Der Hexenturm: Roman (German Edition)
gab, in das er einkehren konnte. Als er eine Stadtmauer erblickte, saß er wieder auf und ritt über den Wassergraben in die Stadt hinein. Es war früher Nachmittag und keine Menschenseele zu sehen. Die Stadt wirkte wie ausgestorben. An der Pferdewechselstation gab er sein Pferd ab und ging in den Gasthof.
Der Wirt saß hinter der Theke und sah ihm gelangweilt entgegen. Hastenteufel blickte sich suchend um, aber es war kein weiterer Gast zu sehen.
»Was ist in Eurer Stadt los?«
Fragend hob der Wirt eine Augenbraue und drückte sein fleischiges Kinn nach vorn. »Wie meint Ihr das?«
»Eure Schankstube ist menschenleer, und auch auf den Straßen ist niemand zu sehen.«
»Die meisten Mengerskircher sind rüber nach Greifenstein zur Burg gegangen. Dort findet heute eine Anhörung statt, und die will sich anscheinend niemand entgehen lassen.«
»Wie unterhaltsam kann eine Anhörung sein, dass eine ganze Stadt ihr lauschen will?«
Da der Wirt sonst nichts zu tun hatte, erklärte er: »Graf Wilhelm I. von Greifenstein baut fortwährend seine Burg um. Erst zum Schloss und dann zur Festung. Da solche Baumaßnahmen eine Menge Geld verschlingen, hat er gegenüber seinen Untertanen die Zügel straff angezogen. Die ständigen Sondersteuern wollen sie sich nicht länger gefallen lassen, und deshalb haben sie sich gegen ihn aufgelehnt.«
»So etwas hat es schon immer gegeben und wird es immer geben. Das ist nichts Besonderes«, winkte Hastenteufel ab. Der Wirt erhob sich von seinem Platz und schenkte ihm ein Bier aus.
»Aber die Greifensteiner haben etwas gewagt, was sich das einfache Volk vorher noch nie getraut hat.«
Hastenteufel blickte neugierig auf.
»Sie haben sich in der Stadt einen Advokaten genommen, der sie gegen den Grafen vertreten soll!«
Sprachlos schaute Adam Hastenteufel den Mann an.
»Jetzt kann ich verstehen, dass alle der Anhörung beiwohnen wollen.«
Nachdem Hastenteufel einen Teller dicke Bohnen gegessen hatte, verabschiedete er sich vom Wirt und ritt weiter. Schon nach kurzer Zeit plagte ihn erneut sein Kreuz. Hastenteufel überlegte, zurück in die Stadt zu reiten, um sich bei dem Wirt ein Zimmer zu mieten, als er vor sich am Waldesrand ein Haus entdeckte. Beim Näherkommen erkannte er, dass es eine Herberge war, die den Namen »Zur tanzenden Maus« trug. Plötzlich wieherte Hastenteufels Pferd und lockte die Herbergsmutter vor die Tür.
Hastenteufel traute seinen Augen nicht, als er das vollbusige Weib mit keckem Hüftschwung auf sich zukommen sah. Fast schwarze Haare, die ihr bis auf das Gesäß fielen, und ebensolche dunkle Augen gaben ihr ein rassiges Aussehen. Ohne Furcht packte sie das Pferd am Kopfgeschirr und blickte Hastenteufel verführerisch an.
»Wohin des Weges, Fremder?«
Hastenteufel, der sonst nicht verlegen war, musste sich räuspern. »Ich wollte auf die andere Seite des Waldes.«
Niemals hätte er zu solch einem Weib gesagt, dass ihn heftiger Rückenschmerz plagte und er deshalb eine Unterkunft benötigte.
Die Frau schaute zum Himmel empor und gurrte: »Es wird bald dunkel werden, Fremder. Außerdem ziehen Regenwolken auf.«
»Wenn Ihr meint«, stammelte er und konnte den Blick kaum von ihr wenden. Lächelnd tätschelte sie die Stirn des Pferdes und schlug Hastenteufel mit einem verführerischen Augenaufschlag vor: »Ich habe ein freies Zimmer, das Ihr mieten könnt.«
Gespielt achtsam blickte Hastenteufel zum Himmel und schien zu überlegen. »Ich denke, dass Ihr Recht habt. Es wird bald regnen«, erklärte er und beugte sich im Sattel zu ihr herunter. »Ihr habt mich überzeugt, schönes Kind. Ich werde heute hier übernachten«, sagte er mit lachenden Augen.
»Ihr könnt Euer Pferd drüben im Stall unterstellen. Dort findet Ihr auch Heu und Wasser.« Bevor sie zurück in die Herberge ging, fragte sie mit betörender Stimme: »Wie ist Euer Name?«
»Adam«, war seine knappe Antwort.
Während Hastenteufel sein Pferd versorgte, ging die Frau zurück ins Haus. Dort wartete bereits ein Mann, der die beiden hinter einem Fenster beobachtet hatte.
»Hat er Geld?«, wollte der Mann von ihr wissen. Sie zuckte mit den Schultern. »Sobald ich das herausgefunden habe, werde ich es dich wissen lassen, damit du alles besorgen kannst.«
»Mmh!«, brummte er und zog die Frau grob an sich. »Willst ihn wohl zuerst zwischen deine Schenkel lassen?«
»Warum das Angenehme nicht mit der Arbeit verbinden?«, zischte sie. Seine Pranke drückte fester zu. Nur mit Mühe konnte
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