Der Herzog Von Köln
schien. Sein Mund verzerrte sich vor Schmerz. Er versuchte, sich das Blut aus den Augen zu wischen, aber Falkenmond packte seinen Schwertarm und zog Meliadus daran zu Boden. Der Baron riss sich frei und stolperte rückwärts. Dann stürmte er gegen Falkenmond an, wobei er mit dem Schwert so heftig auf ihn einschlug, dass beider Waffen brachen.
Einen Augenblick standen sich die keuchenden. Feinde wortlos und mit funkelnden Augen gegenüber. Dann zog jeder seinen Dolch und versuchte, auf den anderen einzudringen. Meliadus’ einst so anziehende Züge würden nie mehr das Wohlgefallen einer Frau erregen. Und wenn er mit dem Leben davonkam, musste er das Mal Falkenmonds für immer tragen. Unaufhörlich troff das Blut aus der Wunde und färbte den Brustpanzer.
Falkenmond ermüdete immer mehr. Die Verletzung, die er am Tag zuvor davongetragen hatte, schwächte ihn. Sein Kopf hämmerte unerträglich. Er konnte kaum noch gerade stehen und stolperte deshalb zweimal, vermochte aber glücklicherweise beide Male Meliadus’ Dolch auszuweichen.
Meliadus stach nach Falkenmonds Auge, traf jedoch nur den Helm, an dem seine Klinge abglitt. Falkenmonds Dolch hieb auf Meliadus’ Kehle ein, aber dem Baron glückte es, seines Gegners Handgelenk zu fassen und umzudrehen.
Pausenlos wanden sie sich nun in enger tödlicher Umarmung, Brust an Brust, und hofften, endlich den tödlichen Stoß anbringen zu können. Ihr Atem kam als heftiges Keuchen, ihre Augen funkelten in brennendem Hass, der nicht enden würde, ehe nicht die des einen oder anderen brachen.
Vor ihnen tobte die Schlacht. Immer weiter drängten Königin Frawbras Truppen den Feind zurück. Niemand kämpfte mehr in Falkenmonds und Meliadus’ unmittelbarer Nähe. Nur noch Leichen umgaben sie.
Das erste Licht des nahenden Tages färbte den Himmel.
Meliadus’ Arm zitterte, als Falkenmond ihn zurückzuzwingen versuchte, um sein Handgelenk freizubekommen. Seine eigene freie Hand um Meliadus’ Unterarm wurde immer schwächer, denn es war seine verwundete Seite. Verzweifelt stieß Falkenmond sein gepanzertes Knie in die nicht weniger gepanzerte Leiste des Barons. Meliadus taumelte. Sein Fuß verfing sich im Zügel seines toten Pferdes, und er stürzte auf den Kadaver.
Er versuchte sich zu erheben, dabei verstrickte er sich nur noch mehr. Angst begann sich in seinen Augen abzuzeichnen, als Falkenmond, der sich selbst kaum noch auf den Beinen zu halten vermochte, näher kam.
Der Herzog von Köln hob den Dolch. Da erfasste ihn ein Schwindelgefühl. Er stürzte auf den Baron, und die Klinge entglitt ihm.
Blind tastete er nach der Waffe, aber sein Bewusstsein begann ihn zu verlassen. Er lehnte sich wütend dagegen auf, doch die Kraft schwand. Sein letzter Gedanke war, dass Meliadus ihn nun, da er seinem Sieg schon so nahe gewesen war, ohne Anstrengung töten konnte.
6 Diener des Runenstabs
Falkenmond blinzelte durch die Augenschlitze des Helmes in die strahlende Helligkeit. Sein Kopf schmerzte noch, aber Verzweiflung und Grimm waren verflogen. Er drehte den Hals und sah Oladahn und den Ritter in Schwarz und Gold auf ihn herabstarren. Der pelzgesichtige Mann wirkte besorgt. Das Gesicht des Ritters war wie immer völlig hinter dem Visier verborgen.
»Ich bin nicht tot?« fragte Falkenmond schwach.
»Es sieht jedenfalls nicht so aus«, erwiderte der Ritter lakonisch. »Obwohl Ihr es vielleicht seid.«
»Lediglich völlig erschöpft«, warf Oladahn hastig ein und warf seinem mysteriösen Begleiter einen tadelnden Blick zu. »Eure Armwunde ist versorgt. Sie wird sicher bald heilen.«
»Wo bin ich?« erkundigte sich Falkenmond nun. »Ein Gemach …«
»In Königin Frawbras Palast. Die Stadt ist wieder in ihrer Hand. Die feindlichen Soldaten sind entweder erschlagen, gefangen oder geflohen. Wir haben Euch bewusstlos über dem dahingestreckten Baron Meliadus gefunden. Im ersten Augenblick hielten wir Euch beide für tot.«
»So lebt Meliadus nicht mehr?«
»Vermutlich nicht. Als wir zurückkehrten, um nach seiner Leiche zu sehen, war sie verschwunden. Zweifellos haben seine fliehenden Mannen sie mitgenommen.«
»Ah. Endlich tot!« seufzte Falkenmond dankbar. Nun, da Meliadus für seine Verbrechen bezahlt hatte, empfand er plötzlich einen inneren Frieden, trotz des Schmerzes, der in seinem Gehirn pulsierte. Da erinnerte er sich an etwas anderes.
»Malagigi. Sucht ihn für mich. Sagt ihm …«
»Der Zauberer ist bereits auf dem Weg hierher. Als er von Euren Taten
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