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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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und nun hinter ihr stand. Als seine Hände sie an der Schulter fassten und er sie sanft zu sich umdrehte, ließ sie ihn gewähren. Nun standen sie dicht voreinander. Burghard betrachtete Katharinas Gesicht, als sähe er es zum ersten Mal. Und auch Katharina sah Burghard an, als habe sie ihn noch nie zuvor gesehen. Hatte er schon immer das Muttermal am Ohrläppchen? Und woher stammt wohl die helle Narbe über seiner rechten Augenbraue?, rätselte sie und traute sich nicht, ihre Fragen laut auszusprechen.
    Als Burghard mit dem Zeigefinger die Konturen ihres Gesichts nachzeichnete, jagte ein wohliger Schauer über Katharinas Rücken.
    »Ich hatte heute große Angst, dich nie wiederzusehen«, flüsterte er heiser.
    »Wie meinst du das? Du wusstest doch, dass ich hier sein würde.«
    Er nickte. »Da ich dir vertraue, werde ich dir erzählen, was sich heute zugetragen hat. Aber niemand sonst darf davon wissen.«
    Burghard nahm ihr die Laterne ab und stellte sie vorsichtig zu Boden. Dann setzte er sich ins Heu und zog Katharina zu sich. Die junge Frau blickte den Burschen erstaunt an. Mit ruhiger Stimme berichtete er ihr von den Ereignissen im Wald. Als er von den Schatten erzählte, griff Katharina nach seinem Arm. Er nahm ihre Hand in seine und streichelte sanft darüber. Katharinas Herz schlug schneller.
    »Ich wäre sicherlich in Ohnmacht gefallen, wenn ich diese Gestalten getroffen hätte!«, sagte sie mit bebender Stimme und fügte hinzu: »Es ist eine ehrenwerte Aufgabe, die dir die Jesuiten anvertrauen. Du solltest stolz und glücklich sein.«
    Burghard sah sie stumm an, drückte ihre Hand und flüsterte: »Ich habe die ganze Zeit nur an dich denken müssen.«
    Katharina spürte, wie Röte ihr Gesicht überzog und wie Hitze in ihr aufstieg und von ihrem gesamten Körper Besitz ergriff. Ihr Atem ging keuchend. Nie zuvor hatte sie etwas Derartiges empfunden.
    Burghard sah, wie Katharinas Brust sich heftig auf und ab bewegte. Verlegen stellte er fest, dass er seine Gefühle nicht mehr unterdrücken konnte, sie nicht länger unterdrücken wollte. Jahrelang hatte er sich als Mönch an das Gelübde der Keuschheit gehalten. Er war überzeugt gewesen, dass er für Gefühle zwischen Mann und Frau unempfänglich sei. Selbst das leidenschaftliche Stöhnen von Johann und Franziska während der Nächte ihrer gemeinsamen Wanderzeit hatte ihn nicht zweifeln lassen, dass er ohne körperliche Liebe leben konnte. Aber nur wenige Stunden zuvor im Wald, als er befürchtet hatte zu sterben, war er von einer ihm unbekannten Verzweiflung ergriffen worden. Tiefe Traurigkeit hatte ihn bei dem Gedanken überwältigt, dass er Katharina nicht ein einziges Mal berührt, nicht ein einziges Mal geküsst und sie nicht ein einziges Mal geliebt hatte. Im Wald hatte er sich geschworen, dass er das Versäumte sofort nachholen würde, sollte er lebend aus dieser Lage herauskommen.
    Es war schon spät gewesen, als Burghard von den Jesuiten aus dem Wald zurück zu seinem Schlitten geführt wurde. Eilig hatte er die Säcke auf dem Schlitten festgebunden. So schnell er konnte, lief er zurück nach Wellingen. Dort verteilte er das Laub und die Eicheln für die Schweine und eilte heim auf das Gestüt. Als er Katharina nirgends entdecken konnte, ahnte er, dass sie bei den Schafen war.
    Burghard hatte Katharina unbemerkt eine Zeitlang beobachtet, um herauszufinden, ob er sich seiner Gefühle für sie ganz sicher war.
    Jetzt saßen sie zusammen im weichen Heu, hielten sich an der Hand und blickten sich stumm an. Burghard zog die junge Frau schließlich an sich und drückte ihr unbeholfen einen Kuss auf die Lippen. Katharina sah ihn aus großen Augen an. Einen kurzen Moment hielt er ihrem Blick stand, dann drückte er sie sanft ins Heu. Als sie vor ihm lag, mit ängstlich weit geöffneten Augen, streckte er sich neben sie aus. Burghard presste seine Lippen erneut auf Katharinas Mund, bis sich auch ihre Lippen öffneten. Sie umschlangen einander zu einem leidenschaftlichen Kuss, der ihre Leiber erhitzte. Nur widerstrebend lösten sie sich wieder voneinander.
    Der Schein der Laterne spiegelte sich in Burghards Augen. Behutsam liebkoste er mit den Händen Katharinas Körper, traute sich jedoch nicht, seine Finger unter den Stoff ihres Kleides zu schieben.
    »Wie konnte ich nur so lange darauf verzichten!«, flüsterte er. »Ich bin glücklich, dass ich kein Mönch mehr bin, und ich möchte keiner mehr sein, denn ich liebe dich von ganzem Herzen«, hauchte er ihr

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