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Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie

Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie

Titel: Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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traf mich wie eine eisige Faust im Gesicht und ließ mich taumeln. Gleichzeitig riß die graue Decke über der Stadt wie in einer gewaltigen lautlosen Explosion auseinander, und auf dem nassen Kopfsteinpflaster vor mir erschien der Schatten der Bestie. Der Schatten war größer als beim ersten Mal. Und er reagierte viel schneller und zielstrebiger als oben im Hotel. Das schwarze Nest aus Schattenschlangen breitete sich wie eine aufblühende Blume vor mir aus, und Dutzende von Tentakeln ringelten sich peitschend und lautlos in meine Richtung.
    Diesmal kam meine Reaktion fast zu spät. Ich hatte gewußt, was passieren würde, hatte es zumindest befürchtet, und trotzdem lähmte mich der Anblick für Sekunden. Erst, als ein halbes dutzend der Schattenarme auf meine Beine zuschossen, erwachte ich aus meiner Erstarrung und rannte los.
    Die Straße war nur wenig breiter als zehn Yards, aber der Weg hinüber wurde zum längsten meines Lebens. Der Schatten huschte wie ein gewaltiger mißgestalteter dunkler Doppelgänger vor mir über den Straßenbelag, hüpfte über die niedrige Bordsteinkante und kippte in einer grotesken Bewegung zur Seite und nach oben, als ich auf die Kirchentür zuwankte. Die wirbelnden Arme tasteten plötzlich nicht mehr nach meinen Beinen, sondern peitschten direkt vor mir über das rissige braune Holz. Ich schrie vor Schrecken, zerrte verzweifelt an einem der schweren Türflügel und duckte mich, als einer der Tentakelarme nach mir schlug. Es war absurd: er war nichts als ein Schatten, nichts Körperliches, Festes, aber ich spürte den scharfen Luftzug und die Woge von Pestgestank, die ihm folgte.
    Mit einem verzweifelten Satz warf ich mich nach vorne, drückte die Tür mit der Schulter auf und taumelte hindurch.
    Der Schatten verschwand im gleichen Moment, in dem ich das Kirchenschiff betrat, aber ich stolperte noch ein paar Schritte weiter, tiefer hinein in die schützende Dunkelheit und die Schatten, die dieses furchtbare Ding in mir wenigstens für Augenblicke vertrieben. Erst, als ich weit von der offenstehenden Tür entfernt war, wagte ich es, stehenzubleiben.
    Die Erschöpfung hüllte mich ein wie eine betäubende Woge. Die wenigen Schritte hatten meinen geschwächten Körper bis an die Grenzen belastet; mein Herz raste, und meine Beine fühlten sich an, als wäre ich Meile um Meile gerannt, statt weniger Schritte. Ich wankte, hielt mich an einer der einfachen hölzernen Bänke fest und sah mich schweratmend um.
    Die Kirche sah im Inneren weit größer aus als von außen. Das spitze Dach erhob sich fünfundzwanzig, vielleicht dreißig Yards über den Boden, und in den unverputzten Wänden aus einfachen roten Ziegeln, die nur hier und da durch ein Heiligenbild oder eine hölzerne Statue aufgelockert wurden, waren nur wenige, kleine Fenster, so daß es hier drinnen selbst bei hellem Sonnenschein wahrscheinlich immer dunkel war.
    Wenigstens würde mich der Schatten hier drinnen nicht einholen können.
    Langsam drehte ich mich um. Ich war nicht allein, wie ich gehofft hatte. Am anderen Ende des Kirchenschiffes befand sich ein einfacher, niedriger Altar, und davor, halb kniend, als hätte ich ihn im Gebet gestört, saß ein Mann und sah zu mir herüber. Einen Moment lang hielt ich seinem Blick stand, dann drehte ich mich rasch um, ging ein paar Schritte und ließ mich auf eine der unbequemen Bänke sinken. Draußen kam das Gewitter näher, und die hallende Akustik der Kirche ließ die Donnerschläge lauter und drohender klingen, als sie waren. Ich stützte die Arme auf die Rückenlehne der Bank vor mir, blieb einen Moment mit geschlossenen Augen sitzen und versuchte, den Sturm von Gefühlen und Gedanken in meinem Inneren niederzukämpfen. Dann griff ich – eigentlich, ohne überhaupt zu wissen, warum – nach einem der zerlesenen Gebetsbücher, die überall auf den Bänken, ausgelegt worden waren, schlug es wahllos auf und begann darin zu blättern. Nach einer Weile stand der Mann am Altar auf und ging zum Ausgang. Ich beachtete ihn nicht, sondern tat weiter so, als lese ich. »Mister Craven?«
    Ich sah auf. Der Mann hatte die Kirche nicht verlassen, sondern war näher gekommen und neben mir stehengeblieben; so leise, daß ich es nicht einmal bemerkt hatte. Sein Gesicht war in der unzureichenden Beleuchtung nicht zu erkennen, aber ich konnte sehen, daß er sehr groß und kräftig gebaut war, dazu etwa so alt wie ich, vielleicht etwas jünger. »Sie ... kennen mich?« fragte ich.
    Er nickte.

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