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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Strahlen über sein Gesicht glitt.
    »...Sag es bitte auch den anderen...«
    Er nickte, griff im Gehen noch ein paar vergessene Gläser, die auf weiß eingedeckten Stehtischen vor sich hintrockneten und machte sich auf den Weg in die Küche.
    Ja, und dann kam Rebeccas Auftritt...
    Was diesen für mich unvergesslich werden ließ, war nicht etwa ihre Schönheit, die sie in Vollendung zur Schau trug - es war der Ausdruck in den Augen meiner Mutter.
    Für Valentina ging ein Wunsch in Erfüllung, einer, den sie noch erleben durfte...
    Das sagte mir nicht nur ihr Blick, ihre ganze Körpersprache ließ daran keinen Zweifel.
    Cremefarbene Wildseide, die mit einer Unzahl zarter Singvögel kunstvoll bestickt war - soviel Extravaganz hätte ich ihr nicht im Traum zugetraut. Keine Schleppe - Gott sei Dank, und keinerlei Schleier - Hurra.
    Enger Schnitt, ein O'lala Dekolleté, nicht einmal Schmuck trug sie, was ansonsten zwar völlig normal war, mich an ihrem Hochzeitstag aber doch überraschte.
    Fabio entglitt so etwas wie ein Lufteinziehen, das in einem sehr leisen Pfiff gipfelte, ein untrügliches Zeichen, dass ihm gefiel, was er sah.
    Rebecca und Sebastian...
    Das Zeremoniell konnte beginnen - und ich war erst einmal außen vor.
    In die Kapelle bekam mich niemand.
    Auch Rebecca nicht...
    ·
    Orlandos Herzanfall hatte sich angekündigt.
    Mehrmals.
    Im Nachhinein wussten wir es. Wir hatten nur die Zeichen falsch gedeutet, Überarbeitung und sein Alter vorgeschoben, ohne das Offensichtliche zu erkennen.
    Gut, er sollte es überstehen, sollte sich wieder erholen, seine Kräfte neu sammeln. Er sollte sogar mit mehr Energie ans Werk gehen, als es die letzte Zeit der Fall gewesen war.
    Doch als er an diesem Tag in der Küche zusammenbrach, da war für uns alle klar, schlagartig, dass es das jetzt war, mit ihm, dass er sterben würde. Wenn nicht hier auf dem steinernen Küchenboden, dann später in irgendeinem Krankenhaus. Aber überleben konnte er dies nicht. Auf keinen Fall.
    Es geschah während des Empfangs.
    Die Trauung war vollzogen, ein bildschönes Brautpaar beglückwünscht, und der großartige Spumante eines kleinen Weingutes sprudelte verheißungsvoll in den Gläsern.
    Ja, und dann, wie aus dem nichts, kam Adalgiso von der hinteren Terrasse auf mich zugeschossen. Es war, als sei der Teufel hinter ihm her, wenngleich er versuchte, so unauffällig wie möglich durch das Gedränge zu mir zu gelangen, und ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmen konnte.
    »Orlando ist zusammengeklappt...«, berichtete er außer Atem, sichtlich geschockt. »Einfach so... Ist unter den Gästen ein Arzt?«
    Ich ging gedanklich fieberhaft die Liste durch, aber ich konnte ja eh nur für Rebeccas Seite sprechen.
    Also schlängelte ich mich, so rasch es ging, zwischen Menschentrauben und Stehtischen hindurch, Adalgiso im Schlepptau, um Sebastian um Hilfe zu bitten.
    Und tatsächlich, wir hatten Glück. Einer seiner Freunde praktizierte in einer Hausarztpraxis in Fossombrone. Kein Zahnarzt diesmal, sondern ein richtiger, einer mit Ahnung bei solchen Sachen.
    »Es ist ein Infarkt«, bestätigte dieser wenig später mit ernstem Gesicht, nachdem er den leichenblassen Orlando erst einmal hochgelagert hatte, um sein Herz zu entlasten. »Eine Ambulanz zu rufen dauert jetzt zu lange. Jemand muss fahren. Wo befindet sich die nächste Klinik?«
    »In Busalla...« Claudio hatte schon zum Telefon gegriffen, um dort anzurufen. Stefano bot sich nach einem fragenden Blick zu Chip an, zu fahren, Sebastians namenloser Medizinmann übernahm die Begleitung, um Orlandos Zustand zu überwachen, und der Rest der Küchencrew versuchte so behutsam wie möglich eine in Tränen aufgelöste Sandra zu beruhigen.
    Es war ein einziges Chaos.
    Wie oft hatte ich mir ausgemalt, was alles schief gehen konnte bei dieser Hochzeit. Aber damit hätte ich nun nie gerechnet. Verwirrt und verstört ging ich wieder nach Draußen, wo es sich merklich abgekühlt hatte, nahm Rebecca zur Seite und berichtete ihr von den Neuigkeiten.
    »Und nun...«, fragte sie besorgt.
    »Keine Sorge...«, beruhigte ich sie mechanisch, »...wir sind gut vorbereitet. Es wird alles glatt laufen...«
    Sie schüttelte missbilligend ihre Hochfrisur.
    »Dass meine ich doch nicht, Luca. Was ist mit eurer Crew. Wie geht es denen? Die können doch jetzt nicht weiterarbeiten wie Automaten...«
    Da hatte sie Recht.
    Stefano, Orlando und Sandra fielen aus, aber auch die anderen machten nicht den Eindruck, als wären sie

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