Der Herzog und seine geliebte Feindin
sie angesehen, als sie in Ohnmacht gefallen war. Dass dann ausgerechnet der Duke of Clermont ihr zu Hilfe geeilt war – da würde auch der Letzte aufmerken. Zweifellos machten schon die ersten Gerüchte die Runde.
„Jetzt“, sagte Lydia und schien ihre Worte sehr sorgfältig zu wählen, „werde ich ein Glas Wasser holen gehen …“
„Wag es nur nicht, mich allein zu lassen mit …“
Aber Lydia war schon halb an der Tür.
„Lydia!“
Die Tür schloss sich hinter ihr.
Minnie fuhr in die Höhe, hatte nur den einen Gedanken, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und ihn zu bringen. Wenn er sie nicht anfasste …
Er stand mit ihr auf; als sie leicht schwankte, fasste er sie am Arm. „Setz dich, Minnie.“
„Die Leute müssen wissen, dass wir hier allein drin sind“, erklärte sie wild. „Sie werden sie sehen. Sie denken, dass wir alleine sind. Alle werden denken …“
„Alle“, erwiderte er überdeutlich, „tun das bereits. Deine Freundin hat uns allein gelassen, weil sie weiß, was ich sagen will. Bitte setz dich und hör mir zu.“
Sie schaute ihm in die Augen. Er wirkte abweisend, ihr war immer noch schwindelig. Daher nahm sie Platz.
„Als die Ziegen dich bedrängten“, sagte er, „habe ich den Mann geschlagen, der sie in den Saal getrieben hat. Vor allen Anwesenden. Und dann, als du zusammengebrochen bist, habe ich dich vom Boden aufgehoben und aus dem Raum getragen. Was für Gerede du vielleicht meinst verhindern zu können, indem du jetzt das Zimmer hier verlässt – glaube mir, irgendjemand trägt es gerade weiter.“
Oh Gott. Es war passiert. Es war wirklich passiert. Ihr Kopf fühlte sich ganz leicht an. Sie war ruiniert; Stevens würde mit seinen Beweisen zurückkommen, und es wäre egal. Minnie atmete tief ein.
„Es tut mir leid“, sagte er. „Ich habe nicht nachgedacht. Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich manchmal dumm bin. Als ich dich dort sah, war denken das Letzte, was ich getan habe. Ich wollte einfach nur bei dir sein.“
Minnie schüttelte den Kopf, was dazu führte, dass ihr nur noch schwindeliger wurde. „Es ist genauso meine wie deine Schuld.“ Wenn das hier eine Katastrophe war, dann eine, zu der sie geradezu eingeladen hatte. Sie hatte gewusst, dass es zwischen ihnen diese Anziehungskraft gab. Er hatte ihr praktisch gesagt, dass daraus nichts werden könnte. Und sie hatte ihn trotzdem geküsst und sich gewünscht, dass er sie ansah. Das kam davon, wenn man sich in den Vordergrund spielte. „Ich werde mich irgendwie darum kümmern.“
Es musste eine Erklärung geben, die sie vorschieben konnte, mit der sie alles in Ordnung bringen konnte. Vielleicht, wenn eine andere Frau ebenfalls ohnmächtig wurde und er sie auffing? Dann würde sein Handeln einfach nur ritterlich wirken.
Aber das fühlte sich nicht richtig an. Zu gezwungen. Unnatürlich. Minnie rieb sich besorgt die Stirn.
Er setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. „Minnie“, sagte er sachte. „Erinnerst du dich noch an den Tag, als du zu mir in mein Haus gekommen bist, um mich zu erpressen?“
„Wie sollte das ich vergessen können?“ Sie runzelte die Stirn. „Ich nehme an, ich könnte das jetzt verwenden und dich entlarven, behaupten, dass du versucht habest, mich zum Schweigen zu bringen. Es fühlt sich aber einfach nicht richtig an. Und ich glaube auch nicht, dass es funktionieren wird.“
„Damals habe ich gesagt, falls irgendetwas geschähe, würde ich dafür sorgen, dass du einen Heiratsantrag erhältst. Ich meine wörtlich gesagt zu haben, dass ich dafür sorgen wollte, selbst wenn das hieße, dass ich ihn selbst machen müsse.“
All ihre Pläne kamen zu einem jähen Halt. Minnie schaute ihm in die Augen. Es wäre boshaft, darüber Witze zu machen, und er war vorher nie grausam gewesen. Dennoch war es einfacher, ihn für gefühllos zu halten.
„Das hast du nicht ernst gemeint“, erwiderte sie. „Das war nur so dahingesagt.“
Er zuckte die Achseln. „Es wurde unbedacht gesagt, aber nicht nur zum Spaß. Ich sage eine Menge unbedachtes Zeug, wenn du in der Nähe bist.“ Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar und seufzte. „Aber so unbedacht es auch von mir gewesen sein mag, es war zudem wahr. Ich meine es ernst, Minnie. Ich wünsche mir, dass du mich heiratest.“ Er sah sie an. „Selbst ohne das heute hätte ich dich gefragt. Seit Tagen kann ich an nichts anderes mehr denken. Heirate mich.“
Das konnte sie nicht verstehen. Stattdessen stand sie auf und trat an
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