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Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe
Autoren: Verschiedene
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aufzugehen begann.
    Aber vielleicht auch, weil er den Blutstropfen auf seiner Wange gespürt hatte.
    Mein Blut.
    ** *
    Die See lag glatt wie ein überdimensionaler, blinkender Spiegel unter der Sonne. Obwohl der Wind an Kraft zugenommen hatte, kräuselte nicht die geringste Welle seine Oberfläche, und die Stille, die hier ohnehin immer um eine Spur tiefer war als anderenorts, schien sich noch verstärkt zu haben, und das Sonnenlicht hatte hier, direkt über dem See, ein ganz kleines bißchen an Kraft verloren, als läge eine unsichtbare Kuppel über Loch Shin, die Licht und Laute gleichermaßen dämpfte.
    Auch die Schritte des Mannes, der sich von Osten her dem See genähert hatte, klangen gedämpft. Er taumelte. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen, um neue Kraft zu schöpfen, aber es war zu erkennen, daß er kurz vor dem Zusammenbruch stand. Er war querfeldein hierher gelaufen, auf dem kürzesten Weg, ohne Rücksicht auf sich oder seine Kleider zu nehmen. Seine schwarze Polizeiuniform war verdreckt und zerrissen, und auf seinen Händen und dem Gesicht glänzten Dutzende von kleinen, blutenden Kratzern, die er sich zugezogen hatte, als er rücksichtslos durch Gebüsch und dorniges Unterholz gebrochen war. Sein Atem ging schnell und keuchend. Sein Blick flackerte.
    Schließlich erreichte er den See, taumelte die Böschung herab und fiel – mit den Knien schon im Wasser – dicht vor dem Ufer zu Boden. Sein Blick glitt suchend über die spiegelnde Oberfläche des Sees.
    Zeit verging. Minuten; Stunden – Donhill wußte es nicht. Sein Zeitgefühl war erloschen, lange, bevor er hierhergekommen war. Alles, wofür in seinem Inneren noch Platz war, war Angst.
    Schließlich begann sich tief unter der unbewegten Oberfläche des Sees ein Schatten zu bewegen. Zuerst war es nicht mehr als ein verschwommener Schemen, dann ein gewaltiger, aufgedunsener Umriß, der schließlich zu einem Körper heranwuchs, einem gigantischen, walähnlichen Ding; groß, ungeheuer groß und drohend, obwohl es noch immer tief unter der Wasseroberfläche blieb. Donhill glaubte einen gewaltigen Kopf zu erkennen, einen schlanken, unmöglich langen Schlangenhals, kurze, zu Flossen zurückgebildete Beinchen ...
    Aber er war sich nicht sicher. Das Wesen blieb dicht unterhalb der Grenze, an der er mehr Einzelheiten hätte erkennen können.
    »Komm!« flüsterte Donhill. Seine Stimme bebte, aber er wußte, daß er keine andere Wahl hatte. Leyman hatte ihm deutlich genug gesagt, was geschehen würde, wenn sie versagten.
    »Komm!« sagte er noch einmal: »Zeige dich! Ich befehle es dir!«
    Der Schatten im See bewegte sich stärker, begann unruhig im Kreise zu schwimmen und sich hierhin und dorthin zu wenden, tauchte aber nicht weiter auf.
    Dafür geschah etwas anderes.
    Über dem See, genau über seiner Mitte, begann ein sanftes, grünes Licht zu leuchten. Donhill blinzelte verwirrt, setzte sich halb auf und erstarrte mitten in der Bewegung, als das Licht stärker wurde, zu einem flammenden, gleißenden Ball heranwuchs und immer noch an Leuchtkraft zunahm. In seinem Zentrum begann sich etwas Dunkles zu formen. Etwas wie ein Gesicht. Aber das grüne Licht nahm weiter an Leuchtkraft zu, und Donhill mußte den Blick senken, ehe er das Antlitz in seinem Zentrum erkennen konnte. Seine Augen tränten. Seine Angst steigerte sich bis dicht an die Schwelle zur Panik. Alles in ihm schrie danach, herumzuwirbeln und davonzurennen, aber gleichzeitig fühlte er sich gelähmt, unfähig, auch nur einen Finger zu rühren.
    »Was willst du?«
    Donhill fuhr beim Klang der Stimme wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Er hatte sie erst einmal gehört, vor mehr als vierzehn Jahren, und er hatte beinahe vergessen, wie mächtig und böse sie war. Allein der Klang dieser Stimme ließ irgend etwas in ihm gefrieren.
    »Ich ... brauche Hilfe«, murmelte er. »Die Fremden haben ...«
    »Ihr habt versagt«, unterbrach ihn die Stimme. Sie klang nicht einmal zornig; nur kalt. »Ihr hattet die Macht, die Fremden zu töten, aber ihr habt versagt.«
    »Das stimmt nicht!« winselte Donhill. »Dieser Craven hat Leyman umgebracht und ...«
    »Leyman war ein Narr wie du und hat sich selbst getötet«, unterbrach ihn die Stimme. »Er wußte, wie gefährlich das Craal ist, und ich habe ihn vor Craven gewarnt.«
    »Aber der Blutjäger hat noch nie versagt!« begehrte Donhill auf.
    Diesmal glaubte er fast so etwas wie ein leises Lachen zu hören. »Du bist ein ebensolcher Narr wie Leyman, Donhill«,
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