Der Herzog und seine geliebte Feindin
aufgefallen war.
Wenn ein anderer Mann behauptet hätte, ihre Brüste seien großartig, hätte das vielleicht lüstern geklungen – sodass sie angewidert gewesen wäre. Aber der Duke of Clermont lächelte freundlich und umgänglich, und er hatte ihr das hingeworfen, als sei es einfach eine weitere Tatsache, die man erwähnen sollte. Das Wetter ist herrlich. Die Straßen haben Kopfsteinpflaster. Ihr Busen ist großartig.
„Widersprechen Sie nicht“, verlangte er. „Sie haben gefragt, und nachdem wir unsere Bekanntschaft schon mit einem Abstecher zu Erpressung vertieft haben, brauchen wir uns nicht mit falscher Bescheidenheit aufzuhalten.“
Minnie drückte die Schultern nach hinten, war sich dabei des Umstandes nur zu deutlich bewusst, dass sich ihr Busen dadurch ein Stück hob.
„Sehen Sie einfach bei Gelegenheit mal in einen Spiegel“, riet er ihr. „Blicken Sie weiter als nur bis hier.“ Er berührte seinen Wangenknochen, genau an der Stelle, wo sich auf ihrem Gesicht die Narbe ausbreitete. „Sehen Sie sich selbst irgendwann einmal so an, wie Sie jetzt sind, voller Feuer und Wut, bereit, mit mir in den Ring zu steigen. Wenn Sie jemals sich selbst auf diese Weise angeschaut hätten, würden Sie sich nicht fragen, ob ich mit Ihnen gerne ein Techtelmechtel hätte. Sie würden wissen , dass es so ist.“
Ihr ganzer Körper fühlte sich an, als stünde er in Flammen – kalten, flackernden, knisternden Flammen. Sie war sich ihres Körpers nie so bewusst gewesen, jedes Zolles, von den Spitzen ihres Busens, ob nun großartig oder nicht, bis hinunter zu den Füßen. Sein Blick schien sie zu durchbohren.
Sie schluckte. „Es ist nicht nett von Ihnen zu versuchen, mir den Kopf zu verdrehen, noch bevor ich Ihrem Plan zugestimmt habe.“ Und wenn sie es überhaupt in Erwägung gezogen hatte, so entschied diese kleine Szene es. Ein Mann, der so flirten konnte, sollte das nicht mit ihr tun.
Er zog die Brauen zusammen und rieb sich die Stirn. „Kommen Sie, Miss Pursling.“ Er grinste sie an. „Sie sind das interessanteste Geschöpf, das mir seit meiner Ankunft hier begegnet ist. Es wäre mir ein großes Vergnügen, mehr Zeit in Ihrer Gesellschaft zu verbringen.“
Für ihn hieße das, dass er danach weiterziehen konnte. Für sie hingegen … für sie hieße es eine kurze Zeitspanne, in der dieser Mann ihr den Hof machte. Ein Monat mit seinen Komplimenten, ein paar Wochen mit seinem Lächeln, das sie dahinschmelzen ließ. Es hieße einen beseligenden Tag nach dem anderen, an dem sie ihm mehr und mehr verfiel. Man musste sich ja nur ansehen, welchen Schaden er bei ihr in nur zehn Minuten angerichtet hatte.
Minnie schüttelte den Kopf, um die Spinnweben zu vertreiben, die er so kunstvoll gesponnen hatte. Es hieße, dass alle Welt sie anschauen würde, bei jeder gesellschaftlichen Veranstaltung.
„Von diesem Plan hätte ich keinen Vorteil, Euer Gnaden. Wenn ich Ihnen helfe und alles auffliegt, wird man für Sie Entschuldigungen finden, sagen, Sie seien ein wohlhabender und einflussreicher Exzentriker. Ich jedoch werde die Frau sein – die Verräterin –, die alles für Sie aufgibt. Und wenn Sie mich in einen Flirt verwickeln, werden alle glauben, ich sei Ihre Geliebte gewesen. Ich werde ruiniert sein. Und wenn …“ Eine Welle der Traurigkeit erfasste sie, sodass sie den Satz nicht zu Ende sprechen konnte. Sie wollte nicht daran denken, dass es Tante Caro eines Tages nicht mehr gab. Stattdessen holte sie tief Luft. „Und am Ende wäre ich mittellos, und Sie Herzog.“
„Ich behandele meine Geliebten besser. Sogar die, die nur so tun als ob.“
Sie reckte ihr Kinn und warf ihm einen flachen Blick zu. „Meine Zukunft ist kein Scherz, Euer Gnaden.“
Er verzog wie im Schmerz das Gesicht. „Ich fange das völlig falsch an. Sehen Sie, Miss Pursling.“ Er seufzte. „Ich versuche, Ihre Situation nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Aber ich bin nicht aus einer Laune heraus nach Leicester gekommen. Ich bin hier wegen eines Versprechens, das ich gegeben habe. Mein Vater hat etwas falsch gemacht, was ich wiedergutmachen muss. Ich will Ihnen nicht schaden, aber ich werde es auch nicht einfach sein lassen, nur weil Sie darum bitten. Es besteht keine Notwendigkeit für uns, miteinander zu hadern.“
„Ich würde es vorziehen, nicht genötigt zu sein, nach und nach Hinweise und Anspielungen fallen zu lassen und Beweise zu sammeln, die unweigerlich auf Sie als Schuldigen weisen“, erwiderte sie. „Aber
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