Der Herzensbrecher
entscheiden, was am besten für sie ist.«
»Vielleicht reagiere ich etwas zu - empfindlich, wenn's um Janna geht«, meinte er, weil er sich nur eine vage Entschuldigung abringen konnte.
»Ja, allerdings, und das ist verständlich. Glaub mir, ich bin dir nicht feindlich gesinnt, Sloan, ebensowenig wie Vernon Whitfield, der uns bei Jannas Erziehung wertvolle Dienste leisten würde.«
»Mag sein«, gab er widerstrebend zu.
»Wenn du sie in einen Kokon hüllst und niemals aus dem Haus lässt, wirst du ihr nur schaden. Du kannst sie nicht für immer und ewig von allen Widrigkeiten des Lebens fernhalten.«
»Das weiß ich.« Ein Schatten verdunkelte seine blauen Augen. »Trotzdem darf sie ihre Ma und ihr Erbe nicht vergessen.«
»Was soll ich ihr von ihrem indianischen Erbe erzählen?« fragte Heather leise. »Davon habe ich keine Ahnung. Also muss ich's dir überlassen.«
Sie wandte sich ab und knetete wieder ihren Biskuitteig.
»Heather?« begann er zögernd.
»Ja?«
»Ich - ich bin froh, dass du dich um Janna kümmerst. Ohne deine Hilfe könnte ich so ein kleines Mädchen nicht großziehen.« Liebevoll küsste er den Scheitel seiner Tochter.
Bei diesem überraschenden Geständnis verflog Heathers Ärger, und sie nickte, um den unausgesprochenen Waffenstillstand zu akzeptieren. Zumindest vorerst ...
Sloan bereute seine schroffen Worte. Da Heather seinem Kind nur zu helfen versuchte, hatte er kein Recht, ihr so unfreundlich zu begegnen. Bedrückt erinnerte er sich, wie er sie seit ihrer Ankunft in Colorado behandelt hatte. Sie war seine Frau, aber er schenkte ihr weniger Beachtung als einem unbezahlten Dienstboten. Trotzdem fand sie sich erstaunlich gut in ihrem ungewohnten neuen Leben zurecht, und sie hatte längst die Herzen seiner Tochter, der Cowboys und Nachbarn gewonnen. Er bewunderte ihr Rückgrat. Auf ihre besondere Art war sie stark, obwohl sie so zerbrechlich aussah. Tapfer ertrug sie seine verbalen Angriffe, die er jedes Mal bedauerte, wenn sein Zorn verraucht war.
So schwer es ihm auch fiel, er musste sich mit seiner Ehe abfinden. Höchste Zeit, dachte er. Aber Heathers Gegenwart strapazierte seine Nerven immer noch ,so wie an dem Morgen, als plötzlich Schüsse nördlich vom Haus krachten. Er reparierte gerade ein paar Geräte im Stall und wartete, dass eine kranke Kuh kalben würde. Erschrocken zog er seine Colts, rannte in die Richtung des Lärms und bog vorsichtig um die Ecke der Veranda.
Mit einem Blick erfasste er die Situation. Leere Konservendosen standen am Boden, und Heather erhob sich sichtlich erbost. Neben ihr lag die Schrotflinte, die ihr aus den Händen gefallen war.
Sloan seufzte erleichtert und lehnte sich an einen Verandapfosten. Offenbar war sie bei einer Schießübung auf ihrer eleganten Kehrseite gelandet. Nur der Zaun, etwa zwanzig Meter hinter den Dosen, hatte in Gefahr geschwebt.
»Du verdammtes Biest!« fauchte sie die Flinte an. »Du hinterlistiges Miststück ...«
»Soll ich dir ein paar richtige Schimpfwörter beibringen?« rief er und schob seine Colts in die Halfter.
Verwirrt drehte sie sich um und entdeckte ihren grinsenden Mann.
»Wolltest du etwa ein Ziel im nächsten County treffen?«
Heather errötete, aber sie erwiderte würdevoll: »Keineswegs. Da du Mr. Whitfield verachtest, weil er ein Gewehr nicht von einem Revolver unterscheiden kann, versuche ich meine Schießkünste zu perfektionieren.«
»Habe ich nicht gesagt, du sollst den Kolben fest an die Schulter drücken?«
»Das tat ich, aber er schlug aus wie ein störrischer Maulesel.«
Lachend hob er die Schrotflinte auf. »Dann will ich's dir lieber noch mal zeigen, bevor du den Zaun durchlöcherst.« Als er einen Arm um ihre Taille schlang, konnte sie kaum atmen.
»Konzentriere dich«, befahl er, legte den Kolben an ihre Schulter, krümmte seinen Finger um ihren und drückte ab. Der Knall gellte in Heathers Ohren. Aber der Rückstoß erschien ihr erstaunlich sanft. Drei Blechdosen flogen hoch und fielen klirrend zu Boden. »Vielleicht solltest du vorerst nur üben, wenn ich in deiner unmittelbaren Nähe bin oder wenn einer von den Jungs aufpasst. Sobald du dann zum ersten Mal eine Scheunenwand getroffen hast, darfst du deine Schießkünste allein ausprobieren.«
Erbost starrte sie in sein grinsendes Gesicht. Bis zum nächsten Morgen würde sich ihre Schulter grün und blau verfärben. Aber ihr Stolz war noch
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