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Der heulende Müller

Titel: Der heulende Müller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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auch die Zinsen.«
    Direktor Huhtamoinen stürzte herein. Er zeigte sich erschüttert, versuchte zu vermitteln:
    »Schau an, Herr Huttunen, Sie hier… Ihr Guthaben ist vorhanden und bestens verwahrt, aber wir dürfen es Ihnen eigentlich nicht…«
    Huttunen traf Anstalten, das Gewehr zu laden. »Es ist mein eigenes Geld. Von anderen will ich keins,
    aber mein eigenes nehme ich mit.«
    Huhtamoinen stammelte entsetzt:
    »Ich bestreite in keiner Weise, daß Sie hier ein Spar­ konto und darauf auch Geld haben…. aber es ist be­ schlagnahmt worden. Der Vormundschaftsausschuß der Gemeinde hat das Geld auf sein Konto überschrieben. Aus Oulu sind Papiere gekommen, wonach Sie gewis­ sermaßen unter Vormundschaft stehen… Das heißt, Sie benötigen das Einverständnis von Landwirt Viittavaara, wenn Sie beabsichtigen, Ihr Geld abzuheben. Ich könnte Viittavaara ja anrufen, vielleicht gibt er mir die Erlaub­ nis, Ihnen das Geld auszuzahlen.«
    »Hier wird nicht telefoniert. Sie würden sowieso bloß den Kommissar anrufen. Und was, verflucht noch mal, hat Viittavaara mit meinem Geld zu tun? Der hat ja wohl selber genug.«
    Der Direktor erklärte, Viittavaara sei Vorsitzender des Vormundschaftsausschusses der Gemeinde und bestim­ me in dieser Eigenschaft über die Geldangelegenheiten der entmündigten Personen.
    »Ansonsten gehen mich diese Kontoangelegenheiten überhaupt nichts an«, schwor Huhtamoinen.
    »Ich hebe jetzt trotzdem mein Geld ab. Wo muß ich quittieren?«
    Die zitternde Angestellte schob eine Quittung über den Tisch, Huttunen unterschrieb und datierte den Beleg. Huhtamoinen zählte das Geld auf den Tisch. Viel war es nicht, aber für ein paar Monate würde es reichen.
    Im Hinterzimmer hörte man den Oberbuchhalter sprechen. Huttunen schaute nach, was der Mann dort trieb, und sah ihn telefonieren. Er teilte ihm mit, dafür sei jetzt nicht der geeignete Augenblick. Der erschrocke­ ne Angestellte legte den Hörer auf.
    Nachdem Huttunen seine Bankgeschäfte erledigt hat-te, erklärte er dem Direktor, er werde, sollte er jemals Geld übrig haben, seine Ersparnisse nicht mehr in einem Geldinstitut aufbewahren, sondern in staatlichen Obligationen anlegen.
    »Banken, in denen man ohne Gewehr nicht an sein eigenes Sparkonto rankommt, vertraue ich nicht.«
    Huhtamoinen versuchte, das Geschehene herunter­ zuspielen:
    »Dies ist auf keinen Fall ein Fehler der Bank. Wir müssen lediglich dem Gesetz und den Anordnungen der Behörden folgen, so unangenehm und unhöflich es auch manchmal sein mag… In diesem Fall hat es einfach zu viele Mißverständnisse gegeben. Aber verlieren Sie nicht das Vertrauen zu uns, Herr Huttunen. Ich würde übri­ gens diese Begegnung nicht einmal als Bankraub be­ zeichnen, eigentlich ist der Vorfall weit davon entfernt. Wenn all das irgendwann geklärt ist, würde ich Sie gern wieder bei uns begrüßen dürfen. Ein alter Kunde wird in unserer Bank wie ein Freund behandelt, davon dürfen Sie überzeugt sein. Ich kann mir sogar vorstellen, daß wir über Kreditmöglichkeiten für Sie sprechen werden… später, in der Zukunft natürlich.«
    Huttunen ging schnell hinaus und verschwand im Wald. Im Schalterraum der Bank waren alle noch eine Weile vor Schreck wie gelähmt, bis der Oberbuchhalter zum Telefon griff, um den Kommissar anzurufen. Der Direktor kam selbst an den Apparat, um Anzeige zu erstatten. Er erklärte, der Müller Gunnar Huttunen sei kurz zuvor mit einem Gewehr bewaffnet in die Bank eingedrungen.
    »Er hat die Bank ausgeraubt. Die Beute ist nicht sehr groß, sein eigenes Sparguthaben deckt das gerade ab. Aber ein Bankraub ist ein ernstes Delikt, hoffentlich alarmierst du gleich Männer, die ihn verfolgen. Huttu­ nen ist eben in den Wald gelaufen.«
    27
    Der Einsiedler rannte durch die Wälder zum Kemifluß. Er sprang ins Boot und ruderte im Eiltempo über den reißenden Strom. Der Kommissar würde bestimmt eine große Suchaktion veranstalten, jetzt war keine Zeit zu verlieren. Die Nachricht von Huttunens Bankbesuch war bereits bis auf die Westseite des Flusses gelangt, denn am Ufer warteten mehrere Autos, die auf die Fähre wollten. Auf der Fähre befanden sich etwa zehn Männer mit Fahrrädern, fast jeder trug eine Waffe über der Schulter. Huttunen ruderte in ungefähr zweihundert Meter Entfernung vorbei. Man rief ihm zu:
    »Hoi, Mann! Komm mit zum Kirchdorf, der Kunnari Huttunen hat die Bank überfallen und von Ervinen das Angelzeug und eine Flinte geklaut!«
    Als

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