Der Herzog und seine geliebte Feindin
Käse.“
„Aber Drachen können Prinzessinnen nicht melken“, entgegnete Miss Pursling. „Sie verfügen nicht über den Fingern gegenüberliegende Daumen.“
Sebastian schaute hoch. „Sehr klug, und Sie hätten beinahe recht. Aber Drachen haben Helfer. Wie auch immer, es ist ganz klar, dass das weibliche Geschlecht der menschlichen Spezies das schlechtere Fleisch liefert. Sie sind mit diesen unseligen fettgepolsterten Ausbuchtungen auf der Vorderseite geschlagen. Dahingegen ist Männerfleisch aus der Flanke mager, zart und saftig.“ Er unterstrich das, indem er aufstand und sich über die Seite strich.
Die Countess verdrehte die Augen. „Je weniger über Männerfleisch aus der Flanke gesprochen wird, desto besser für uns alle. Außerdem dachte ich immer, du seiest von den fettgepolsterten Ausbuchtungen auf der Vorderseite insgesamt durchaus angetan. Schließlich verbringst du genug Zeit …“
Robert hustete laut.
„Meine Vorlieben sind nicht relevant“, gelang es Sebastian mit hochnäsiger Großspurigkeit zu sagen. „Ich bin kein Drache.“
„Richtig“, merkte Robert an. „Du bist ein Pfau – paradierst vor den Frauen und stellst deinen Federn zur Schau.“
„Wenn es funktioniert …“ Sebastian lächelte und wandte den Kopf, als wolle er seine nicht vorhandenen Federn bewundern. „Und ja, das ist eine meiner besten Eigenschaften. Danke.“
Die Countess seufzte ergeben. „Reden wir wieder über Sebastians Hintern? Verfügt er über keine anderen Körperteile?“
Das war die Stelle, an der Robert auffiel, dass Miss Pursling nicht zu Boden starrte und das schon seit einer Weile. Ein kleines Lächeln spielte um ihre Lippen, und sie blickte zwischen ihnen hin und her, ihre Augen rund in fasziniertem Staunen, ihre Wangen leicht gerötet.
Robert deutete mit dem Finger auf Sebastian. „Siehst du?“, sagte er anklagend. „Ich wusste, du würdest es tun. Du hast mich dazu verleitet, ehrlich. Und ich werde dir kein Wort mehr glauben.“
„Bitte sehr.“ Sebastian verneigte sich und setzte sich dann wieder. „All dieses unerwiderte Unbehagen …“ Er tat so, als schauderte ihn. „Ich werde mir deinen Dank später abholen.“
„Himmel, ihr seid beide unmöglich.“
Gewöhnlich hätte es ihm Spaß gemacht, sich so die Zeit zu vertreiben – zuzuhören, wie seine Freunde den Gesprächsball zwischen sich hin und her warfen wie irre Katzen. Aber Miss Pursling würde ihn für verrückt halten, wenn er Zeit mit diesen beiden hier verbrachte. Hölle – er war schließlich mit Sebastian verwandt. Cousins ersten Grades. Er hätte genauso gut verkünden können, ein ganzer Zweig seiner Familie sei in Bedlam.
„Oh je“, sagte Sebastian. „Wir hätten das alles nicht sagen sollen?“
„Unsinn“, erwiderte Violet. „Schließlich haben wir eigens erwähnt, dass er nie Prinzessin gespielt hat. Das macht ihn männlich. Sie halten ihn doch nach wie vor für männlich, nicht wahr, Miss Pursling?“
„Ich halte es für wichtig, mich dazu jedes Kommentars zu enthalten.“ Miss Pursling schaute nach unten, aber ihre Augen funkelten amüsiert.
„Leider“, ergriff Sebastian wieder das Wort, „muss ich dieser Beweisführung widersprechen. Es bedarf eines überlegenen Selbstvertrauens in die eigene Männlichkeit, um Prinzessin spielen zu können. Vielleicht haben wir ihn nur unsicher erscheinen lassen.“
„Vielleicht“, sagte Violet zu laut, „wird es ihr, wenn wir das nicht erwähnen, gar nicht auffallen.“
Miss Pursling lächelte. „Achten Sie nicht auf mich“, antwortete sie und senkte den Blick. „Mir fällt nie irgendwas auf.“
„Nun denn.“ Violet benutzte ihren Ende-gut-alles-gut-Tonfall. „Ich kann nicht erkennen, worüber man sich dann hier aufregen kann. Robert, hör auf zu schmollen.“
Robert schloss ergeben die Augen.
Als der Zug stehen blieb, wartete er, bis Sebastian seine Sachen genommen hatte und gegangen war und bis Violet ihm gefolgt war, um nach ihrer Eule zu sehen. Dann, und erst dann wandte er sich an Miss Pursling.
Sie stand an der Tür des Waggons und schlang sich ihren Schal um den Hals.
Er knetete seinen Hut in den Händen. „Sehen Sie“, sagte er. „Wegen dieser Unterhaltung …“ Aber welche Entschuldigung konnte er schon vorbringen?
Gewöhnlich sind sie nicht so.
Das wäre gelogen.
Sie müssen verstehen. Sebastians Scherze haben mir durch manche schwere Stunde geholfen? Ich habe ihn sehr gerne, mehr, als ich ihn manchmal umbringen
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