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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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in die Knie, umklammerte sie mit beiden Armen und legte die Stirn darauf. Er war zu müde, um über alles nachzudenken oder um etwas zu fühlen. Tränen brannten in seinen Augen, und er war froh, dass es niemand bemerken konnte.
    Nach einer Weile stand er auf und wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht.
    »Es wird Zeit, ich sollte die anderen nicht länger warten lassen!«

     
    Bereits vor der Kammertür konnte Clemens Burghards Schnarchen hören. Um die Freunde nicht zu wecken, versuchte er leise die Klinke nach unten zu drücken. Doch mit einem Knall sprang die Tür auf, und sogleich sahen ihn vier Augenpaare erwartungsvoll an.
    Clemens aber ließ sich müde auf seinen Strohsack fallen und schloss die Augen.
    Erbost sprang Franziska auf und zischte: »Clemens, du wirst es nicht wagen einzuschlafen, bevor du uns berichtet hast, was du erfahren hast.«
    »Hast du die alte Frau sprechen können?«, wollte nun auch Burghard wissen. Clemens nickte. »Ja, ich habe ihr von uns und unserem Schicksal erzählt.«
    »Was hat sie gesagt?«, rief Katharina und trat sanft gegen sein Schienbein, damit er nicht einschlief. Clemens hatte die Hände über die Augen gelegt und rührte sich nicht. Nun wurde auch Johann laut.
    »Verdammt, nun sag, was los ist!«
    Ächzend setzte sich Clemens auf und blickte in die fragenden Gesichter seiner Freunde.
    »Sie will uns nicht haben!«, flüsterte Franziska ängstlich.
    Clemens wandte sich ihr zu: »Nein, Frau Rehmringer sagte, dass Gott uns zu ihr geschickt habe.«
     
    Die Freunde lauschten gebannt, als Clemens von seinem Gespräch mit Frau Rehmringer berichtete.
    »Frau Rehmringer liegt seit dem Tod ihres Sohnes krank im Bett und kann sich nicht um das Gestüt kümmern. Das Gesinde macht, was es will, ist mürrisch und aufsässig. Niemand versorgt die alte Frau, die den ganzen Tag allein in einem düsteren und muffigen Zimmer verbringt. Niemand auf dem Hof versteht etwas von Pferdezucht. Frau Rehmringer weiß nicht einmal, ob die Pferde ausreichend versorgt werden. Sie erfährt nicht, was im Haushalt gearbeitet wird, und sie hat niemanden, dem sie vertrauen kann. Haus und Hof sind verkommen. So wie es aussieht, geht der ganze Besitz zugrunde. Mit schwerem Herzen trägt sie sich mit dem Gedanken, alles zu verkaufen. Ein Anwesen, das seit Generationen ihrer Familie gehört hat. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie sehr die alte Frau leidet. Ein Amtmann aus dem Ort hat Interesse bekundet.«
    »Hast du sie gefragt, ob dieser Amtmann Hilfe benötigt? Ob er uns vielleicht einstellen würde?«, fragte Johann.
    Clemens nickte. »Natürlich habe ich sie das gefragt, aber der Mann hat seine eigenen Leute. Sie meinte zudem, dass er keine Fremden nehmen würde.«
    »O nein«, wisperte Franziska.
    »Wieso hat sie dann gesagt, dass Gott uns zu ihr geschickt habe?«, rief Burghard ärgerlich.
    Clemens schmunzelte und erklärte: »Weil sie das Gestüt nun nicht mehr verkaufen muss. Mit unserer Hilfe will sie das Gut erhalten!« Er blickte von einem zum anderen. Verständnislos sahen ihn die Freunde an.
    »Wie meinst du das?«, fragte Katharina als Erste.
    »Du, Katharina, kennst dich in der Krankenpflege aus und wirst Frau Rehmringers persönliche Pflegerin. Ich bin überzeugt, dass du sie in kurzer Zeit wieder auf die Beine bringen wirst. Franziska weiß, wie eine Küche zu führen ist, und wird die Haushaltsführung übernehmen. Johann ist der ideale Bauer und wird für Feld und Vieh zuständig sein, und ich, ich bin der Pferdekenner unter uns«, schloss er seine Erklärungen ab.
    »Und ich?«, fragte Burghard. »Was soll ich machen?«
    Clemens zauderte kurz, doch dann sagte er mit fester Stimme: »Für dich mussten wir uns etwas einfallen lassen, Burghard, denn für einen ehemaligen Franziskanermönch hat Frau Rehmringer keine Verwendung.« Burghard wartete gespannt, dass Clemens weitersprach, und auch die anderen lauschten neugierig. »Du bekommst eine sehr ehrenhafte Aufgabe, Burghard. Du wirst der Schweinehirte!«, prustete Clemens los.

Kapitel 14
     
    Nachdem Adam Hastenteufel sein Pferd in einem Stall abgegeben hatte, schlenderte er durch die eng bebauten Gassen von Wetzlar. Es war dunkler Abend, doch in der Innenstadt, die von unzähligen Fackeln und Kerzen erleuchtet wurde, herrschte reges Treiben.
    Verkaufsstand reihte sich an Verkaufsstand, und erstaunt stellte Hastenteufel fest, dass die Marktstände, auf denen sich edle Stoffe, Küchenutensilien, Handwerkszeug und andere

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