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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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schlagartig mit einer tiefen Traurigkeit.
    So trist hatte ich mir unser Wiedersehen denn doch nicht vorgestellt.
    »Hallo...«, sagte ich schließlich leiser als gewollt, versuchte ein Lächeln und ging einen Schritt auf sie zu.
    »...Willkommen im... 'Luro'...«
    Eine Weile standen wir uns nur so gegenüber und sahen uns an. Doch dann sagte mein Vater, »Schöner Name...«, und seine Stimme klang verletzlich und brüchig zugleich. Nun lächelte auch er etwas, stellte endlich seinen Koffer ab und ging mit sich vorsichtig öffnenden Armen langsam ein paar Schritte auf mich zu.
    Es war ein befreiender Moment. Ein absolut unerwarteter. Einer, auf den wir beide glaube ich, all die Jahre sehnsüchtig gewartet hatten. Dass er nun hier, am Tage von Rebeccas Hochzeit, auf meinem Grund und Boden stattfinden sollte, damit hatte ich niemals gerechnet. Wir umarmten uns ganz vorsichtig, und dann, als wir uns schließlich einander sicher sein konnten, fester und lange.
    Als wir voneinander abließen, hatten wir tränenverhangene Augen.
    Die Begrüßung mit meiner Mutter verlief hingegen nüchtern. Ich spürte ihre intensiven Augen, die mich musterten, auf diese typische, streng besorgte Weise. Aber sie nickte mir wohlwollend zu, als sie ihren Blick über die Klosteranlage wandern ließ und schließlich wieder meinen Kontakt suchte.
    Immerhin! Etwas.
    Rebecca war schon seit Stunden mit Vorbereitungen an sich selbst beschäftigt, überall im Haupthaus herrschte reges Treiben, frische Blumen wurden in den Räumen, den Gängen und in der Kapelle verteilt. Der Speisesaal war schon am Abend zuvor eingedeckt worden, doch die Terrassen mussten noch für den Empfang hergerichtet werden. Das Wetter spielte mit, trotz Spätherbst.
    Ich sah meinen Eltern an, dass sie jedes Detail registrierten, es sofort fachlich einzuordnen wussten, und sie sich gedanklich wahrscheinlich zuhause in Fano befanden, bei der Vorstellung, wie ihre älteste Tochter bei ihnen, im D’Agosta ihre Hochzeit feiern würde.
    »Ihr habt eine Kapelle...?«, fragte Valentina. Ihre Stimme hatte einiges von der Kraft und Schärfe verloren, die mir seither immer so vertraut war. Ich öffnete die Türe zu ihrem Zimmer, jenes neben Matteo, womit die beiden ebenerdigen dann auch belegt waren.
    »Ihr seid gerade daran vorbeigefahren...«, brachte ich etwas gepresst, unter dem Gewicht der Koffer hervor.
    »Ich habe wohl geschlafen...«. Sie lächelte freudlos, sah sich aufmerksam im Zimmer um, blickte aus dem Fenster und prüfte die Aussicht. »...Ausgerechnet mein Luca... und eine Kapelle...«
    Wo sie Recht hatte, da hatte sie Recht...
    ·
    Die restlichen Familienmitglieder, die bei uns im 'Luro' untergebracht waren, konnten nun ruhig so nach und nach auftauchen.
    Es war vorgesehen, dass die Cabareses den östlichen, und die Lauros den westlichen Flügel bewohnen sollten. Schon alleine wegen der Aufteilung der Badezimmer machte das Sinn. Von Tomaso und Giade einmal abgesehen. Die hatte ich im Mitteltrakt untergebracht, und das soweit von mir entfernt wie nur möglich.
    Nach dem Lancia meiner Eltern war es der schwarze Mercedes von Sebastians Familie, der behäbig das Kiesbett der Einfahrt entlang rollte.
    Claudia sah fantastisch aus, als sie der Limousine entstieg. Das musste ich neidlos anerkennen. Sie trug ein figurbetontes Kleid in einem gewirkten Moosgrün, das perfekt zu ihrem roten Haar harmonierte. Es verlieh ihr zwar ein wenig die Optik einer aufgetakelten Meerjungfrau, aber irgendwie war es schön. Es gefiel mir.
    Sebastian selbst hatte sich für einen schmal geschnittenen, tabakbraunen Anzug entschieden, einen, der nach Maß gefertigt war. Das sah man sofort. Dazu eine Krawatte, die im selben Kupferton gehalten war wie seine ganz leicht getönte Brille. Er sah verdammt gut aus. Rebecca musste sich was einfallen lassen.
    Claudias Schwestern Sofia und Giulia trugen Schwarz, was entweder darauf schließen ließ, dass ihre Männer Geschichte waren oder Claudia die Order herausgegeben hatte, ein passendes Passepartout zu ihrem Auftritt abzuliefern. Schöne Frauen, sehr aufrecht, jünger als Claudia. Ich tippte auf letzteres, was die Farbe anging, denn auch Manuel Cabarese hatte sich für schwarzes Tuch entschieden. Das allerdings fand ich bei einem Versicherungs-Fuzzie nun auch nicht weiter verwunderlich.
    Es wurde Prosecco gereicht, ein lombardischer, und wir begannen ganz klassisch damit, den vergangenen Abend nochmals Revue passieren zu lassen, teilten so was wie

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