Der Herzog Von Köln
möchtest. Doch ich muss mich um eine Hochzeit kümmern -meine eigene.«
»Die möchte ich natürlich nicht versäumen«, versicherte ihm der Kleine.
Königin Frawbra begleitete sie am nächsten Morgen persönlich bis zu den Toren Hamadans. »Wollt Ihr es Euch nicht doch noch überlegen, Dorian Falkenmond? Ich biete Euch einen Thron – den Thron, für den mein Bruder kämpfte und sein Leben gab.«
Falkenmond blickte gen Westen. Zweitausend Meilen und eine vielmonatige Reise entfernt wartete Yisselda auf ihn. Und sie wusste nicht, ob er sein Ziel erreicht hatte oder das Opfer des Schwarzen Juwels geworden war. Auch Graf Brass wartete und musste von den neuen Übergriffen Granbretaniens erfahren. Möglicherweise stand Bowgentle in diesem Augenblick mit Yisselda auf dem höchsten Turm der Burg und bemühte sich, das Mädchen zu trösten, das mit leerem Blick auf das wilde Marschland der Kamarg herabstarrte und sich fragte, ob der Mann, den sie liebte, je zurückkehren würde.
Er verbeugte sich tief vor der schönen Königin. »Ich danke Euch, Majestät. Ich bin geehrt, dass Ihr mich würdig erachtet, mit Euch zu herrschen. Doch ich muss ein Versprechen einlösen – das zu halten ich zwanzig Throne geben würde. Auch wird mein Schwert gegen das Dunkle Imperium benötigt.«
»Dann geht«, sagte die Königin leise. »Aber vergesst Hamadan und seine Königin nicht.«
»Das verspreche ich Euch.«
Er ritt seinen blauen Hengst hinaus auf die steinige Ebene. Hinter ihm drehte Oladahn sich noch einmal um und warf der Königin eine Kusshand zu, ehe er dem Freund folgte.
Frohgemut zog Dorian Falkenmond, Herzog von Köln, westwärts, um Yisselda in die Arme zu schließen – und Rache am Dunklen Imperium zu nehmen.
HIER ENDET DER ERSTE BAND
DER SAGE VOM HERZOG VON KÖLN
ERSTES BUCH
Wir erfuhren bisher, wie Dorian Falkenmond, der letzte Herzog von Köln, sich der Macht des Schwarzen Juwels entledigte und die Eroberung der Stadt Hamadan durch das Dunkle Imperium Granbretaniens verhinderte. Nach dem Sieg über seinen Erzfeind, Baron Meliadus, machte sich Falkenmond westwärts auf den Weg zur belagerten Kamarg, wo die ihm versprochene Yisselda, Tochter des Grafen Brass, auf ihn wartete. Mit einem stets fröhlichen Begleiter Oladahn aus den Bulgarbergen ritt Falkenmond von Persien zum Meer von Zypern. Sie hofften im Hafen von Tarabulus ein Schiff zu finden, das sie zur Kamarg bringen würde. Sie verirrten sich jedoch in der Wüste von Syranien und erlagen fast dem Durst und der Erschöpfung, ehe sie die friedlichen Ruinen Soryandums am Fuß einer Kette grüner Berge liegen sahen.
Inzwischen breitete sich in Europa die schreckliche Macht des Dunklen Imperiums weiter aus“ während an einem unbekannten Ort der Runenstab pulsierte und seinen Einfluss über Tausende von Meilen hinweg ausübte und die Geschickte diverser Menschen unterschiedlichsten Charakters und verschiedenster Ambitionen leitete.
- Die hohe Geschichte des Runenstabs
1 Soryandum
Die Stadt war alt, und die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen. Wind hatte an den Steinen genagt, und das Mauerwerk war bröckelig, Türme standen schief und Gemäuer waren zerfallen. Wildschafe kauten am Gras, das zwischen den Pflastersteinen wuchs, und Vögel mit bunter Federhaube nisteten zwischen den Säulen, deren Mosaik verblasst war. Einst war die Stadt prunkvoll und mächtig gewesen, nun war sie von friedlicher Schönheit.
Die zwei Reiter erreichten sie im milchigen Morgendunst, als ein leichter Wind durch die schweigenden Straßen blies. Das wildwuchernde Gras dämpfte den Hufschlag der Pferde, deren Reiter sie zwischen moosbewachsene Türme lenkten, vorbei an den Ruinen, denen orange, gelbe und purpurne Blüten eine bezaubernde Schönheit verlieh.
Dies war das von seinen Einwohnern verlassene Soryandum.
Männer und Pferde waren über und über mit Staub bedeckt, was ihnen das Aussehen von Statuen verlieh, die zum Leben erwacht waren. Sie ritten langsam und betrachteten staunend die Schönheit der toten Stadt. Der vordere war hochgewachsen und fast hager, und obwohl er erschöpft war, bewegte er sich doch mit der selbstverständlichen Sicherheit des erfahrenen Kriegers. Die Sonne hatte sein langes helles Haar nahezu weiß gebleicht, und seine wasserblauen Augen verrieten eine Spur von Verzweiflung. Was jedoch besonders an ihm auffiel, war das in seiner Stirnmitte eingebettete stumpfschwarze Juwel, ein Stigma, das er den abartigen
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