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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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nichts.
    Eliza drückte ihre Schulter, und Minnie fiel auf ihren Stuhl zurück.
    „So“, flüsterte ihre Großtante. „Es ist nichts, gar nichts.“
    „Natürlich ist es nichts“, wisperte Minnie. „Das ist alles, was ich je gewesen bin.“
    Danach gab es kein Halten mehr für die Flut hässlicher Tränen. Sie weinte, bis alles Wünschen aus ihrem Herzen gespült war – ihr wehmütiges Sehnen nach der Vergangenheit, die verloren war, verschlungen mit der Zukunft, an die sie nicht denken durfte.
    „Vielleicht“, bemerkte ihre Großtante, als ihre Tränen versiegt waren, „vielleicht brauchst du eine kleine Pause von dem ganzen … Heiraten. Bleib einfach hier auf dem Hof. Ein paar Wochen lang, Was glaubst du?“
    Sie hatte nicht ein paar Wochen. Sie hatte allerdings seinen Brief – den Beweis, den sie brauchte. Sie konnte morgen schon den Verdacht ausräumen, den Stevens gegen sie hegte.
    Also warum tat sie es nicht einfach?
    Minnie schüttelte den Kopf. „Das würde nicht helfen“, erwiderte sie. „Das hilft nie. Nichts kann mehr helfen.“

    D ER T ISCH IM H OTEL HÄTTE wenn nötig für acht Personen gedeckt werden können. Heute aber saß Roberts Mutter am einen Tischende und er selbst ihr gegenüber, durch einen Klafter poliertes Mahagoniholz von ihr getrennt. Es schien, als sei jede Silbergabel im Besitz des Hotels für sie herausgeholt und neben ihre Teller gelegt worden – zusammen mit den meisten ihrer Löffel. Aus dem ganzen Besteck hätte er einen Uhrenturm errichten können.
    Auf der anderen Seite des Tisches legte Roberts Mutter ihre Gabel leise hin.
    Das war die Art und Weise, wie seine Mutter ein Signal gab. Sie hatte das Datum geändert. Sie hatte sich mit dem Treffen einverstanden erklärt, obwohl sie wusste, dass Sebastian und Oliver beide in der Stadt waren. Das bedeutete, dass dies hier nicht nur einfach eine gemeinsame Mahlzeit war, sondern Vorgeplänkel für etwas anderes – zwei unabhängige leicht feindliche Parteien, die sich trafen, um ein Zollabkommen zwischen ihren beiden Nationen auszuhandeln.
    Wie immer war ihre Erscheinung tadellos, kein Haar saß nicht dort, wo es sein sollte. Sie hatte sich nach der allerneusten Mode gekleidet, nahm er an, was er mit Sicherheit gewusst hätte, wenn er sich die Mühe machen würde, sich darüber auf dem Laufenden zu halten. Ihr Kleid war dunkelblau, die Säume in einem zwei Zoll breiten Muster in Weiß und Gold bestickt. Ihre Taille war schmal, aber nicht zu eng geschnürt; einen Schal aus schwarzer Spitze hatte sie sich um die Schultern geschlungen.
    Sie war immer schon ehrfurchtgebietend gewesen, wie ein Burgfried, der sich in der Ferne am Horizont abzeichnete. Selbst wenn sie ihn besucht hatte, als er noch ein Kind war, hatte sie kühl und abweisend gewirkt.
    Jetzt könnte die Entfernung zwischen ihnen ebenso gut eine Viertelmeile sein. In den Jahren, seit er seine Volljährigkeit erreicht hatte, waren sie auf eine für sie beide tragbare Übereinkunft gekommen. Wenn sie beide in der Stadt waren, nahmen sie gemeinsam ein Dinner ein – nicht häufiger als einmal – und sprachen über Nichtigkeiten. Ihre Wohltätigkeit, seine Arbeit im Parlament. Alles, was sie bei diesen Mahlzeiten einander mitteilten, hätten sie über den anderen auch auf den Gesellschaftsseiten der Zeitung lesen können. Er erwartete nichts mehr von ihr, sodass sie ihn nicht enttäuschen konnte.
    Aber, dass sie gekommen war, ihn zu sehen – das war neu.
    „Nun, Clermont.“ Sie legte ihren Löffel hin, als ein Diener ihre Suppenschale abräumte. Ihr Blick ruhte auf ihm – freundlich, höflich und nichts Besonderes. „Du musst wissen, weshalb ich gekommen bin.“
    „Nein“, antwortete Robert. „Keine Ahnung.“
    Sie hob eine Braue. „Du erinnerst dich nicht? Als wir letztes Mal mit einander gesprochen haben, erwähntest du, du habest vor, dir eine Ehefrau zu suchen.“
    Das letzte Mal, als sie miteinander gesprochen hatten, war vor zwei Monaten gewesen. Es stimmte, er hatte ihr beigepflichtet, als sie erklärt hatte, ein Mann, der sich der dreißig näherte, sollte anfangen, über eine Ehe nachzudenken. Damals war es ihm unverfänglich genug erschienen. Es war Gerede gewesen, einfach so dahingesagt, mit wenig Bedeutung – im Grunde fast gar keiner.
    „Du hast zugestimmt, deine Pflicht zu erfüllen“, erinnerte sie ihn ruhig.
    „Ich habe gesagt, ich würde heiraten“, erklärte er vorsichtig. „Ich glaube, ich habe mit keinem Wort Pflicht

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