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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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halfen. Hinzu kommen die Belastungen, die der Gefängnisaufenthalt verursacht hat. Auch musste sie von der Schaumburg zur Schwarzburg gebracht werden, wo sie hingerichtet wurde. Uns wurden der Karren und ein Fuhrmann für einen ganzen Tag in Rechnung gestellt, denn durch den heftigen Regen kam das Fuhrwerk nur schwer voran und benötigte für den Weg bergauf und bergab bedeutend mehr Zeit als an einem sonnigen Tag. An der Schwarzburg mussten wir sogleich den Preis für das Brennholz des Scheiterhaufens entrichten, wie auch den Lohn des Henkers und seiner Helfer. Außerdem habe ich meine eigene Entschädigung noch nicht eingefordert. Wie ihr sicher bereits feststellen konntet, trage ich mit meinem Einsatz dazu bei, dass alles reibungslos abläuft. Gebt euch also nicht eurem falschen Denken hin! Die Kosten sind unvorstellbar hoch, so dass sogar der Erlös aus dem Besitz der Familie nicht ausreichen könnte.«
    Die Höhe der Belastungen mag wohl stimmen, gab Barnabas dem Schöffen in Gedanken Recht, doch wandert ein beachtlicher Betrag sicherlich in deine eigene Tasche, Maldner!
    Der Meisterschöffe wandte sich nun dem Magier zu. »Sagt mir euren Preis für die Erkennung der Hexe, damit ich abschätzen kann, ob wir eure Dienste benötigen.«
    Nachdem Barnabas die Summe genannt hatte, wiegte der Meisterschöffe seinen Kopf hin und her und überlegte. Schließlich nickte er.
    Plötzlich kam ein Wachmann in die Amtsstube gelaufen und flüsterte Maldner etwas zu. Dieser sprang sogleich auf und schrie: »Ich habe nichts angeordnet! Wie konnte das passieren?«
    Der Wächter zuckte mit den Schultern und schaute zu Boden. Maldner kam auf Barnabas zu und sagte: »Ihr habt euch umsonst auf den Weg gemacht. Ohne mein Wissen hat man die Frau bereits der Tortur unterzogen. Sie hat das Bewusstsein verloren, und wie man mir sagt, wird sie es heute nicht wiedererlangen.«
    »Ich habe das nötige Riechsalz bei mir, um sie aus der Ohnmacht zurückzuholen«, bot Barnabas seine Hilfe an.
    Der Meisterschöffe schüttelte den Kopf. »Wenn sie uns wegstirbt, verdienen wir gar nichts. Kommt morgen wieder, dann sehen wir weiter.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Maldner das Gebäude und ließ die drei Fremden allein zurück.
     
    Servatius’ Augen funkelten vor Zorn. »Welche Frechheit! Wir quälen uns bei Wind und Schnee den Berg hinauf, nur damit man uns sogleich wieder fortschickt. Wer ist dieser Dummkopf, dass er es wagt, so mit uns umzugehen?«
    »Beruhige dich, Servatius. Schon morgen werden wir ihn ganz sicher von unseren Fähigkeiten überzeugen können«, versuchte Barnabas den Mönch zu besänftigen.
    Maria blickte Barnabas mit großen Augen an. Sie hatte kaum ein Wort gesprochen und schob jetzt wortlos ihre Finger in die Hand des Magiers. Auf dem Weg von der Burg zurück ins Tal wich sie nicht einmal von seiner Seite.

     
    Es war noch dunkel, als Barnabas am nächsten Morgen die Augen aufschlug. Er wusste sofort, dass es geschneit hatte, denn sein Kopf schmerzte, als habe ein Schmied seinen Schädel wie einen Amboss bearbeitet. Der Magier biss vor Schmerz die Zähne zusammen und suchte zwischen seinen Arzneien das Weidenrindenpulver. Allein bei dem Gedanken an den bitteren Geschmack des Suds schüttelte es ihn. Er wusste aber, dass diese Medizin die einzige war, die ihm Linderung verschaffen würde. Barnabas presste die Hände an die Schläfe und ging hinunter in die Küche, wo die Bäuerin bereits das Feuer schürte.
    »Ich benötige heißes Wasser, um einen Sud aufzubrühen«, stöhnte er.
    »Geht es dir nicht gut?«, fragte sie besorgt, als sie sein blasses Gesicht sah.
    »Mein Kopf schmerzt, was nur bedeuten kann, dass es geschneit hat.« Die Frau nickte. »Mein Mann hat schon geflucht, da er wegen der Schneewehen kaum die Tür öffnen konnte.«
    »Wir müssen heute unbedingt zur Schaumburg gehen.«
    »Das wird nicht möglich sein«, sagte der Bauer, der fröstelnd die Küche betrat. Der Schal, den er sich um den Kopf gewickelt hatte, war mit einer dicken Schneeschicht überzogen, die nun durch die Wärme langsam schmolz. Als das Tauwasser auf den Boden tropfte, wickelte er das Tuch ab und reichte es seiner Frau, die es zum Trocknen über das Feuer hing. Der Mann schlang noch immer zitternd die Arme um den Leib. »Wenn schon hier unten so viel Schnee liegt, wird der Weg zur Schaumburg zu Fuß unpassierbar sein.«
    Die Tür ging auf, und Servatius kam herein. Er rieb sich die klammen Finger aneinander. »Ich habe das

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