Der Herzensbrecher
ich fahre gleich hin«, versprach sie. Der Mann nickte ihr dankbar zu, ehe er davongaloppierte.
»Dann. werde ich jetzt den Wagen anspannen, Miss Heather«, erbot sich Rusty. »Am besten begleite ich sie zu Jakes Ranch. Da drüben braut sich ein Unwetter zusammen.«
Sie warf nur einen kurzen Blick zu den Wolken am westlichen Horizont. »Nein, bleiben Sie hier und passen Sie auf Janna auf, bis Sloan von der Weide zurückkommt. Ich kann sie nicht mitnehmen. Diesem Gewitter möchte ich sie nicht aussetzen.«
»Gut, ich sorge für die Kleine.«
Jahren Sie den Buggy vor!« bat sie, bevor sie ins Haus rannte. »Inzwischen stelle ich das Essen für Janna bereit.« Hastig zerstampfte sie ein paar gekochte Kartoffeln und briet ein Spiegelei.
Nachdem sie ihren Mantel angezogen und den Hut aufgesetzt hatte, schrieb sie ein paar Zeilen an Sloan und erklärte, sie müsse Caitlin während der Niederkunft beistehen und würde so schnell wie möglich zurückkommen.
Wenig später verstaute sie ihr Gewehr im Buggy, und der Cowboy half ihr auf den Kutschbock.
»Wahrscheinlich wird Janna noch eine Stunde schlafen, Rusty. Wenn sie aufwacht, geben Sie ihr bitte das Essen, das ich auf dem Herd warm gestellt habe. Und falls sie - nass ist, müssen Sie die Windeln wechseln. Die sauberen finden Sie im Schrank neben Jannas Bettchen. Sie passen ihr wie Unterhöschen. Legen Sie ihr die neue Windel einfach so an wie die alte, die sie jetzt trägt.« Bei diesen Worten errötete sie. Aber Rusty nickte ernsthaft, als würde man ihm eine sehr wichtige Aufgabe anvertrauen. »Sobald Sloan heimkommt, wird er sich um alles Weitere kümmern.«
Als sie das Pferd die Zufahrt hinabsteuerte, wurde sie von einem heftigen Windstoß erfasst und schauderte. Inzwischen war es Ende April geworden, und an den Bäumen zeigten sich die ersten grünen Keime. Aber der Winter wollte das Feld offensichtlich noch nicht räumen.
Glücklicherweise konnte sie bei Tageslicht fahren, und sie war froh, dass sie sich an den Weg erinnerte. Seit ihrer Ankunft in Colorado hatte sie Caitlin einmal besucht. An der zerfurchten Straße, die sich durch die Hügel wand, standen keine Wegweiser. Trotzdem erreichte sie Jakes Ranch ohne sich zu verfahren und übergab den Buggy einem Stallknecht.
In dem einstöckigen neuen Holzhaus gab es jeden erdenklichen modernen Komfort, von der Zentralheizung bis zum heißen Fließwasser. Jake weigerte sich, im Haus seines Schwiegervaters zu wohnen des Mannes, der ihn als Outlaw gebrandmarkt und seine Schwägerin ermordet hatte, Sloans indianische Frau.
Da Heather in der Küche niemanden antraf, ging sie Zum ehelichen Schlafzimmer im Hintergrund des Hauses. Ein schriller Schrei verriet ihr, dass Caitlins Wehen tatsächlich begonnen hatten. Schweiß rann über das blasse Gesicht der werdenden Mutter. Kein Wunder - in diesem Raum war es viel zu heiß. Außer der Zentralheizung brannte ein helles Feuer im Kamin. Aufgeregt wanderte Jake umher, und Heather schickte ihn hinaus. »Beruhige dich. Ich kümmere mich um Caitlin, bis der Doktor kommt.«
»Und wenn er nicht rechtzeitig eintrifft?«
»Dann wird sie deinen kleinen Sohn oder die Tochter mit meiner Hilfe zur Welt bringen. Keine Bange, ich habe einige Erfahrungen gesammelt. Immerhin war ich bei der Geburt deines ersten Kindes dabei. Hat Caitlin das nicht erzählt?« Heather fühlte sich keineswegs so zuversichtlich, wie sie vorgab. Aber sie wollte den sichtlich verstörten Jake trösten und ermutigen.
Nachdem er hinausgegangen war, zog sie ihren Mantel aus, öffnete ein Fenster einen Spaltbreit und rückte einen Stuhl ans Bett ihrer Freundin.
Caitlin lächelte schwach. »Oh, ich bin so froh, dass du da bist«, flüsterte sie, als Heather ihre Hand ergriff. »Jake hat mich fast zum Wahnsinn getrieben. Obwohl ich mehrmals versicherte, mir sei warm genug, machte er Feuer im Kamin.«
»Still, spar dir deine Kräfte für das Baby.«
Heather strich die zerzausten schwarzen Haare aus Caitlins Stirn und wusch ihr das Gesicht mit kaltem Wasser. Diesen Liebesdienst wiederholte sie während der nächsten Stunden unzählige Male. Bevor der Arzt endlich erschien, war die Dunkelheit hereingebrochen. Erst gegen Mitternacht wurde das Baby geboren - ein kleines Mädchen, das lebhaft brüllte und kerngesund war, obwohl es das Licht der Welt etwas zu früh erblickt hatte.
Die Augen voller Freudentränen legte Heather das Kind in die Arme seines
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