Der Hexenturm: Roman (German Edition)
dass man ihr ein Boot gestohlen hatte. Nun wusste Adam Hastenteufel, dass seine Verfolgungsreise ihn über den Fluss Werra ins Hessenland führen würde.
Endlich lag die Stadtmauer von Wetzlar vor ihm. Hastenteufel hörte auf zu grübeln und lenkte sein Pferd an den Fuhrwerken vorbei, um so schneller das Stadttor zu passieren. Es dürstete ihn, und auch das Verlangen nach einer Frau wurde stärker. Freudig griff er nach dem Säckchen mit den Münzen, das in seinem Wams versteckt war.
»Ich werde mich das Vergnügen heute Nacht etwas kosten lassen!«, flüsterte er erregt und trat seinem Pferd in die Flanken.
Kapitel 11
Burghards Schnarchen hallte durch den Wald.
»Er hält zwar wilde Tiere von uns fern, aber ich finde keinen Schlaf«, maulte Clemens und versuchte Burghard zu wecken.
»Selbst wenn eine Kanonenkugel neben ihm einschlagen würde, er würde tief und fest weiterschlafen«, prophezeite Katharina und versuchte Burghard mit einem Zweig wach zu kitzeln. Vergeblich. Irgendwann gaben die beiden auf und nickten ein. Franziska, die neben Katharina lag, weinte sich in den Schlaf.
Nur Johann saß noch am Feuer und stocherte wütend mit einem dünnen Ast in der Glut. Was ist nur mit Franziska los, dachte er. Seit Wochen war sie launenhaft, und ihre Stimmungen wechselten schneller als das Wetter. Mal war sie überschwänglich und guter Dinge, und im nächsten Augenblick haderte sie mit sich, ihren Freunden, ihrem Schicksal und auch mit Johann, ihrem Mann. Wenn er versuchte ihr durch zärtliche Umarmungen und Worte seine Liebe zu beweisen, blitzten ihre Augen wütend auf, und sie wollte in Ruhe gelassen werden. Obwohl Johann immer wieder darüber nachgrübelte, konnte er sich nicht erklären, was er falsch machte. Er verstand seine Frau nicht mehr und wusste nicht, wie es wieder anders werden könnte.
Erst am Nachmittag, als Johann Katharina dabei half, einen Ast von einer Tanne abzureißen, war Franziska wutschnaubend in den Wald gelaufen. Johann war ihr gefolgt, um mit ihr zu reden. Doch Franziska hatte einem Kind gleich mit dem Fuß aufgestampft und ihn beschuldigt, dass er Katharina mehr liebe als seine eigene Frau. Lachend hatte er sie in seine Arme ziehen wollen, doch sie hatte ihn von sich gestoßen und war zurück zu den anderen gegangen. Dort hatte sie sich mit dem Rücken zu ihm aufs Lager gelegt und leise vor sich hin geweint.
Johann wollte sich zu ihr setzen und sie um Vergebung bitten, doch als er bemerkte, wie Clemens und sogar Burghard ihn spöttisch ansahen, hatte er es bleiben lassen und sich missmutig ans Feuer gesetzt. Zum ersten Mal hatte er sich bei Franziska weder entschuldigt, noch hatte er sie getröstet.
Immer wieder hieb Johann mit dem Stock auf die Glut ein, so dass Funken durch die Luft wirbelten. Er wollte und durfte Franziskas Launen nicht länger ertragen!
Als ein Holzklotz neben ihm in der Feuerstelle landete, schreckte Johann hoch. Clemens stand neben ihm und reckte sich.
»Das Feuer kann dich nicht wärmen, wenn es keine Flammen schlägt!«, erklärte Clemens und gähnte herzhaft. »Ich kann nicht schlafen«, jammerte er. »Der Vollmond hindert mich. Und Burghards Schnarchen!«
Johann blickte zu den Baumkronen empor, die so dicht standen, dass er weder Himmel noch Vollmond sehen konnte.
»Warum bist du noch wach?«, fragte Clemens und setzte sich zu Johann auf den Boden. »Etwa auch der Vollmond?«
Stumm schüttelte Johann den Kopf.
»Franziska?«
Johann nickte.
»Du darfst ihre Launen nicht hinnehmen«, riet Clemens ihm ernst. »Eine Frau muss ihrem Mann gehorchen und ihm nicht auf der Nase herumtanzen.«
»Erzähl das Franziska«, klagte Johann, »sie scheint das nicht zu wissen!«
»Wenn sie dir nicht gehorcht, dann musst du sie züchtigen. Viele Männer machen das mit ihren widerspenstigen Frauen.«
Erschrocken blickte Johann auf. In der Erinnerung sah er das zerschlagene Gesicht seiner Mutter. »Ich weiß«, flüsterte er. »Mein Vater hat meine Mutter oft verprügelt, wenn sie ihm Widerworte gab. Aber das kann nicht die Lösung sein. Vielleicht wird alles anders, wenn erst das Kind da ist.«
»Ich würde keine launenhafte Frau an meiner Seite wollen – einerlei aus welchem Grund«, erklärte Clemens und blickte zu Katharina, die seelenruhig schlief.
Johann wechselte das Thema und fragte: »Wie lange werden wir noch marschieren müssen, bis wir in Wellingen bei Rehmringers ankommen?«
Clemens überlegte. »Graf Georg erzählte, dass er acht
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