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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Schmerz von innen«, versicherte der Arbeiter den Verletzten und wickelte den Stoff um ihre Hände.
     
    Bonner stand da – nass und mit Staub bedeckt. Unruhig kratzte sein Pferd mit dem Huf im staubigen Boden.
    »Was bist du für einer?«, fragte der Mann namens Albert und kam näher.
    »Ich konnte sehen, wie er im Lustgarten der Gräfin umhergegangen ist und sich auf einer Bank niedergelassen hat«, rief ihm ein Mann vom Baugerüst zu.
    »Hattest du die Erlaubnis, dich im Lustgarten aufzuhalten?«, fragte Albert, der scheinbar das Sagen hatte.
    Bonner schüttelte den Kopf und sagte grimmig: »Was geht dich das an? Ich bin hier, weil ich Matthias Heixel suche.«
    »Wer sucht ihn?«
    »Das geht dich ebenso wenig etwas an! Es reicht, wenn ich dir sage, dass ich ihn suche«, war Bonners unwirsche Antwort.
    Albert stellte sich dicht vor ihn und betrachtete sein verschmutztes Gesicht, aus dem das Weiß seiner Augen gespenstisch hervorstach.
    »Woher kommst du?«
    »Stehe ich vor Gericht?«, blaffte Bonner.
    »Bist wohl ein Landstreicher«, sagte Albert und drehte Bonner den Rücken zu.
    »Verdammt!«, brüllte Bonner ungehalten. »Ich will nur wissen, wo ich Matthias Heixel finden kann.«
    »Der ist nicht mehr da. Den hast du verpasst«, höhnte ein anderer. »Morgen wird er wieder herkommen.«
    Verärgert saß Bonner auf und ritt den Weg zurück, den er gekommen war. Er fror erbärmlich. Zudem war er hungrig, durstig und zornig. »Heute ist kein guter Tag«, murmelte er und trat seinem Pferd in die Flanken.

     
    In Greifenstein suchte Bonner ein Zimmer für die Nacht und leistete sich ein teueres Bad. Das heiße Wasser tat seinem Körper gut, und langsam entspannte er sich. Nachdem er im Gasthaus einen warmen Eintopf verschlungen hatte, spürte er, wie ihn die Müdigkeit übermannte. Mit schweren Schritten schlurfte er in sein Zimmer, legte sich nieder und schlief rasch ein.
    Bonner träumte von Hundeshagen.
    Er sah seine Tochter Karoline inmitten der Kornfelder stehen und ihm zuwinken. Freudig ging er auf sie zu, als sich der Himmel verdunkelte und eine Hexe auf ihrem Besen über ihn hinwegflog. Sein Sohn Johann saß hinter ihr und lachte ihm hämisch zu. Und Johanns Fuß verwandelte sich vor Bonners Augen in einen Pferdehuf.
     
    Bonner wollte schreien, aber etwas hielt seinen Mund zu. Er glaubte zu ersticken und schlug um sich. Als leises Lachen und verhaltene Stimmen in sein Bewusstsein drangen, wusste er, dass er nicht mehr träumte. Er riss die Augen auf und sah Hände, die ihn nach unten drückten. Voller Angst trat er um sich und versuchte die Angreifer abzuwehren. Aber vergeblich, es waren zu viele. Hände rissen ihn hoch und schlugen brutal auf ihn ein. Ohnmächtig sackte Bonner in sich zusammen.

     
    Bonner erwachte. Er lag auf dem harten Boden. Obwohl seine Finger eine dünne Schicht Stroh unter sich fühlten, drang eisige Kälte in seinen Körper.
    Langsam versuchte er die Augen zu öffnen. Schmerz durchzuckte seinen Kopf. Was ist passiert?, fragte er sich. Vorsichtig fuhr er sich mit den Fingerkuppen über die Augen. Seine Lider waren dick angeschwollen. Bonner versuchte seine Augen zu öffnen. Die Lider gaben nur schmale Sehschlitze frei, durch die er nichts als tiefe Schwärze sah.
    »Wo bin ich?«, flüsterte er kläglich. Mühsam versuchte er sich aufzusetzen. Alles an seinem Körper schmerzte. Sein Gesicht ebenso wie der Rest seines Körpers. Als er die Beine anzog, jagte ihm ein stechender Schmerz durch die Magengegend, und er erbrach sein Abendmahl. Erschöpft streckte er sich aus. Sein Herz pochte heftig. Krampfhaft überlegte er, was geschehen war, aber er konnte sich nicht erinnern. Der Schmerz pochte in seinem Schädel. Erneut wurde ihm schlecht. Als ihm die Sinne schwanden, dankte er Gott.
     
    Bonner wusste nicht, wie lange er besinnungslos gewesen war. Seine Augen schienen noch immer zugeschwollen zu sein, denn ihn umgab weiterhin Dunkelheit. Er blieb einige Augenblicke lang ruhig liegen und spürte in sich hinein. Als die Übelkeit ausblieb, wagte er sich aufzusetzen. Er tastete um sich und fühlte eine Steinwand. Erschöpft lehnte er sich dagegen. Wo war er? Was war passiert? Bonner konnte sich an nichts erinnern und sich auch keinen Reim auf das machen, was ihm widerfahren war.
    Dann quietschte eine Tür. Sie sprang auf, und ein Lichtstrahl blendete Bonner. Durch den kleinen Sehschlitz zwischen den Lidern konnte er nun erkennen, dass die Dunkelheit, die ihn umgab, von einem fensterlosen

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