Der Herzensbrecher
den Armen halten und erklären würde, was mit ihr geschehen war? Niemals hätte sie erwartet, ein so lustvolles, schamloses Entzücken zu empfinden. Die Erinnerung an dieses Erlebnis überwältigte sie - und erfüllte sie mit neuer Sehnsucht.
Möge der Himmel ihr beistehen ...
Stöhnend vergrub sie das Gesicht im Kissen und ärgerte sich über ihre eigene Dummheit. Da sie mit Sloan eine Vernunftehe geschlossen hatte, musste sie sich mit der Realität abfinden und lernen, ihre Emotionen zu zügeln.
Und doch - in einem kurzen, intimen Augenblick hatte sie sich ihrem Ehemann so nahe gefühlt, als wäre sie ein Teil von ihm und er ein Teil von ihr. Aber in Zukunft musste sie ihr Herz bezwingen und sich an die Vereinbarungen halten.
Er wünschte sich keine richtige Ehefrau, nur eine Mutter für seine Tochter, eine Haushälterin und eine Gefährtin, die ihn in seinem Wahlkampf unterstützte.
Kapitel 5
Trotz des Winters herrschte auf dem Bahnhof von Denver reges Leben und Treiben. Während Heather im Waggon auf Sloan wartete, der seinen Wagen aus dem Mietstall holte, beobachtete sie neugierig die Leute auf dem Bahnsteig.
Hier sah man nicht so viele elegant gekleidete Damen und Herren wie in St. Louis, aber umso mehr Cowboys mit Stetsons und Revolvern an den Hüften. In einiger Entfernung lag der Viehhof des bedeutsamen Umschlagbahnhofs für den Rinderhandel.
Ein paar Schneeflocken glitzerten im Licht der Nachmittagssonne, und die kalte Luft ließ Heather frösteln. Nach der sechsundzwanzigstündigen Bahnfahrt fühlte sie sich erschöpft. Sie hatte, von ihren Emotionen aufgewühlt, kaum geschlafen. Nun musste sie weitere dreißig Meilen bis zur McCord-Ranch in den Ausläufern der Rocky Mountains zurücklegen. Wie Sloan er klärt hatte, würden sie ihr Ziel erst in der Nacht erreichen.
Sonst hatte er nicht viel mit ihr gesprochen. Kurz nach dem Frühstück war er in den Waggon zurück kehrt und aufs Bett gesunken, um zu schlafen. Ein Schaffner weckte ihn eine halbe Stunde vor der Ankunft in Denver. Während Sloan sich rasierte und seine Kleidung wechselte, gönnte er Heather kaum einen Blick. Angelegentlich hielt sie ihr Buch vor die Nase. In seiner Nähe hatte sie sich verletzlich und ausgeliefert gefühlt - insbesondere, weil er mit so intimen Tätigkeiten beschäftigt gewesen war, wie ein ganz normaler Ehemann vor den Augen seiner Frau.
Auch jetzt kam sie sich wieder schwach und hilflos vor, als sie beobachtete, wie er sich einen Weg durch die Menge bahnte. Wenig später betrat er den Waggon. »Bist du bereit?«
Angesichts seines kühlen, unpersönlichen Blicks konnte sie nur nicken. Er ergriff die Koffer, und sie folgte ihm auf den Bahnsteig hinaus, ihre kleine Reisetasche in der Hand. Warum benahm er sich wie ein Fremder, nachdem sie so ekstatische Liebesfreuden genossen hatten? Wenn sie doch verstünde, was in ihm vorging ...
Er führte sie zu seinem leichten, vierrädrigen Wagen, verstaute das Gepäck darin und half ihr, hinaufzusteigen. Dann breitete er eine Decke über ihre Knie.
»Danke«, murmelte sie.
»Heute ist's ziemlich kalt«, meinte er und setzte sich zu ihr auf den Kutschbock. »Daheim erwarten uns Caitlin und Jake. Ich habe ihnen ein Telegramm geschickt.« Dann ergriff er die Zügel und lenkte das Gespann aus der Stadt.
Während er sich auf die vereiste Straße konzentrierte und Heather die Landschaft betrachtete, schwiegen sie. Denver lag in einer flachen, mit Gestrüpp bewachsenen Prärie. In der Ferne erhoben sich verschneite Berge.
Bald ging die Ebene in zerklüftete Hügel über. Auf einigen Wiesen weideten Rinder. Hin und wieder fuhr der Wagen an Ranchhäusern vorbei, die Luft roch frisch und sauber.
Wann immer sie einen neuen Grat überquerten, genoss Heather eine atemberaubende Aussicht auf die Rockies, deren schneebedeckte Gipfel im Sonnenlicht glänzten. An den Hängen mischten sich Goldkiefern mit hohen Fichten und kahlen Espen.
Kurz vor Sonnenuntergang zügelte Sloan die Pferde und schaute sich um. Heather konnte seine Bewunderung für die großartige Szenerie nachempfinden. Jetzt leuchtete das Gebirge in rotgoldenem Licht. »Wie schön es hier ist ...«, flüsterte sie.
»Ja, ein gottgesegnetes Land«, sagte er und setzte das Gespann wieder in Bewegung.
Wenig später hörten sie Hufschläge hinter sich. Mit einer Hand griff Sloan nach dem Gewehr, das neben dem Kutschbock in
Weitere Kostenlose Bücher