Der Herzensbrecher
einer Lederscheide steckte, und hielt es auf seinen Knien fest, bis drei ältere Cowboys vorbeiritten und an ihre Hüte tippten.
»Rechnest du mit Schwierigkeiten?« fragte Heather.
»Nein, aber der Weidekrieg wurde eben erst beendet, und man sollte sich nicht unbewaffnet in diese Gegend wagen.«
Bedrückt erinnerte sie sich an die Tragödie, die Caitlin ihr geschildert hatte. Eines Tages war Sloans indianische Frau nach Hause gefahren, von blutrünstigen Revolverhelden überfallen und getötet worden.
Während die Dunkelheit hereinbrach, wurde die Straße immer unwegsamer und steiniger, von tiefen Furchen durchzogen. Mehrmals musste Sloan absteigen und die Pferde am Zügel über besonders gefährliche Hindernisse führen. Ein Vollmond übergoss das Land mit bleichem Licht. Obwohl Heather sich immer wieder am heftig schwankenden Kutschbock festhalten musste, fühlte sie sich in der Obhut ihres Mannes sicher. Nur vor der eisigen Kälte konnte er sie nicht schützen. Frierend wickelte sie sich in die Decke.
»Jetzt ist's nicht mehr weit«, versicherte er mitfühlend. »Vor Greenbriar biegen wir ab.«
Von dieser Stadt, einem Vergnügungszentrum für Rancher, Cowboys und Bergmänner, hatte Caitlin ihr erzählt.
»Gehört Greenbriar zu dem District, den du repräsentieren wirst, wenn du für den Staatssenat kandidierst?«
Er warf ihr einen seltsamen Blick zu, als würde ihn ihr Interesse an solchen Dingen überraschen. »Ja. Dieser große Wahlbezirk erstreckt sich ein paar Meilen in die Berge hinein und fast hundert von Norden nach Süden. Hier ist es seit vielen Jahren äußerst schwierig, die Interessen der Rancher und der Minenbesitzer in Einklang zu bringen.«
Etwa zehn Minuten später verließen sie die Hauptstraße und folgten einem holprigen Weg, der sich in die Gebirgsausläufer hinaufwand. Die McCord-Ranch lag in einem Tal am Fuß eines dunklen, von Kiefern bewachsenen Hangs. Als sie durch ein Tor mit der Aufschrift >Bar M< fuhren, sah Heather einladende Lichter funkeln und Rauch aus mehreren Schornsteinen quellen. Im silbrigen Mondschein betrachtete sie ein hübsches, einstöckiges Holzhaus, von Korralen und Nebengebäuden flankiert. Eine Laterne beleuchtete die Veranda.
Noch bevor Sloan das Gespann im Hof zügelte, eilte eine schwarzhaarige, schwangere Frau aus der Tür. Ohne auf die Hilfe ihres Mannes zu warten, kletterte Heather vom Kutschbock, lief der Freundin entgegen und umarmte sie.
»Endlich!« rief Caitlin. »Oh, du ahnst nicht, wie ich dich vermisst habe!«
»Und ich dich. Sloan erzählte mir, dass ich dich und Jake hier antreffen würde.«
»Natürlich wollten wir dich in deinem neuen Heim willkommen heißen. Sloan, man sollte dir das Fell gerben, weil du ihr eine so beschwerliche Reise zugemutet hast«, schimpfte Caitlin. »Und wenn du sie nicht sofort ins Haus führst, tu ich's wirklich.«
»Sehr wohl, Ma'am«, erwiderte er grinsend.
Heather hob erstaunt die Brauen. Vermutlich brachten nur wenige Leute den Mut auf, Sloan McCord herumzukommandieren oder gar zu bedrohen.
»Sicher bist du halb erfroren, meine Liebe, klagte Caitlin. »Komm herein und wärm dich am Feuer. Das Essen steht schon auf dem Herd.«
Arm in Arm stiegen sie die Verandatreppe hinauf. Vor der Tür begegneten sie einem Mann in Hemdsärmeln und Jeans.
»Das ist Jake«, stellte Caitlin ihren Mann vor.
Neugierig musterte Heather den ehemaligen Outlaw. Wie Sloan war er groß und kräftig gebaut und besaß das gleiche goldbraune Haar, aber keine eisblauen Augen, sondern grüne, die viel freundlicher strahlten. Er schüttelte ihr die Hand, und sie erwiderte sein Lächeln. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Richter McCord. Caitlin hat mir so viel von Ihnen erzählt.«
»Bloß nicht so förmlich, Heather! Nenn mich Jake. Cat hat mir auch sehr viel von dir erzählt, aber nicht erwähnt, was für eine hübsche Schwägerin ich bekommen würde.«
»Wo ist Janna?« fragte Sloan.
»In deinem Arbeitszimmer«, entgegnete Caitlin. »Sie wollte unbedingt aufbleiben, um ihren Papa wiederzusehen und ihre neue Mama kennenzulernen.«
Bei diesen Worten erstarrte Sloan sekundenlang. Dann ging er an ihnen vorbei ins Haus.
Heather folgte ihm, von ihrer Freundin gedrängt. Zur Linken sah sie einen halbdunklen Salon mit brokatbezogenen Sesseln und einer Velourstapete. Ihr Mann verschwand in einem Raum zur Rechten. Zögernd trat sie in die Tür. Das Arbeitszimmer mit
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