten sich immer ausgezeichnet verstanden. Und nun das. Matteos verfrühte Anreise, Rebeccas ablehnende Haltung...
    »Es ist wirklich nichts Schlimmes, Luca, aber an diesem Abend, an diesem Abend möchte ich ihn einfach nicht dabei haben. Versteh das bitte. Auf Fabio bin ich gespannt. Am Telefon ist er wirklich... ja... charmant...«
    Freute mich, dass sie es so sah.
    »Und Lorenzo natürlich...«, hängte sie noch an »... Aber er weiß schon Bescheid.«
    Lorenzo - jetzt war es an mir, mich an die Stirn zu schlagen.
    Den hatte ich ganz vergessen...
    Oder vielmehr - verdrängt...
    ·
    Sebastian Cabarese...
    Er war so ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte.
    Jünger, interessanter, lebendiger...
    Nur, dass er eine Brille trug, das hatte ich erwartet - logisch.
    Eine Schwarze aus Kunststoff, in oval, von Gucci.
    Sebastian begrüßte uns mit der Herzlichkeit eines Freundes, was mich überraschte, und er schenkte Fabio dieselbe

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