Der Herzog Von Köln
bietet, ein wenig Gewalt anzuwenden. Ein Vorgenuß auf meine Rache. Später, wenn wir erst den Palast erreicht haben, werde ich diesen Genuss dann in vollem Umfang auskosten. Bis dahin habe ich dann auch den Alten und sein Geheimnis der Reise durch die Dimensionen …« Nur so, sagte er sich, würde er vielleicht die Gunst des Reichskönigs wiedergewinnen und sich sein Pardon für das unerlaubte Entfernen aus der Stadt sichern.
Seine behandschuhte Rechte strich fast zärtlich über Falkenmonds Wange. »Ah, Falkenmond – bald werdet Ihr meine Strafe spüren …«
Falkenmond schauderte zutiefst, dann spuckte er mitten auf die grinsende Wolfsmaske.
Meliadus zuckte zurück, aber gleich schlug er Falkenmond wütend ins Gesicht. Zornig knurrte er. »Dafür werdet Ihr noch einen Augenblick länger leiden – und ich verspreche Euch, diese Augenblicke werden Euch wie Unendlichkeiten erscheinen!«
Falkenmond wandte seinen Blick ab, voller Abscheu und Schmerz. Die Soldaten zerrten ihn und d’Averc unsanft an den Rand der Klippe und stießen sie hinunter.
Die Schlinge um ihre Brustkörbe fing den Fall bald auf, und sie wurden unsanft bis zum Sims hinuntergelassen, wo sich Meliadus ihnen kurz darauf anschloss.
»Ich muss erst noch den Alten suchen«, brummte der Baron. »Ich nehme an, er hat sich hier irgendwo ganz in der Nähe verkrochen. Wir werden euch gut gefesselt in der Höhle absetzen und ein paar Wachen am Eingang aufstellen – für den Fall, dass es euch irgendwie gelingen sollte, euch zu befreien. Gebt euch keiner Hoffnung hin, es gibt kein Entrinnen mehr für euch. Ihr gehört nun endlich mir! Bringt sie rein! Bindet sie mit allem, was ihr an Stricken finden könnt. Denkt daran -bewacht sie gut, denn ich habe noch vor, mit ihnen zu spielen!«
Meliadus sah noch zu, wie sie in die kleinere Höhle geschleift wurden, dann wandte er sich ab und kletterte in bester Laune die Wand hinunter.
Nicht mehr lange, und alle seine Feinde würden sich in seiner Hand befinden, und mit ihnen ihre Geheimnisse, die er aus ihnen herausfoltern würde. Und dann musste der Reichskönig einsehen, dass er die Wahrheit gesprochen hatte.
Und wenn das nicht half, Huons Gunst wiederzugewinnen -auch gut. Dann gab es immer noch einen anderen Weg …
16 Mygan von Llandar
Die Nacht senkte sich über das Tal. Falkenmond und d’Averc lagen im Schatten des Lichts, das aus der Innenhöhle zu ihnen herausdrang.
Die breiten Rücken der Wachen versperrten den Eingang, und die Fesseln schnitten den Freunden tief ins Fleisch.
Falkenmond versuchte, sich zu rühren, aber er konnte lediglich den Mund bewegen, die Augen, und den Hals ein wenig. D’Averc erging es nicht anders.
»Nun, mein Freund, mir scheint, wir waren nicht vorsichtig genug«, sagte d’Averc und versuchte dabei, nicht allzu bedrückt zu klingen.
»Wie recht du hast«, brummte Falkenmond. »Der Hunger und die Anspannung und Anstrengungen der letzten Tage sind wohl daran schuld. Wir haben uns unsere Lage selbst zuzuschreiben.«
»Vielleicht verdienen wir sie«, meinte d’Averc zweifelnd, »aber was ist mit unseren Freunden? Wir müssen uns etwas einfallen lassen, Dorian, so hoffnungslos unsere Situation auch aussieht.«
Falkenmond seufzte. »Ja. Wenn es Meliadus gelingen sollte, Burg Brass zu erreichen …«
Er schauderte.
Er hatte das Gefühl, dass Meliadus noch stärker dem Wahnsinn verfallen war als früher. Waren die Niederlagen daran schuld, die er Falkenmond und den Bewohnern von Burg Brass zu verdanken hatte? War es das, plötzliche Verschwinden der Burg Brass, das ihn, als er den Sieg schon vor Augen hatte, des Triumphes beraubt hatte? Falkenmond wusste es nicht. Er fühlte nur, dass sein alter Feind sich noch weniger unter Kontrolle hatte als früher. Es war nicht abzuschätzen, was er in diesem derart unberechenbaren Zustand tun würde.
Falkenmond runzelte die Stirn. Ihm war, als hätte er aus der großen Höhle ein Geräusch vernommen. Von dem Platz, wo er lag, konnte er ein wenig in die erleuchtete Höhle hineinsehen.
Er wandte den Kopf, so gut er konnte, und wieder hörte er das Geräusch. D’Averc flüsterte so leise, dass die Wachen es nicht hören konnten: »Ich trau’ mich zu schwören, dass dort jemand ist.«
In diesem Augenblick fiel ein Schatten über sie, und sie blickten in das Gesicht eines hochgewachsenen alten Mannes, dessen zerfurchtes Gesicht wie aus Stein gehauen schien. Dichtes weißes Haar umrahmte dieses Gesicht wie eine
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