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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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überschrieben.«
    »Das sehe ich anders, meine Liebe!« Auch wenn von Baßy die Frau anlächelte, konnte sie die Schärfe aus seinen Worten deutlich heraushören. Fragend blickte sie auf.
    »Ich werde das Gestüt übernehmen«, erklärte von Baßy mit schneidender Stimme, »und du kommst zu mir nach Hause. Wir werden uns um dich kümmern, als seist du meine liebe Tante. Melchior hätte das sicherlich befürwortet.«
    »Lass meinen Sohn aus dem Spiel. Du kannst nicht beurteilen, was Melchior gesagt oder gewollt hätte.« Ihr Ton ließ ihn aufhören.
    »Reg dich nicht auf, Tante. Nicht, dass du einen Schwächeanfall erleidest.«
    »Lass das, Johann! Ich bin weder schwachsinnig noch ernsthaft krank.«
    Von Baßy gab nicht auf und bat: »Lass uns vernünftig miteinander reden. Du kannst unmöglich die Arbeit auf dem Hof allein bewältigen. Über kurz oder lang wirst du das Gestüt aufgeben müssen. Da ich es sowieso eines Tages erben werde …«
    Wieder unterbrach sie ihn. »Wie kommst du darauf, dass ich dir das Gestüt vererben werde?«
    Ungläubig blickte der Amtmann sie an. »Ich bin dein einziger Verwandter. Da ist es doch folgerichtig, dass ich auch dein Erbe bin.«
    »Das Verwandtschaftsverhältnis zwischen uns haben wir bereits geklärt, und dem ist nichts mehr hinzuzufügen.« Sie lächelte. »Erlaube mir jedoch die Frage, warum du das Gestüt kaufen willst, wenn du es angeblich eines Tages erben wirst?«
    »Ich bin doch kein Unmensch! Allerdings hatte ich nicht vor, dir einen überhöhten Preis zu zahlen. Es käme mehr einer Anstandssumme gleich. Außerdem gedenke ich das Gestüt meinem Sohn Philipp anzuvertrauen. Er wirbt um die Tochter des Schultheiß von Dillingen. Da wäre das Gestüt ein netter Anreiz, um die Hochzeit weiter voranzutreiben.«
    »Du Lump!«, flüsterte die Frau ermattet. Das Gespräch strengte Regina Rehmringer mehr an, als sie gedacht hatte. Weil sie nicht wollte, dass von Baßy ihre Schwäche bemerkte, setzte sie sich aufrecht hin und reckte ihr Kinn. »Anscheinend willst du es nicht verstehen, deshalb erkläre ich dir erneut, dass ich weder bei dir einziehen noch dir oder deinem unnützen Sohn das Gestüt überschreiben werde. Da ich tatkräftige Unterstützung erhalten habe, kann ich weiterhin den Pferdehandel selbst betreiben.«
    Missmutig kniff von Baßy die Augen zusammen. »Mit Unterstützung meinst du diese dahergelaufenen Fremden?«
    Die alte Rehmringer schmunzelte, als sie erwiderte: »Du täuschst dich, wenn du denkst, dass es Fremde für mich sind!«

Kapitel 18
     
    Auf ihrer Reise ins Westrich, dem Land an der Saar, wurden Barnabas und Servatius von andauerndem Nebel begleitet. Im Hochwald verdichtete sich der Dunst, so dass sie aus Angst, sie könnten sich verlaufen und stürzen, nicht wagten weiterzumarschieren. Nachdem sie einen Tag im Schutz der mächtigen Bäume des Hochwalds pausiert hatten, verzog sich der Nebelschleier, und sie setzten ihren Weg fort.
     
    Die Menschen in den Orten, die sie durchquerten, waren abweisend und begegneten den beiden Wanderern mit Misstrauen, so dass sie nicht versucht waren zu verweilen. Als Barnabas von einem Mann erfahren wollte, wie man die Gegend nannte, in der sie sich befanden, blickte der Alte den Magier nur feindselig an. Barnabas ließ sich von der ablehnenden Haltung nicht beirren und fragte erneut. Daraufhin spuckte der Greis ihm fluchend vor die Füße und verschwand in seiner Hütte. Sprachlos sah Barnabas ihm nach.
    »Wo sind wir denn hier hingeraten?«, fragte Servatius kopfschüttelnd.
     
    Der Weg führte sie weiter durch Wälder und über Felder. Als sie an einem Teich vorbeikamen, raffte Servatius seinen braunen Habit und steckte die Enden unter seine Kordel, dem Zingulum, fest. Anschließend watete er bis zu den Oberschenkeln ins seichte Wasser der Uferböschung und verharrte bewegungslos. Barnabas stützte sich auf seinen Wanderstab und spottete: »Wenn die Fische dich riechen, machen sie einen großen Bogen um dich.«
    Servatius ließ sich von dem Gerede nicht ablenken und wartete geduldig. Plötzlich warf er sich kopfüber ins Wasser und zog lachend einen fetten Karpfen am Schwanz aus dem Schlick.
    »Hast du gesehen, wie schnell ich bin?«
    »Das ist mir einerlei!«, erklärte Barnabas. »Hauptsache, dein Körper war mit Wasser bedeckt – wenn auch zu kurz.«
    Servatius nahm den zappelnden Fisch und schlug ihn mehrmals gegen einen Stein, bis er tot war. Dann schlitzte er ihm den Bauch auf, entnahm die Gedärme und

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