Der Herzensbrecher
hatten.
»Ich habe das Öl gefunden«, flüsterte er, obwohl es ihm widerstrebte, die Idylle zu stören.
»Wahrscheinlich braucht sie's nicht mehr«, erwiderte Heather ebenso leise und blickte lächelnd auf. »Jetzt schläft sie, und ich möchte sie nicht stören.«
Er nickte, und plötzlich wurde ihm bewußt, wie unzulänglich sie beide gekleidet waren. Noch dazu in seinem Schlafzimmer ...
Mit einem unterdrückten Fluch wandte er sich ab. Heather war in seine Privatsphäre eingedrungen, in einen Raum, wo die Erinnerung an Doe unangetastet weiterleben musste.
Aber sie sorgte gut für seine Tochter.
Er holte eine Decke von seinem Bett und legte sie um Heathers Schultern. Erstaunt über die fürsorgliche Geste hob sie die Brauen.
»Du darfst dich nicht erkälten«, erklärte en Doch diese Gefahr fürchtete er weitaus weniger als den schönen Körper, der sich unter dem züchtigen Nachthemd verbarg. Wenn er an das wilde Entzücken der Hochzeitsnacht dachte - wie leicht könnte er Doe vergessen ...
Entschlossen biss er die Zähne zusammen. Nein, diesmal würde er seinem Verlangen nicht nachgeben. Jene quälenden Schuldgefühle könnte er nicht mehr ertragen.
Zwei Nächte später wurde seine Willenskraft erneut auf eine harte Probe gestellt. Und diesmal verlor er den Kampf.
Ein heftiger Schneesturm umtoste das Haus. Nachdem Heather das Kind zu Bett gebracht hatte, saß sie in der Küche, nur mit einem Nachthemd und einem Wollschal bekleidet, und flickte ein paar Kleidungsstücke. Von banger Sorge erfüllt, wartete sie ungeduldig auf Sloans Heimkehr.
Als schwere Schneekristalle gegen die Fensterscheiben prasselten, wuchs Heathers Unbehagen. Eigentlich durfte sie keine Angst empfinden. Sein ganzes bisheriges Leben hatte Sloan hier verbracht, er kannte das Land und die Gefahren. Auch dieses Unwetter würde er überleben.
Endlich flog die Hintertür auf, und er stolperte herein, von einem kreischenden Windstoß begleitet. Heather lief erschrocken zu ihm.
Mit letzter Kraft stemmte er sich gegen die Tür und schloss sie. Dann lehnte er am Pfosten und zitterte vor Erschöpfung. Schnee bedeckte den Schafspelzmantel und die Jeans. Seine Wimpern waren eisverkrustet.
»Du musst das nasse Zeug ausziehen«, mahnte Heather.
»Ja«, murmelte er, viel zu müde, um zu protestieren.
Widerstandslos ließ er sich die Handschuhe von den steifen Fingern streifen und den Hut abnehmen. Heather hängte die Sachen an Wandhaken, um sie trocknen zu lassen. Mit einiger Mühe half sie Sloan aus dem schweren Mantel. Das feuchte Baumwollhemd klebte an seinen Schultern, und er erschauerte. Hastig füllte sie eine Tasse mit heißem Kaffee, wickelte ein Geschirrtuch darum und drückte es ins Sloans Hände. »Warte hier, ich hole ein paar Decken.«
Schon nach wenigen Minuten kehrte sie zurück. Inzwischen war es ihm nicht gelungen, aus den Stiefeln und der Hose zu schlüpfen. Er saß auf einem Stuhl neben dem Tisch und rührte sich nicht. Offenbar musste sie ihm helfen, sich auszukleiden. Erst zog sie die Stiefel von seinen Beinen, dann kniete sie nieder, um den Gürtel und die Hosenknöpfe zu öffnen. Schließlich trug er nur noch die wollene Unterhose, das Unterhemd und die Socken.
Sie hüllte ihn in mehrere Decken und rieb seine Hände. »Gehen wir ins Arbeitszimmer, Sloan, dort kannst du dich am Feuer wärmen.«
Erstaunlicherweise gehorchte er und ließ sich zum Kamin führen. Er setzte sich auf das Bärenfell und starrte in die Flammen.
»Heute haben wir zwei erfrorene Stiere gefunden«, erzählte er leise und verzweifelt. »Und ich kann überhaupt nichts tun, um die Herde zu retten. Wenn das so weitergeht, wird bald nichts mehr von der Bar M übrigbleiben.«
Wie sollte sie das Bedürfnis, ihn zu trösten, noch länger unterdrücken? Sie kniete neben ihm nieder und berührte die Bartstoppeln auf seiner schmalen Wange. »0 Sloan, ich würde dir so gern helfen ...«
Misstrauisch runzelte er die Stirn. Er war zu stolz, um ihr Mitgefühl zu akzeptieren.
Könnte sie ihn doch von dieser unseligen Bitterkeit befreien ... Ihre Finger strichen über sein Kinn, und sie spürte seine innere Anspannung. In atemloser Stille schauten sie sich an.
Heather spürte, wie dringend er Hilfe brauchte.
Zu seiner Bestürzung vermochte er seinen Blick nicht von ihren goldbraunen Augen loszureißen, die ihn voller Sorge und Zuneigung musterten. Aber er ,wollte ihrer
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