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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Ich könnte dafür sorgen, dass alle es sehen.
    Zur Hölle mit ihm. Zur Hölle mit seinem Brief. Zur Hölle mit diesem Lächeln, das in ihr den Wunsch weckte, ihn zu küssen, damit sie wusste, dass sie das Licht in ihm angezündet hatte.
    Alles andere wäre kriminelle Verschwendung.
    Verdammt, denn, selbst wenn er es nicht meinte – selbst wenn es alles nur dazu diente, ihr den Verstand zu vernebeln und sie auf Abwege zu bringen, hatte er sie glauben gemacht, dass sie die Dinge ändern konnte. Und dass dieses Mal, wenn sie es täte …
    Das traf sie wie ein Faustschlag in die Magengrube – schmerzhaft und lähmend. Sie wünschte nicht einfach nur. Sie hoffte. Sie brauchte. Sie träumte davon, dass dieses Mal, wenn der Menge offenbart wurde, was sie in Wahrheit war, man nicht über sie herfallen oder mit Steinen nach ihr werfen würde. Dass sie sie dieses Mal nicht Biest oder Ausgeburt der Hölle nennen würden. Statt ihr alles zu nehmen, würde jemand sie dieses Mal lieben, weil sie war, wer sie war.
    Eine Sehnsucht wie diese war zu groß für diejenige, die sie sein musste.
    Zur Hölle mit dem Duke of Clermont, dass er diese Hoffnung in ihr geweckt hatte. Zur Hölle mit ihm und seinem Rat, nach den Sternen zu greifen. Zur Hölle mit ihm, dass er sie daran glauben ließ.
    Ihre Augen brannten. Sie zielte mit ihrer Gabel auf den Teller und stach blindlings zu.
    „Minnie“, erkundigte sich Eliza mit sorgenvoll zusammengezogenen Brauen. „Geht es dir gut?“
    „Mir geht es …“ Bestens .
    Sie sollte diese Worte sagen. Fordere nichts, gib kein Unwohlsein zu. So erwartete man es von einer Dame.
    Aber die Lüge wollte ihr nicht über die Lippen. Sie barst schier vor Gefühlen. Und irgendwie, statt eine Entschuldigung zu murmeln und das Zimmer zu verlassen, wie sie es hätte tun sollen, spürte sie, wie ihr die Gabel aus der Hand flog – quer über den Tisch und bis an die gegenüberliegende Wand, wo sie klirrend landete.
    „Nein“, antwortete sie. „Es geht mir nicht gut.“
    „Minnie!“
    „Es geht mir nicht gut“, wiederholte sie, „mir geht es nicht gut. Wie konntet ihr mir das nur antun?“
    Eliza schob ihren Stuhl zurück und machte einen Schritt auf sie zu. „Minnie, was ist denn los?“
    „Ihr habt mir das angetan“, wiederholte sie, und ihre Stimme bebte unter all den jahrelang nicht vergossenen Tränen. „Ihr habt mir das beide angetan. Ihr habt mich zu dem hier gemacht, zu diesem … diesem …“
    Neben ihrem Teller fand sie ihren Löffel und warf das Stück Zinn ebenfalls durchs Zimmer.
    „… diesem Nichts!“, endete sie. „Und jetzt hänge ich darin fest und kann nicht herausfinden.“
    Eliza und Caro wechselten einen betroffenen Blick.
    „Ich habe so viel in mir – all diese Gedanken, diese Wünsche und diesen Ehrgeiz.“
    Bei diesem letzten Wort verzog Caro wie im Schmerz das Gesicht.
    „Und sie sind nichts“, sagte sie. „Nichts, nichts, nichts! Genau wie ich.“
    „Oh Minnie“, sagte Eliza sanft – so sanft wie ein Stallbursche einem ausschlagenden Pferd zureden würde. „Es tut mir so leid. Ich habe deiner Mutter auf dem Sterbebett versprochen, mich um dich zu kümmern. Hätte ich das Versprechen gehalten, würdest du jetzt nicht so empfinden. Du hättest nicht gewusst …“
    Es waren nicht die Worte, die wirkten, sondern der Tonfall – kühl und beruhigend. Sie konnte spüren, wie ihr Ärger als Antwort darauf abebbte. In ein paar Minuten würde sie sich wieder in der Gewalt haben, und an den Abend würde nichts mehr erinnern als die schwachen Dellen in der Wand, wo die Zinken der Gabel Abdrücke hinterlassen hatten.
    Aber sie konnte immer noch seine Stimme hören. Sie konnte seine Augen sehen, so leuchtend blau, seine eindringliche Miene. Dieser Brief war vielleicht eine unbedeutende Geste für einen Mann, der sich so etwas leisten konnte. Aber es war gerade genug Wahrheit in dem gewesen, was er sagte, dass sie nicht anders konnte, als sich daran zu klammern.
    Du hättest das haben können, verspottete die Erinnerung sie, wenn du jemand anderer wärest.
    Du hättest ihn haben können, wenn du du selbst wärest. Aber das bist du nicht. Du bist es nicht.
    Eliza kam zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Du hättest es nie wissen dürfen“, wiederholte sie.
    Und die Erinnerung an sie selbst – an die kühne Selbstsicherheit, den jugendlichen Überschwang – schien so weit entfernt, dass Minnie spürte, wie sie nickte.
    Du bist nichts. Nichts fühlt auch

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