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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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dem fein geschnittenen Gesicht bat die Versammlung um Ruhe. Als Stille herrschte, nahm er ein Blatt Papier in die Hand und las mit sanfter, aber eindringlicher Stimme vor: »Das Hochgericht hat nach Prüfung unserer Anklageschrift folgendes Urteil bestimmt: Da Barbara Backes geständig war, wird sie zum Tod durch den Strang verurteilt. Anschließend wird ihr Leichnam dem Feuer übergeben, so dass die Hexe endgültig aus der Welt geschafft und ihr Weiterleben als Wiedergängerin verhindert werde.«
     
    Barbara Backes schien nichts von alldem zu verstehen. Ihr Verhalten wechselte zwischen heftigem Jammern, lautem Weinen und wahnsinnigem Lachen. Meist blickte sie stumm und verwirrt um sich. Als sie ihre Stieftochter Maria sah, entspannte ein kaum wahrnehmbares Lächeln ihre verkrampften Gesichtszüge. Barbara breitete die Arme aus, und es schien, als wolle sie auf das Kind zueilen, doch die Aufpasser und die Ketten hinderten sie daran. Mit großen Augen und unverständlichem Blick schaute sie um sich.
     
    Maria ihrerseits schien die Lage nicht zu verstehen. Das Mädchen stand dicht an Barnabas’ Seite und blickte böse zu seiner Stiefmutter hinüber. Mehrmals murmelte es: »Sie hat mich zum Hexentanz mitgenommen!«
    Beruhigend legte ihr Barnabas die Hand auf das Haupt, doch plötzlich schrie sie los: »Sie ist der Teufel! Ihre Augen glühen! Ich will sie nicht mehr sehen, ihre Augen brennen in meinen Kopf!«
    Maria versteckte sich hinter Barnabas und lugte seitlich an ihm vorbei. Jedes Mal, wenn sie ihre Stiefmutter erblickte, riss sie an ihren Haaren und schrie: »Sie brennen in meinem Kopf!«
    Der Mann mit dem fein geschnittenen Gesicht schaute das Mädchen erschrocken an. Dann sagte er mit ruhiger Stimme: »Maria, du musst keine Angst haben. Deine Stiefmutter wird dir kein Leid mehr zufügen. Bereits heute wird sie hingerichtet werden.«
    Das Mädchen trat hinter Barnabas hervor. Tränen rannen ihm über die Wangen. »Was ist mit den anderen Frauen? Die mit den Masken?«
    »Wir haben alle gefangen genommen. Auch sie werden ihre gerechte Strafe bekommen.«
    »Ich muss nicht mehr zum Hexensabbat?«, flüsterte Maria. Der Mann verneinte.
    »Aber es waren so viele, die dort getanzt haben.«
    »Sei unbesorgt, mein Kind! Wir haben alle Hexen aus Weierweiler eingesperrt. Keine wird dir je wieder Leid zufügen.«
    Maria nickte und zwirbelte ihre langen dunkelbraunen Haare.

     
    Der Hinrichtungsplatz von Weierweiler befand sich ein Stück außerhalb des Ortes. Da Barbara Backes durch die Folter nicht fähig war zu gehen, wurde sie auf einem Fuhrwerk dorthin gefahren. Ihre Hände waren an einem Querbalken über ihrem Kopf festgebunden, damit sie nicht vom Karren springen konnte. Immer mehr Gaffer, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollten, folgten dem Wagen zu Fuß. Da dieser nur langsam vorwärtsrollte, war Barbara dem Spott und Zorn der Leute ausgeliefert, die sie beschimpften, bespuckten und verhöhnten. Mit vor Angst geweiteten Augen blickte sie um sich. Noch immer schien sie den Ernst der Lage nicht zu begreifen. Als sie ein Stein an der Schläfe traf, heulte sie laut auf und rief nach ihrem Mann, ihrer Mutter und sogar nach Maria.
     
    Barnabas und das Mädchen schritten nebeneinander hinter dem Fuhrwerk her. Als Maria ihren Namen hörte, ließ sie Barnabas’ Hand los und zwängte sich durch die Menschen, die vor ihnen gingen, nach vorn zum Karren durch. Barnabas folgte ihr hastig, denn er fürchtete Schlimmes.
    Als Maria sah, wie das Blut von der Schläfe ihrer Stiefmutter tropfte, klatschte sie in die Hände und hüpfte hin und her. Dann suchte auch sie nach einem Stein, und als sie einen gefunden hatte, warf sie ihn nach Barbara. Doch Maria traf nicht, was sie zornig machte und sie die Hände ballen ließ. Erneut bückte sie sich nach einem Stein, schloss wie ein Jäger ein Auge und versuchte genau auf Barbaras Stirn zu zielen. Bevor sie jedoch werfen konnte, hielt Barnabas ihre Hand fest. Wutentbrannt schlug Maria um sich, und als das nichts half, biss sie den Magier in die Hand. Doch Barnabas ließ nicht los. Selbst als er spürte, wie die Zähne des Mädchens sich immer fester in seine Haut bohrten, hielt er es fest. Tobsüchtig trat sie ihm gegen das Schienbein und boxte mit ihrer freien Faust an jede Stelle seines Körpers, die sie treffen konnte. Barnabas fühlte, wie der Biss tiefer in sein Fleisch drang, und kniff vor Schmerzen die Augen zusammen, doch er ließ nicht locker.
    Die Menschen, die

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