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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Vater gebrummt. Sie wollte es. Sie wollen es doch immer.
    Dieses reflexartige Leugnen eines Verbrechens, dessen er gar nicht beschuldigt worden war, hatte alles schmerzlich klar gemacht. Robert hatte Oliver sofort nach den Ferien aufgesucht.
    Ich bin nicht mein Vater, hatte er mit bebender Stimme erklärt. Ich bin nicht mein Vater, gleichgültig was alle anderen sagen.
    Und Oliver hatte ihn einfach angegrinst. Das weiß ich, hatte er keck geantwortet. Ich habe nur darauf gewartet, dass du von selbst drauf kommst.
    Ich weiß, du bist nicht dein Vater. Über die Jahre hatten diese schlichten Worte ihm mehr bedeutet, als die hohlen Schmeicheleien, die ihm so oft begegneten. Ein Professor in Cambridge hatte ihm in die Augen gesehen und gesagt: „Mein Gott, Sie sind sein Ebenbild.“ Als er volljährig geworden war, hatten ihm Männer auf die Schulter geklopft und gesagt, wie sehr er dem alten Herzog ähnlich sähe. Jedes Mal, wenn man ihn zu seiner Abstammung beglückwünschte, hatte er die lamentierende Stimme seines Vaters gehört. Sie wollte es. Sie wollen es doch immer.
    Robert war zwei Zoll größer als sein Bruder. Er war drei Monate älter. Und – und das war das Einzige, was letztlich zählte – er war ehelich geboren, derjenige, der das Herzogtum von seinem Vater erbte und ein gewaltiges Vermögen mütterlicherseits. Niemand hätte mit der Wimper gezuckt, wenn er seinen Bruder auf seinen Platz verwiesen hätte – weit, weit unter ihm.
    Was etwas war, was Robert niemals tun würde. Ich habe den ersten Wurf gewonnen, daher gewinne ich ab jetzt immer – das war in seinen Augen kein befriedigender Schlachtruf. Besonders, weil er die erste Runde gewonnen hatte, weil sein Vater betrogen hatte.
    Seit jenem Tag hatte ihn jede Erinnerung an seine Privilegien gestört – der Reichtum seines Vaters, die Stellung seines Vaters. Es hatte ihn immer an den Moment erinnert, in dem er erkannt hatte, was es hieß, dass sein Vater ein Herzog war. Es hieß, dass niemand ihn zur Rede stellte, egal, wie falsch sein Tun war. Es hieß, dass er nicht zur Rechenschaft gezogen wurde für seine Verbrechen, egal, wer den Preis dafür zahlen musste. Es hieß, dass, wenn Robert in die Fußstapfen seines Vaters trat, niemand mit der Wimper zucken würde.
    Männer hatten schließlich Bedürfnisse. Und Frauen wollten es. Sie wollten es ja immer.
    In seinem ganzen Leben hatte ihn nur ein Mensch jemals angesehen und gesagt: „Du musst nicht wie dein Vater sein.“
    Einer und … Roberts Blick wandte sich wieder zum Fenster. Eineinhalb.
    Weil Miss Pursling einfach in sein Haus marschiert war, ihm das Flugblatt unter die Nase gehalten hatte und ihm gesagt hatte, dass er es geschrieben habe. Es hatte seiner ganzen Selbstbeherrschung bedurft, sich nicht stolz in die Brust zu werfen und sie zu fragen, was sie davon hielt. Klingt es überzeugend? Hat es Ihnen gefallen?
    Stattdessen verzog er jetzt nur das Gesicht. „Unser Vater war ein Mistkerl.“
    „ Dein Vater“, erwiderte er scharf. „Mich hat der Duke of Clermont nicht erzogen. Er ist nicht mit mir angeln gegangen. Er ist mein Erzeuger, aber nicht mein Vater. Er war nie mein Vater.“
    Wenn es nach der Gesellschaft beim Angeln ging, war Robert von Grashalmen und Büschen erzogen worden.
    „Ich habe nicht historisch, sondern rein biologisch gesprochen“, entgegnete Robert steif.
    Oliver schüttelte den Kopf. „Familie ist keine Frage der Geschichte. Oder der Biologie“, fügte er leiser hinzu. „Es ist eine Frage der Wahl. Und schau nicht so grimmig. Du weißt, was ich meine. Bloß weil ich mich dagegen verwahre, dass dieser Mann mein Vater ist, bedeutet das nicht gleichzeitig, dass du nicht mein Bruder bist.“
    „Wenn doch nur alles so leicht wäre.“ Robert steckte seine Hände in die Taschen und blickte weg. „Ich habe heute Morgen eine Nachricht von meiner Mutter erhalten.“
    „Ah!“ Oliver streckte eine Hand aus und berührte ihn an der Schulter. „Tatsächlich.“
    „Ich weiß“, sagte Robert mit einem Anflug von etwas, was, wie er hoffte, selbstironisch klang. „Ich habe sie erst vor zwei Monaten in London gesehen.“
    Sein Bruder schaute ihn daraufhin an – ein rascher Blick aus dem Augenwinkel, einer, der etwas zu viel Mitleid für Roberts Geschmack enthielt. Robert winkte ab.
    „Nicht“, brummte er brüsk. „Sie kommt her.“
    Clermont, hatte sie geschrieben. Ich werde mir im Three Crowns Hotel in Leicester für eine gewisse Zeit Zimmer nehmen. Da, wie ich

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