Der Herzensbrecher
hierherkommen sollen.« Widerstrebend drehte sie sich um und begegnete seinem ausdruckslosen Blick.
»Wohin willst du gehen?«
»Vielleicht nach Denver.«
Sie meinte es ernst. Das spürte er, und er gab sich selbst die Schuld daran. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und es dauerte eine ganze Weile, bis ihm seine Stimme gehorchte. »Und - Janna? Willst du sie ihm Stich lassen? Nachdem sie dich liebgewonnen hat?«
Voller Wehmut beobachtete sie ihre Stieftochter, die fröhlich schmatzend frühstückte. »Ich liebe sie auch. Aber je länger ich hierbleibe, desto schwerer wird uns die Trennung fallen. Kinder sind widerstandsfähig. Mit der Zeit wird sie mich vergessen.«
Und ich? wollte er fragen. Wie soll ich dich vergessen? Ein dünnes Lächeln umspielte seine Lippen. »Klar, sie wird drüber hinwegkommen. Sie ist noch zu jung, um irgendwas zu empfinden - und außerdem nur ein Halbblut.«
»Musst du dieses Wort benutzen?« knirschte Heather. »Warum nicht? Das ist sie doch.«
»Aber sie kann nichts dafür - sie hat sich ihre Mutter nicht ausgesucht ...« Als sie einen Muskel in seinem Kinn beben sah, unterbrach sie sich betroffen. »Verzeih mir, das hätte ich nicht sagen dürfen.«
Er ignorierte ihre Entschuldigung, und seine nächste Frage nahm ihr den Atem. »Hast du bedacht, dass du schwanger sein könntest? Glaubst du, ich lasse dich gehen, wenn du mein Kind unter dem Herzen trägst?«
»Nein - vor zwei Wochen hatte ich meine Periode ....«
»Vielleicht hat sich seit gestern einiges geändert. Aber davon abgesehen - wovon willst du in Denver leben? Leider wäre ich nicht in der Lage, dir regelmäßig Geld zu schicken.«
»Ich werde mir eine Stellung suchen.«
»Meinst du, eine alleinstehende Frau würde in einer fremden Stadt mühelos eine anständige Arbeit finden?«
Sein herablassender Ton missfiel ihr Herausfordernd hob sie das Kinn. »Warum muss es eine anständige Arbeit sein? Ich könnte in einem Saloon tanzen. Wie ich festgestellt habe, schwärmen gewisse Gentlemen für solche Frauen.«
»Verdammt, du wirst nicht ...«
»Würde dich das stören?« fiel sie ihm bitter ins Wort. »Warum? Du wusstest doch von Anfang an, dass ich keine Heilige bin - so wie deine kostbare Doe.«
»Lass sie aus dem Spiel!« stieß er hervor.
»Wie kann ich das, wenn sie ständig zwischen uns steht?«
Krampfhaft umklammerte er Jannas Löffel. Die Frage hatte mitten in jene dunkle Leere getroffen, wo sich früher sein Herz befunden hatte.
»Wie auch immer«, fuhr Heather ausdruckslos fort, »ich habe einen Freund in Denver, Richard Weld - du weißt doch, wen ich meine? Ich habe ihn um Hilfe gebeten, und er will mir eine Stellung verschaffen.«
Nur zu gut erinnerte er sich an den Reporter, der seine Eifersucht erregt hatte.
»Vielleicht kann ich als Gouvernante oder Musiklehrerin arbeiten. In besseren Gesellschaftskreisen zahlt man eine ganze Menge Geld für den Klavierunterricht verwöhnter Töchter.«
Abrupt stellte er das Kind auf den Boden und erhob sich. Janna blinzelte verwirrt, weil sie so plötzlich vernachlässigt wurde. Aber er beachtete sie nicht, ging zu seiner Frau und umfasste ihre Schultern.
»Sloan, lass mich los ...« Flehend schaute sie zu ihm auf. »Du willst mich doch gar nicht.«
Da irrte sie sich. Er wollte sie, er begehrte sie heißer als jemals eine andere Frau in seinem Leben. »Meinst du? Und wie fühlt sich das an?« Um ihr sein Verlangen zu zeigen, presste er seine Hüften an ihre.
»Unsere Beziehung hat nur aus Fleischeslust bestanden. Das hast du selbst gesagt.«
»Ja - vielleicht wollte ich ausschließlich deinen Körper, sonst nichts.« Er sah, wie sie blass wurde, und fügte mit eisiger Stimme hinzu: »Also gut. Nach der Wahl kannst du tun, was du willst. Was gestern geschehen ist, wird sich nicht wiederholen. Das verspreche ich dir.« Ohne eine Antwort abzuwarten, hob er seine erschrockene Tochter hoch und verließ die Küche.
Wie Fremde lebten sie nebeneinander. Sloan hielt sein Wort, rührte Heather nicht an und brach ihr das Herz, was ihn nicht zu stören schien. Dass er einen verbissenen Kampf gegen seine eigenen inneren Dämonen führte, ahnte sie nicht.
Eines Abends drohten sie ihn zu überwältigen, als er nach Hause ritt und Heather am Zaun des Korrals stehen sah. Lächelnd beobachtete sie, wie seine Tochter Bekanntschaft mit einer sanftmütigen Stute schloss.
»Willst du
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