Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
Vom Netzwerk:
»Westrich, davon habe ich noch nie gehört. Wo soll das liegen?«
    »Westrich ist das Land an der Saar«, erklärte Scheffer. »Es schließt direkt an die Kurpfalz an. In drei Tagesmärschen habt ihr es über die Grenze erreicht.«
    Nun bekam auch Barnabas glänzende Augen, und die rührten nicht vom Wein.

Kapitel 16
     
    Casper Bonner ritt zum Pforthaus von Burg Greifenstein, wo ein hutzeliges Männlein mit einer Hellebarde aus dem Häuschen herausstürmte. Breitbeinig versperrte es ihm den Weg und stemmte die Stangenwaffe am ausgestreckten Arm in den Boden.
    »Wohin wollt Ihr?«, fragte der Torwärter und zog seine Augenbrauen grimmig zusammen.
    »Ich suche Matthias Heixel.«
    »Was wollt Ihr von Matthias?«
    »Das geht dich nichts an!«
    »Das geht mich sehr wohl was an. Schließlich kann ich nicht jedem Fremden Zutritt zur Burg gewähren. Vielleicht wollt Ihr die Burg überfallen, dann müsste ich Euch auf der Stelle töten!«
    Ungläubig betrachtete Bonner den klein gewachsenen Mann. Es war nicht größer als ein zwölfjähriger Knabe, aber sicher fünfmal älter. Sein Helm war zu mächtig für den zierlichen Kopf und rutschte ihm über die Stirn, so dass er ihn ständig zurückschieben musste, um etwas sehen zu können. Bonner konnte nicht anders – er musste lachen. Verunsichert blickte der Alte zum Reiter empor und rief: »Warum lacht Ihr?«
    »Wenn ich mich vom Pferd auf dich plumpsen lasse, bist du flach wie eine Flunder, bevor du die Lanze hochgehoben hast. Also sage mir jetzt, wo ich Heixel finden kann.«
    »Woher kennt Ihr Matthias?«, fragte der Mann unbeeindruckt weiter. Bonner stöhnte leise auf.
    »Ich suche jemanden, der Spuren lesen kann. Jemanden, der fähig ist, wie ein Jagdhund Wild aufzuspüren. Im Wirtshaus von Mengerskirchen hat man mir Heixel empfohlen und gesagt, dass ich ihn hier finden würde.«
    »Das ist wohl wahr! Erst gestern ist Matthias mit seinen Männern zurückgekehrt. Aber ich würde den Simon zur Jagd mitnehmen! Er hat die richtige Erfahrung im Umgang mit Hirschen. Matthias hingegen ist kein richtiger Jäger«, erklärte der Alte. Bonner schüttelte den Kopf. »Wer sagt, dass ich Hirsche erledigen will? Für meine Jagd brauche ich den Heixel! Lass mich vorbei, oder muss ich dich umreiten?«
    »Was hast du gegen den Simon?«, ließ der Torwärter nicht locker und reckte sein Kinn.
    »Ich kenne den Simon und mag ihn nicht! Er ist ein unangenehmer Geselle«, sagte Bonner mürrisch.
    »Simon ist der beste Jäger hier im Westerwald«, ereiferte sich der Torwärter. »Und bald wird er auch ein berühmter Held sein.«
    Bonner lachte laut auf. »Ja, ich kenne seinen Plan, den Bären zu erledigen. Aber für die Jagd auf einen Menschenfresser ist er nicht klug genug. Und jetzt lass mich vorbei, Alter!« Bonner war nun schlechter Laune, und das schien auch das Männlein zu spüren, denn es machte drei Schritte zur Seite und ließ ihn passieren.
     
    Bonner gelangte an die Zugbrücke der äußeren Talpforte. Aus einem Gebäude neben ihm erklangen Kinderstimmen, die im Chor einer tiefen Männerstimme nachsprachen. Anerkennend nickte Bonner. Sie haben sogar eine Schule im Burgbereich.
    Über die Holzbrücke überschritt Bonner den aufgeschütteten Wallgraben und gelangte so in den Vorbereich der Burg. Erneut überquerte er eine Zugbrücke und ging durch ein Tor. Wie eine Spirale führte der Weg um den inneren Bereich nach oben. Als Bonner lautes Hämmern hörte, zügelte er das Pferd und blickte an den Mauern des äußeren Burghofs empor.
    Das ist keine Burg, dachte Bonner, das ist eine riesige Baustelle. Von seinem Standort aus konnte er die zahlreichen Arbeiter erkennen, die in schwindelnder Höhe auf Gerüsten hin und her liefen. An einem der beiden Türme saß ein Mann auf einem Brett, das an zwei Seilen hing. Mit kräftigen Schlägen bearbeitete er die Steine des mächtigen Mauerwerks. Bei diesem Anblick krampfte sich Bonner der Magen zusammen. Allein der Gedanke, in dieser Höhe von einer Planke zur nächsten zu laufen oder auf einer Schaukel zu sitzen, verursachte ihm ein mulmiges Gefühl.
    Er wandte den Kopf ab und sah ins Tal. Bonner blickte auf das Dorf hinunter und sah eine wie mit der Richtschnur gezogene Häuserzeile. Direkt hinter den Gebäudereihen schloss sich eine ebenso gerade Feldergrenze an.
    Bonner spürte, wie sein Magen sich beruhigte, und blickte erneut zu den Arbeitern hinauf. Als er den Blick wieder senkte, bemerkte er einen Garten, der durch Palisaden und

Weitere Kostenlose Bücher