Der Herzog und seine geliebte Feindin
ich werde es tun, wenn es sein muss. Wenn ich es auf meine Weise tue, dann werden die Leute am Ende, wenn alles vorbei ist, sagen: ‚Minnie hat wirklich einen kühlen Kopf bewahrt, selbst als es um einen Herzog ging.‘“
„Und daraufhin werden Ihnen Männer Heiratsanträge machen?“, erkundigte er sich zweifelnd.
„Ich benötige nur einen Mann, der das tut“, entgegnete Minnie. „Mehr wären auch verboten.“
Wieder breitete sich das Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Ihnen entgeht nicht viel, was? Ich kann immer weniger begreifen, dass Gardley Sie mit einem Nagetier verglichen hat. Sie sind die eindrucksvollste Maus, die mir je begegnet ist.“
Er berührte ihre Hand mit einem Zeigefinger. Es war keine Liebkosung. Das konnte es nicht sein. Dennoch schien ihr ganzes Wesen zu erstarren und sich gänzlich auf diesen einen Punkt auf ihrer Haut zu konzentrieren. „Meine Liebe“, sagte er. „Ich gebe Ihnen mein Wort, dass Sie einen Heiratsantrag erhalten, bevor ich abreise. Und wenn ich das selbst übernehmen muss.“
Sie sprang auf, entfernte sich von ihm. „Das ist nicht komisch“, sagte sie, gab sich keine Mühe, leise zu sprechen. „Es ist kein Witz, egal, was Sie glauben mögen, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie aufhören könnten, es als solchen zu behandeln.“
Sie hatte bei ihrem Bemühen, von ihm und seinem schrecklichen Vorschlag wegzukommen, ihre Teetasse umgeworfen, die ihr prompt auf den Fuß gefallen war. Sie konnte den warmen Tee nass auf ihren Strümpfen spüren. Aber er sagte nichts dazu, er rückte nur das Tablett auf dem Tischchen gerade. Hinter ihnen hatte Lydia die Brauen zusammengezogen und beobachtete sie beide mit sichtlichem Unbehagen.
„Nun denn“, bemerkte er mit leiser Stimme. „Ich werde es auf meine Weise tun, und Sie versuchen es auf Ihre – wir werden sehen, wer am Ende gewinnt.“
„Das ist unmöglich“, entgegnete sie rundheraus. „Sie können nicht mit mir flirten. Ich werde gegen Sie in den Krieg ziehen.“
„Nein, das werden Sie nicht“, widersprach er höflich. „Versuchen Sie doch mal, gegen jemanden Krieg zu führen, der gar nicht kämpfen will. Ich glaube nicht, dass Sie das hinbekommen können.“
„Sie haben keine Ahnung, was ich hinbekommen kann.“
„Nein.“ Er schaute sie mit einem breiten Grinsen an, einem, bei dem Funken in ihrem Bauch aufwirbelten.
Und dann erhob er sich und nahm ihre Hand. Dieses Mal beugte er sich darüber – so tief, dass er mit den Lippen ihren Handrücken streifte. Sie hatte sich die Handschuhe ausgezogen, sodass sie den flüchtigen Kuss am ganzen Körper spürte.
„Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist“, sagte er, „aber ich freue mich darauf, es herauszufinden.“
Kapitel Vier
D IE F ENSTERSCHEIBEN IN R OBERTS A RBEITSZIMMER IM OBEREN S TOCKWERK waren voller Regentropfen, sodass er die Welt davor nur verschwommen erkennen konnte. Die beiden Frauen auf der Straße unten sahen mit ihren wehenden Röcken und den dunklen Regenschirmen aus wie Farbkleckse, die sich langsam entfernten. Blassblau – das war Miss Charingford – und dunkelbraun – das war die unerschrockene Miss Pursling. Von oben betrachtet unterschied Miss Pursling nichts von den anderen Regenschirmen dort unten. Wenn er nicht erst vor ein paar Minuten ihr Kleid gesehen hätte, hätte er nicht einmal gewusst, welcher Klecks sie war.
Er hatte das Gefühl, als sei er gerade aufgewacht, leicht verwirrt noch und irgendwie schwach. Als habe man ihm gesagt, er habe die letzten drei Wochen mit Fieber zu Bett gelegen – und dass während seiner Krankheit Königin Viktoria abgedankt habe und mit einem Löwenbändiger aus Birmingham durchgebrannt sei. Die Welt war auf den Kopf gestellt. Und trotzdem ging da unten Miss Pursling, blieb unter einem Vordach an der Ecke stehen und wandte sich zu ihrer Freundin um, als sei gar nichts geschehen.
Als hätte sie nicht soeben alle seine Erwartungen über den Haufen geworfen.
Die Tür öffnete sich leise hinter ihm, und Schritte näherten sich. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer da kam. Die Dienstboten waren immer noch zu eingeschüchtert, um sich ihm zu nähern, ohne zuvor um Erlaubnis gefragt zu haben. Damit blieb nur noch eine Möglichkeit übrig: Mr. Oliver Marshall.
„So“, sagte Oliver hinter ihm. „War es so schlimm, wie du befürchtet hattest?“
Robert trommelte mit den Fingern auf die Fensterbank und überlegte, wie er darauf antworten sollte. „Zwei junge Damen sind
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