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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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das schmale Fenster. Von hier aus hatte sie einen guten Blick auf den Platz vor ihnen. Die letzten Reste der Menschenmenge hatten sich zerstreut und ihre Ziegen mitgenommen. Nein, was er da sagte, schien nicht möglich zu sein. „Das ergibt einfach keinen Sinn, Euer Gnaden“, erwiderte sie. „Das ist Wahnsinn. Sie können nicht jemanden wie mich heiraten.“
    Er tat nicht so, als wüsste er nicht, wovon sie redete. „Das ist das, was alle sagen.“ Er musterte sie. „Und ich muss zugeben, ich hatte die Möglichkeit nicht in Betracht gezogen, bis ich dir begegnet bin. Aber nachdem ich erst einmal angefangen hatte, darüber nachzudenken, schien es mit einem Mal immer vernünftiger. Weißt du, warum ich bislang nicht geheiratet habe?“
    „Sie sind noch nicht einmal dreißig. Sie haben noch Jahre Zeit …“
    Sie brach ab, war mit einem Mal unsicher. Er schaute sie an auf eine Art und Weise, bei der ihr Herz plötzlich schneller klopfte – und das hatte nichts mit seinem Alter zu tun. Ihre Hände wurden feucht.
    „Minnie“, sagte er, „hast du eine Ahnung, was ich zu erreichen hoffe? Du musst doch inzwischen begriffen haben, dass mein Vater in den Besitz einer Fabrik gekommen ist und sie in den Ruin gesteuert hat – ich hoffe, das wieder gut machen zu können. Ich habe einen Halbbruder, der mir wichtiger ist als sonst jemand auf der ganzen Welt und der wegen der Umstände seiner Geburt verachtet wird. Ich bestehe nicht auf meinen Vorrechten.“
    Minnie bekam kaum Luft.
    „Aber das ist mein Teil dessen, was ich mir vom Leben erhoffe. Wenn es nach mir ginge, würden wir alle vererbbaren Adelstitel komplett abschaffen.“
    Sie schnappte nach Luft.
    „Jeden einzelnen Aspekt“, sagte er heftig. „Adelige sollten ebenso angeklagt werden wie alle Bürgerlichen und von Geschworenen verurteilt werden. Wir würden nicht das Recht haben, Gesetze abzulehnen, die das Unterhaus verabschiedet hat. Eigentlich denke ich sogar, dass es das Oberhaus gar nicht mehr geben dürfte. Ich wünschte so sehr, ich wäre einfach Mr. Blaisdell. Mein Vater … du hast keine Vorstellung davon, wie furchtbar er war.“
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten; in seine Augen leuchtete ein Licht, das sie nicht mehr dort gesehen hatte, seit er mit Finney gesprochen hatte.
    „Ich könnte mich für die Vergünstigungen entschuldigen, die ich von ihm geerbt habe, aber ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass eine Entschuldigung nichts ändert. Daher plane ich stattdessen, alles, was mir zur Verfügung steht, zu nutzen – meine Vorrechte zu nutzen, um sicherzugehen, dass das, was mein Vater getan hat, bei keinem Adeligen mehr geduldet wird.“
    Das hier konnte nicht wirklich sein. Er konnte unmöglich all diese Sachen sagen.
    Aber sich das zu wiederholen, half nicht. Minnie war sich sicher, dass sie jetzt sehen konnte, wie es in seinem Herzen aussah.
    „Bei all den Vorrechten, die ich abzuschaffen vorhabe, ist die Chance, die Tochter eines Aristokraten zu heiraten, das Erste, was gehen wird. Stell dir vor, was es heißen würde, wenn ich einer dieser jungen Frauen einen Heiratsantrag machte. Was würde sie denken, wenn sie entdeckte, dass das Ziel meines Lebens darin besteht, ihren Vater und ihren Bruder ihrer Vorrechte zu berauben? Meine Eltern haben jede Sekunde, die sie in der Gesellschaft des anderen verbracht haben, gestritten. So eine Ehe will ich nicht. Auf keinen Fall.“
    Darauf hatte sie nichts zu erwidern.
    „Zweitens“, sagte er. „Ich habe mir nie Liebe von einer Ehe erhofft. Höchstens hatte ich damit gerechnet, eine Verbündete zu finden. Jemanden, der mich dabei unterstützt, was die Zukunft bringen wird.“ Er sah sie an. „Du bist auf dem Gebiet der Taktik viel besser als ich. Du wärest eine schreckliche Ehefrau für einen Herzog, aber für jemanden, der kein Herzog sein möchte? Ich kann mir keine bessere vorstellen.“
    Sie konnte sich keine schlechtere vorstellen. Er wusste nichts über sie. Er wusste es nicht.
    „Drittens“, fuhr er in seiner Aufzählung fort. „Ich begehre dich. Ich begehre dich heftig. Ich verlange so sehr nach dir, dass wenn du auf der anderen Seite eines Saales ohnmächtig wirst, ich an deiner Seite bin, bevor irgendjemand sonst sich auch nur rührt. Ich will dich so sehr, dass es Nächte gibt, in denen ich an nichts anderes denken kann als daran, dich zu haben.“
    Sie spürte diese Worte, fühlte sie tief in sich, in einem Auflodern von Verlangen, das jede einsame Nacht ausfüllte, die

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