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Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie

Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie

Titel: Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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»Warum sind Sie hierher gekommen, Mister Craven?« fragte er leise. »Weil es eine Kirche ist?« Er lachte. In dem großen, stillen Raum bekam das Geräusch einen vollkommen neuen Klang. »Glauben Sie mir, es wird Ihnen nichts nutzen, Mister Craven. Die Mächte, vor denen Sie fliehen, lassen sich nicht durch Kirchenmauern oder ein Kreuz zurückhalten.«
    Ich starrte ihn an. Ich war sicher, den Mann nie zuvor in meinem Leben gesehen zu haben. Dafür schien er mich um so besser zu kennen. Trotzdem schüttelte ich beinahe instinktiv den Kopf. »Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht«, sagte ich, so ruhig ich konnte. »Was meinen Sie, Mister ...«
    »Mahoney«, antwortete der Fremde. »Floyd Mahoney. Und glauben Sie mir – Sie sind hier nicht sicher. Diese Kirche und ihre Symbole schützen Sie vielleicht vor Schwarzer Magie, vielleicht auch vor dem Teufel, falls es so etwas gibt. Aber die Mächte, gegen die Sie kämpfen, sind weder das eine noch das andere.« Er lächelte, nahm unaufgefordert neben mir Platz und machte eine Bewegung, die die gesamte Kirche einschloß. »Das alles hier, Robert, ist Glauben. Das Stein gewordene Wort Gottes, wie ein kluger Mann einmal gesagt hat. Die, gegen die Sie und Ihre Freunde kämpfen, haben nichts mit Gott oder dem Teufel zu schaffen, oder mit irgendwelchen Dämonen. Es sind Wesen wie wir, lebende Wesen, Robert. Aber sie stammen aus einer Zeit, die seit zwei Milliarden Jahren untergegangen ist, und ihre Hilfsmittel sind so fremdartig, daß sie uns vielleicht wie Magie vorkommen.«
    »Ich ... ich verstehe ...«
    »Stellen Sie sich nicht dümmer, als Sie sind, Robert«, unterbrach mich Mahoney. Seine Stimme klang zornig, aber nicht sehr. »Ich bin auf Ihrer Seite. Aber ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie sich nicht helfen lassen.«
    Sekundenlang starrte ich ihn unschlüssig an. Meine Finger spielten nervös mit den dünnen Pergamentseiten des Gebetsbuches und zerknitterten sie, aber das merkte ich in diesem Augenblick nicht einmal. Ich konnte Mahoneys Gesicht jetzt deutlicher erkennen: es paßte zu seinem Äußeren – breitflächig, nicht übermäßig intelligent, aber offen und von einer schwer in Worte zu fassenden Gutmütigkeit. »Sie ... Sie wissen ...«
    »Von den Big Old Ones und Ihnen, von Mister Lovecraft und Ihrem Vater?« half Mahoney. Er lächelte. »Ja, das und eine Menge mehr. Aber jetzt ist nicht die Zeit, Ihnen alles zu erklären. Das ist eine lange Geschichte, wissen Sie?« Er lächelte noch ein bißchen breiter. »Aber ich bin Ihr Freund, Robert. Ich kann Ihnen helfen, hier herauszukommen.« Er wies zur Tür. »Es wäre mir ein Leichtes gewesen, Sie dort draußen aufzuhalten. Ein paar Sekunden hätten genügt.«
    Irgend etwas an seinen Worten irritierte mich – vielleicht die Tatsache, daß dieser sonderbare Mister Mahoney der Meinung zu sein schien, daß ihn allein die
    Tatsache, daß er mir nicht geschadet hatte, als er es konnte, schon zu meinem Freund machte ...
    Trotzdem stand ich nach kurzem Zögern auf, legte das Gebetsbuch auf die Bank zurück und sah ihn fragend an. »Wie?«
    »Es gibt einen Geheimgang«, erwiderte er und stampfte mit dem Fuß auf. »Direkt unter unseren Füßen. Er beginnt in der Sakristei und endet unmittelbar am Hafen. Er stammt noch aus der Zeit, als diese Küste unter den Wikingerüberfällen zu leiden hatte, wissen Sie? Die Leute flüchteten sich damals hierher, so wie Sie jetzt, und so wie Ihnen hat es ihnen nichts genutzt. Die Wikinger hatten auch keinen Respekt vor dem Kreuz.« Er lachte, drehte sich um und wollte losgehen, aber ich hielt ihn mit einer raschen Bewegung zurück.
    »Wer sind Sie?« fragte ich. »Was sind Sie, Mahoney?«
    »Floyd«, verbesserte er mich. »Meine Freunde nennen mich Floyd.«
    »Meinetwegen«, antwortete ich grob. »Aber das beantwortet meine Frage nicht.«
    Floyd seufzte. Auf seinem Gesicht erschien ein fast trauriger Ausdruck. Behutsam löste er meine Hand von seinem Arm, sah zurück zur Tür und dann zu einem der kleinen, bleiverglasten Fenster hinauf, ehe er sich wieder zu mir umwandte.
    »Warum vertrauen Sie mir nicht einfach?« fragte er leise, gab mir aber keine Gelegenheit, zu antworten, sondern fuhr, fast melancholisch fort. »Vielleicht sind Sie ein paarmal zu oft enttäuscht worden, wie? Ich glaube, ich kann Sie fast verstehen, Robert. Aber ich bin Ihr Freund. Ich hasse die Big Old Ones ebensosehr wie Sie.«
    »Sie?« fragte ich, noch immer mißtrauisch. »Sie sind kaum jung genug, um

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