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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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begriff Robert, dass sie das nicht tun würde.
    Er lehnte sich zurück. „Gut, verstehe. Überlassen wir die ganze Arbeit der Konversation Robert – er ist Herzog und muss daher gut darin sein.“
    „Oh nein.“ Ihre Mundwinkel zuckten. „Ich würde nie annehmen, Sie hätten irgendeine besondere Begabung dafür.“
    Es war heute der erste Hinweis, den sie ihm gegeben hatte, dass an ihr etwas Besonderes war außer übertriebener Schüchternheit. Er hatte schon begonnen, an seiner Erinnerung zu zweifeln. Sicherlich war doch nicht diese Frau in sein Haus gekommen und hatte versucht, ihn zu erpressen. Oder?
    „Sagen Sie“, beharrte er, „wie wird aus Wilhelmina Minnie ? Minnie lässt mich an Miniatur denken – aber an Ihnen scheint mir nichts klein.“
    Sie betrachtete angelegentlich ihre Handschuhe. „Es stammt von der dritten Silbe, Euer Gnaden.“
    Und schon war sie wieder ein Rätsel. Hatte er sich die Unterhaltung nur eingebildet? Vielleicht wurde er verrückt.
    „Was stimmt denn mit der ersten Silbe nicht?“, versuchte er es. „Oder mit der zweiten?“
    Sie hob den Blick. Zum ersten Mal am ganzen Abend sah sie ihm in die Augen. Er hätte schwören können, dass da irgendein Funken in ihr war – ein Anzeichen für die scharfe Intelligenz, die dort bei ihrer letzten Begegnung gestanden hatte. Aber wenn Augen die Fenster zur Seele waren, dann waren ihre zugemauert, um eine Einschätzung zu verhindern. Er konnte rein gar nichts in ihnen erkennen.
    „Sicherlich“, erwiderte sie freundlich, „können Sie von selbst darauf kommen, weshalb sie ausscheiden. Willy geht einfach nicht. Es ist zu männlich.“
    „Richtig“, murmelte er.
    „Und die zweite Silbe …“ Sie schaute wieder über seine Schulter und wich seinem Blick aus. Ihre Augen blieben unergründlich, aber ihr Mund zuckte wieder. „Stellen Sie es sich bitte vor, Euer Gnaden. Was soll ich sagen? ‚Ich heiße Wilhelmina Pursling, aber Sie dürfen mich Helm nennen.‘“
    Er lachte, ehrlich erstaunt. Sie sah immer noch hoffnungslos unbeholfen aus, drehte schüchtern Däumchen und weigerte sich, ihm in die Augen zu schauen. Aber es gab ihre Stimme, die ihn an Holzrauch an einem Herbstabend erinnerte, Seide ausgebreitet auf einem weichen Bett. Ihr Haar, befreit von den beengenden Haarnadeln und über ein Kissen gebreitet, während die honigfarbenen Spitzen ihr auf den Busen fielen.
    Er schluckte und räusperte sich. „Das ist es nicht, womit ich gerechnet hatte, als Sie sagten, Sie wollten gegen mich in den Krieg ziehen.“
    „Lassen Sie mich raten.“ Sie zog vorsichtig an ihrem Handschuh, und ihm fiel auf, dass da ein kleines Loch in der Spitze war. „Sie dachten, ich würde albern kichern, wenn Sie mich anlächeln. Sie nahmen an, wenn ich sage, dass ich allen beweisen werde, was Sie tun, dass ich plante, eine ungeschickte und unbeholfene Untersuchung ihrer oberflächlichen Aktivitäten anzustellen.“
    „Ich … nein. Natürlich nicht.“ Aber Robert spürte, wie seine Wangen heiß wurden. Weil das genau das war, was er gedacht hatte.
    Sie biss sich auf die Lippen, die personifizierte Schüchternheit. Aber ihre Worte waren das genaue Gegenteil von schüchtern. „Nun“, flüsterte sie, „sind Sie überrascht, festzustellen, dass ich Ihnen überlegen bin.“
    „Bin ich das?“, erwiderte er und sah sie an. „Sind Sie das denn?“
    Ihre Augen waren auf seine Schulter gerichtet, und nichts in ihrer Körperhaltung deutete auch nur an, was sie so leise und ruhig sagte.
    „Selbstverständlich bin ich Ihnen überlegen“, erklärte sie, und es klang so, als stünde es außer Frage. „Sie sind ein gebildeter Herzog – einer der mächtigsten Männer in England. Ihre Bediensteten, alle zusammengerechnet, zählen Hunderte. Wenn nötig, können Sie auf flüssige Mittel in Höhe von zehntausenden Pfund zurückgreifen.“
    Ihr einer Mundwinkel hob sich, störte die Illusion eines schlichten stillen Mädchens. Auf einer Wange erschien ein Grübchen. Sie sah ihn an – einmal – und er bekam kaum noch Luft.
    Dies, dies war die Frau, die ihm gedroht hatte.
    „Sie verfügen über all diese Ressourcen“, stellte sie fest. „Aber ich habe eine Sache, die Sie nicht haben.“
    Er beugte sich vor, wollte kein Wort verpassen.
    „Ich“, sagte sie, „habe ein Gespür für Taktik.“
    Er hatte nur diesen einen Anflug eines Lächelns bei ihr, ein kurzer Augenblick, in dem ihm der Atem stockte – und dann war alles wieder verschwunden. Ihr Gesicht wurde

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