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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Armen empfangen.«
    Katharina biss sich auf die Unterlippe. Leise flüsterte sie: »Ja, das hoffe ich auch!«

     
    Franziska stand in der Küche am Feuer und streckte ihren Rücken. Seit Tagen trat das Kind in ihrem Leib so heftig, dass sie das Gefühl hatte, es wolle ihr das Kreuz brechen. Sobald sie allerdings ihre Hand auf den Bauch legte, schien es sich zu beruhigen. Auch jetzt, als sie sich seitlich über den gewölbten Bauch strich, hörte das Treten auf. »Ich bin gespannt, ob du eine kleine Franziska oder ein kleiner Johann wirst«, flüsterte sie.
    Zwei Arme legten sich von hinten um Franziskas Schultern, und Lippen küssten ihren Hals. »Vielleicht wird es ein Junge und ein Mädchen«, sagte Johann ernst. Erschrocken drehte sich Franziska zu ihm um. Als sie in seine lachenden Augen blickte, boxte sie ihm sanft auf den Oberarm und schimpfte: »Sag so etwas nicht! Wie sollen wir zwei Kinder ernähren?«
    »Darüber musst du dir jetzt keine Sorgen mehr machen, Liebes! Wir haben ein neues Zuhause gefunden, wo wir unbeschwert leben können.«
    Johann zog Franziska an sich und küsste sie. Als sie sich voneinander lösten, sagte sie leise: »Ich hoffe, dass es so bleibt.«
    Johann blickte sie fragend an, denn ihm war der besorgte Unterton in ihrer Stimme nicht entgangen. »Weshalb sagst du das?«
    »Ich weiß nicht. Mich beschleicht seit Tagen ein seltsames Gefühl.«
    »Ach, das ist sicher nur, weil du ein Kind erwartest.«
    »Unfug!«, schimpfte sie. »Ich bin schwanger und nicht wirr im Kopf! Aber vielleicht mache ich mir tatsächlich unnötige Sorgen. Frau Rehmringer ist eine nette alte Frau, die es gut mit uns meint. Sie gibt uns ein Dach über dem Kopf und genügend zu essen. Trotzdem ängstige ich mich.«
    »Was gibt es zum Abendmahl?«, lenkte Johann sie ab und sah gierig in den Topf.
    »Paul hat Hennen geschlachtet, aus denen ich eine kräftige Suppe kochen werde. Und jetzt verschwinde, denn die Hühner rupfen sich nicht von allein.«

     
    Clemens stand im Pferdestall und untersuchte den Huf einer Stute. »Kann es sein, dass du sie vernagelt hast?«, fragte er den Hufschmied, der das Bein mit beiden Händen festhielt.
    Wütend erwiderte der Schmied: »Seit vielen Jahren versorge ich die Pferde des gnädigen Herrn – Gott sei seiner Seele gnädig. Und noch nie habe ich mir eine solche Anschuldigung anhören müssen. Kaum bist du da, werde ich verdächtigt, die Hufe nicht richtig zu nageln.« Schnaubend ließ er den Fuß der Stute los.
    »Jetzt beruhige dich! Ich habe dir nur eine Frage gestellt und rein gar nichts behauptet. Aber wenn ein Pferd lahmt und man keine äußeren Verletzungen erkennt, kann es sein, dass der Hufeisennagel den Nerv getroffen hat. So etwas kommt vor.«
    »Aber nicht bei mir!«, ereiferte sich der Mann.
    »Nimm ihr die Hufeisen ab, dann werden wir es sehen.«
    »Das werde ich nicht! Schließlich habe ich dem Vieh erst vor wenigen Tagen die Eisen verpasst.«
    Clemens richtete sich auf und sagte mit fester Stimme: »Entweder du nimmst die Eisen runter, oder ich tue das selbst, doch dann werde ich fortan immer die Arbeit des Hufschmieds übernehmen.«
    »Willst du mir drohen?«
    »Frau Rehmringer hat mir die Leitung des Gestüts übertragen, und somit bin ich dafür verantwortlich, dass es den Pferden gut geht.«
    »Wir hätten euch hier nicht gebraucht!«, murmelte der Hufschmied und holte widerstrebend die Zange.
    Clemens war nicht gewillt, sich die Unverschämtheit des Schmieds gefallen zu lassen, und erwiderte: »Doch, das habt ihr! In der kurzen Zeit, seit Melchior Rehmringer tot ist, habt ihr es geschafft, das Gestüt mitsamt den Pferden in einen erbärmlichen Zustand zu versetzen.«
     
    Als Frau Rehmringer Clemens die Verantwortung für das Gestüt übertragen hatte, ahnte er, dass er auf Gegenwehr beim Gesinde stoßen würde. Doch obwohl er noch jung an Jahren war, ließ er sich weder einschüchtern noch aus der Ruhe bringen. Schließlich hatte Clemens in seinem Vater einen der besten Lehrmeister gehabt, den man sich nur wünschen konnte. Martin Arnold war bestrebt gewesen, seinen Sohn ebenso wie seine Tochter alles über Pferde und Pferdezucht zu lehren. Schon von klein auf hatten die Kinder den Vater in die Ställe, auf die Koppeln oder zu Pferdeauktionen begleitet. Sie waren dabei, wenn der Hengst die Stute besprang oder die Fohlen zur Welt kamen. Sie lernten früh, worauf sie achten mussten, um prächtige Pferde zu züchten – ebenso, wie sie Pferdekrankheiten

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