Der Herzensbrecher
sich für immer sicher und geborgen fühlen.
Nachdem Sloans Verlangen gestillt war, überschlugen sich seine Gedanken. Ich müsste in mein eigenes Schlafzimmer gehen, überlegte er. Doch dazu konnte er sich nicht aufraffen. Er hatte stets geglaubt, er wäre unbesiegbar. Aber jetzt bezwang der Wunsch, Heathers warmen Körper an seinem zu spüren, seine Willenskraft.
Er schloss die Augen und erinnerte sich, wie hingebungsvoll sie seine Leidenschaft erwidert hatte. Machtlos war er ihrer Sinnlichkeit ausgeliefert. Sein Zorn über ihr schlimmes Abenteuer im nächtlichen Schneesturm und dann die große Erleichterung weil ihr nichts zugestoßen war, hatte seine Selbstkontrolle geschwächt.
»Heather? Wenn ich dir heute böse war - dann nur, weil ich Angst hatte.«
»Angst?«
Er wandte sich zu ihr, und sie starrte verwirrt in seine unergründlichen Augen.
»Eine Ehefrau habe ich bereits verloren. Und ich fürchtete, du würdest ...«
... sterben, vollendete sie seinen Satz in Gedanken. Wieso erinnerte er sich wieder an Doe? Warum musste die Tragödie der Vergangenheit diesen harmonischen Moment stören? Andererseits gewährte er ihr zum ersten Mal einen Einblick in seine Seele, und seine Verletzlichkeit bewegte sie. »Du bist nicht schuld an ihrem Tod, Sloan«, flüsterte sie.
Plötzlich hielt die Hand inne, die ihren Arm gestreichelt hatte. »Doch«, entgegnete er tonlos. »Das kannst du wirklich nicht beurteilen, weil du gar nicht dabei warst.«
»Erzähl mir davon.«
Von Gewissensqualen gepeinigt, würgte er mühsam hervor: »Sie starb in meinen Armen. O Gott - soviel Blut ...«
»Als ich den perlenbestickten Wildledermantel waschen wollte, warst du wütend«, wisperte sie.
»Ja. Doe trug ihn an jenem Tag. Und ich brachte es nicht fertig, ihn wegzuwerfen, weil ich das alles nicht vergessen wollte.«
Wie eine grausige Trophäe hatte er den blutbefleckten Mantel verwahrt, der ihn unentwegt an seine Schuld erinnerte.
jetzt war sein Blick nicht mehr ausdruckslos. Heather las unverhohlene Verzweiflung in seinen blauen Augen.
»Sicher hast du sie sehr geliebt.«
»Über alles«, stimmte er heiser zu, »sie erschien mir wie die Sonne, die der Welt Licht und Wärme schenkt, und sie war mein Leben. An jenem Tag wäre ich fast gestorben.«
»Aber du bist am Leben geblieben - deiner Tochter zuliebe.«
Mit ihren Worten erreichte Heather einen Teil seiner Seele, in den sie nicht eindringen durfte. Beinahe hätte er sie verflucht. Sie verstand die Leere in seinem Innern nicht.
Dann beging er den Fehler, in ihre Augen zu schauen, die ihr Herz offenbarten. In ihrem sanften Blick las er tiefes Mitleid, den inbrünstigen Wunsch, ihn zu trösten.
Diesen Trost wollte er nicht annehmen. Er verbarg seine Gefühle wieder hinter einer kühlen Maske und starrte zur Zimmerdecke hinauf.
Instinktiv strich Heather über seine Wange. Aber er rührte sich nicht.
Wie sollte sie ihn nur von seiner unendlichen Qual erlösen? Konnte sie gegen die tote Rivalin kämpfen und siegen?
Kapitel 10
Die ganze Nacht blieb er bei ihr und wärmte sie mit seinem starken Körper. Erst im Morgengrauen verließ er sie und riet ihr, noch ein wenig zu schlafen.
Aber ihre Gedanken hielten sie wach. Sie freute sich über den kleinen Sieg, den sie über den angeblich so hartherzigen, unnahbaren Sloan McCord errungen hatte. Diesmal war die geteilte Leidenschaft intimer gewesen. Und danach hatte er ihr, wenn auch nur für wenige Minuten, einen Einblick in seine Gefühlswelt gestattet.
Während sie sich wusch und anzog, sah sie die Zukunft zum ersten Mal seit ihrer Hochzeit in etwas rosigerem Licht. Sogar das Wetter passte sich ihrer Stimmung an. Eine strahlende Frühlingssonne schmolz den Schnee.
Energisch stürzte sich Heather in die Hausarbeit. Würde Sloan an diesem Tag etwas früher heimkommen? Würde sich die beglückende Liebesnacht wiederholen? Erwartungsvoll fieberte sie dem Abend entgegen.
Aber Sloan beschloss, seine Rückkehr möglichst lange hinauszuzögern - zumindest, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Nach einem Besuch bei Jake und seiner neuen Nichte ritt er stundenlang über sein Land und trieb verirrte Rinder zu tiefer gelegenen Weiden. Dabei verfluchte er seine Sehnsucht nach Heather Doch dann widersprach sein Verstand den quälenden Gefühlen. Verdammt, es war sein gutes Recht, den Körper seiner Frau zu begehren. Er durfte ihr nur
Weitere Kostenlose Bücher