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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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glaube, du in der Nähe weilst, werden wir am neunzehnten November zusammen speisen.
    „Sie hat nicht gesagt, warum, und ich kann mir nicht denken, was der Grund ihrer Reise hierher sein könnte.“ Robert vermied es sorgsam, seinen Bruder anzusehen. „Wenn Familie eine Frage der Wahl ist, dann hat sie schon vor langer Zeit jemand anderen als mich gewählt. Warum sie sich jetzt auf einmal mit mir abgibt, obwohl sie mich nie vorher zur Kenntnis genommen hat …“
    „Vielleicht“, sagte Oliver, „möchte sie …“
    „Sie möchte nichts“, unterbrach Robert ihn. „Sie möchte nie.“
    Oliver und Robert kannten einander länger als ihr halbes Leben. Sie waren gemeinsam in Eton gewesen und später in Cambridge. Während dieser ganzen Zeit hatte Oliver einen beständigen Strom von Briefen seiner Familie erhalten. Und es hatte ihm unmöglich verborgen bleiben können, dass Robert praktisch keine Briefe von seinen Eltern bekam.
    Oliver schaute seitlich nach oben, als wählte er seine Worte mit Bedacht. „Was willst du also tun?“
    „Ich habe ihr bereits geantwortet, dass ich zu dem Datum nicht länger hier sein werde – dass ich Sebastian bereits versprochen habe, ihn zu begleiten.“
    „Ah“, sagte Oliver ausdruckslos.
    „Und dann habe ich Sebastian geschrieben und ihn angebettelt zu kommen“, gestand Robert. „Was auch immer sie will, es kann nicht wichtig sein. Außerdem sind wir drei seit fast einem Jahr nicht mehr zusammen gewesen. Wenn die ‚Linken Brüder‘ in ihrer schrecklichen Gesamtheit nicht ausreichen, sie zu vertreiben …“
    Oliver lächelte. „Sie haben uns in Eton doch nur deswegen so genannt, weil wir alle Linkshänder sind. Ich bin jetzt sogar fast respektabel. Du bist Herzog, und Sebastian ist …“ Er runzelte die Stirn. „Nun, durchaus angesehen und wohlgelitten – unter intelligenten Menschen. Einigen davon.“
    Robert lachte. „Ein ehrenwerter Versuch, aber damit kommst du nicht durch. Meine Mutter glaubt, dass deine Existenz allein eine persönliche Beleidigung ist. Sie ist sicher, dass Sebastian vom Glauben abgefallen ist – und seit er letztes Jahr mit ihr geflirtet hat, auch noch ein Lüstling.“
    Oliver bekam fast einen Hustenanfall. „Er hat was ?“
    „Ich habe ihn gebeten, mich bei einer Gesellschaft zu retten. Das hat er getan.“ Robert schüttelte den Kopf. „Auf seine ganz eigene Weise.“
    Oliver verzog das Gesicht wie im Schmerz.
    „Er hat sich nichts weiter dabei gedacht“, erklärte Robert. „Aber am Ende läuft es auf eines hinaus. Wenn sie darauf besteht, mich zu sehen – und das trotz des nicht passenden Datums und der Anwesenheit von zwei Personen, die sie hasst, dann ist die Lage allerdings ernst.“
    Zu einer früheren Zeit hätte Robert sich in einem Tagtraum verloren, einem, in dem seine Mutter in Tränen aufgelöst zu ihm gelaufen kam, verzweifelt seine Hilfe brauchte. Er würde sie durch eine Mischung aus gesundem Menschenverstand und Einfallsreichtum retten. Und sie würde sich tränenreich bei ihm entschuldigen, dass sie seine Nähe so lange gemieden hatte.
    In seiner Jugend, wenn er sich ihr aufrichtiges Bedauern ausgemalt hatte, hatte er ihr stets gesagt, sie solle nicht weinen.
    „Mach dir keine Sorgen“, hatte er in seiner Vorstellung zu ihr gesagt. „Wir haben noch Jahre vor uns.“
    Es war noch nicht zu spät für ihn, aber wenn Hoffnungen zu häufig enttäuscht wurden, blieb einem schließlich keine andere Wahl, als erschöpft aufzugeben. Es war mehr als ein Jahrzehnt vergangen, seit er sich das letzte Mal gestattet hatte, von einer Welt zu träumen, in der seine Mutter einen Deut für ihn gab, aber er wollte auch nicht wieder damit anfangen. So unwahrscheinlich es auch schien, sie hatte vermutlich Geschäfte in Leicester – Geschäfte, die sie wieder fortführen würden, ehe er eintraf. Sie wären beide glücklicher, wenn sie es gar nicht erst versuchten.
    „Und was willst du tun“, sagte Oliver, „wenn die Lage wirklich ernst ist?“
    Robert schüttelte den Kopf. „Dann tue ich, was ich immer schon getan habe. Was auch immer erforderlich ist, Oliver. Was auch immer erforderlich ist.“

    D IE F RAGE, WAS WEGEN M ISS P URSLING ZU TUN WAR, musste indes warten, bis Robert sie erneut sah. Das geschah drei Tage später, im Haus der Charingfords, wohin Robert und Oliver zum Essen eingeladen worden waren.
    Er hatte in den dazwischenliegenden Tagen natürlich an sie gedacht. Etwas an ihr faszinierte ihn. Ihr scharfer Verstand,

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