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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Züge wurden hart. Sein Gesicht näherte sich Bonners, so dass die übrigen Gäste seine Worte nicht verstehen konnten. »Ich habe dich immer wieder gewarnt, Casper! Wenn du das Gerücht in die Welt setzt, dass eine Hexe unter deinem Dach wohnt, dann musst du sie anklagen, damit wir sie verurteilen und brennen lassen können. Aber es geht nicht, dass du sie laufen oder gar verschwinden lässt.«
    »Was kann ich dafür? Graf von Wintzingerode …«
    » Du allein trägst die Schuld!«, wurde er von dem Bürgermeister unterbrochen. »Nur du !«
    »Johann kann mit dem Weibsbild sonst wo sein!«
    Harßdörfer nahm erneut einen Schluck Bier und fuhr fort: »Heute kam der Ausrufer von Duderstadt in mein Haus.«
    Fragend blickte Bonner auf.
    »Josef ist der Neffe meiner Frau«, erklärte Harßdörfer. »Er gibt bekannt, wann Bier gebraut wird, damit niemand in die Brehme pinkelt.«
    »Mich interessiert nicht, wann Bier gebraut wird, sondern nur, wann es getrunken werden kann«, brummte der Bauer mit schwerer Zunge. Kaum merklich schüttelte der Bürgermeister den Kopf. So viel Dummheit war nur schwer zu ertragen. »Halt’s Maul, Casper, und höre mir zu! Josef war auf dem Hülfensberg. Dort hat er deinen Sohn und das Liebchen erkannt.« Erwartungsvoll blickte der Bürgermeister in das aufgedunsene Gesicht des Großbauern, dessen Augen sich ungläubig weiteten.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen!«, flüsterte Bonner mit heiserer Stimme. Mehrmals musste er sich räuspern. Um abzulenken, fragte er: »Was macht der Neffe deiner Frau auf dem Hülfensberg? Da gehen doch nur die Katholischen hin.«
    »Er hat an die Pilger Bier verkauft«, antwortete Harßdörfer gereizt.
    »Und er will das Miststück erkannt haben? Doch woher kennt er das Mädchen? War es etwa auch sein Liebchen?«
    »Im Gegensatz zu dir will nicht jeder andere Mann unter den Rock dieses Weibstücks!«
    »Ach, dummes Zeug!«, begehrte Bonner auf, doch seine Abwehr war nur gespielt.
    »Ich kenne dich, Casper! Also halte mich nicht für dumm.«
    Als Bonner schwieg, fuhr der Bürgermeister fort: »Josef hat die Frau das erste Mal gesehen, als sie auf einem Pferd aus Duderstadt geritten kam. Er sagte, dass sich ihre Blicke zwar nur für einen kurzen Moment gekreuzt hätten, er aber diese Augen nie vergessen würde. Er schwor, dass ihre Augen wie die des leibhaftigen Teufels geglüht hätten. Deshalb ist er sich auch sicher, dass es sich bei der Frau auf dem Hülfensberg um die Hexe handelt.«
    »Haben ihre Augen dort auch geglüht?«, fragte Bonner und erschauerte. Harßdörfer zuckte mit den Schultern. »Das sagte er nicht, aber der Junge war kreidebleich, als er mir davon berichtete.«
    »Sie sind fort und sollen es auch bleiben!«, schimpfte Bonner und bestellte zwei weitere Krüge Bier.
    Harßdörfer musste an sich halten, um den Bauern nicht am Kragen zu packen. Der Depp verstand anscheinend nicht, um was es ging. Mit unterdrückter Wut versuchte er es dem Bauern zu erklären: »Als du mir das erste Mal von deinem Verdacht erzähltest, sagte ich, dass, wenn du diesen Weg wählst, du ihn auch zu Ende gehen musst. In dieser Gegend hat es seit Jahren keinen Hexenprozess gegeben. Alles war still und friedlich. Doch kaum beschuldigst du deine Magd der Hexerei, geben die Kühe weniger Milch, und die Leute verdächtigen sich gegenseitig.«
    »Aber …«, versuchte Bonner aufzubegehren.
    »Nichts aber!«, unterbrach der Bürgermeister ihn ungehalten. »Du wirst die Hexe nach Duderstadt zurückbringen, bevor dort mehr als nur ein Scheiterhaufen brennen wird. In der Zwischenzeit werde ich einen anderen Notar beschaffen, denn Wilhelm Münzbacher ist auf dem Hülfensberg auf tragische Weise zu Tode gekommen.« Harßdörfer überlegte. »Vielleicht hat die Hexe auch mit seinem Tod etwas zu tun. Nun, das werden wir unter der Folter aus ihr herauspressen.« Lachend hob er seinen Krug und prostete Bonner zu. »Herauspressen! Was für ein schönes Wortspiel.« Doch dann wurde er wieder ernst. »Casper, wenn du die Hexe nicht zurück nach Duderstadt bringst, dann …«
    Erschrocken blickte der Großbauer den Bürgermeister an.
    »Ich habe dir bereits vor Wochen erklärt: Entweder brennt die Hexe oder du! Und dann, mein Lieber, fällt der Bonnersche Besitz an die Stadt, und deine Tochter wird man davonjagen.«
    Bonners Herzschlag beschleunigte sich. »Aber wo soll ich die beiden suchen? Vom Hülfensberg aus können sie überallhin geflüchtet sein!«
    »Jaul nicht, Casper! Du

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