Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Titel: Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
Bruder? Wir sind allein. Sieh dich um.«
    Howard keuchte wütend. »Du weißt genau, von wem ich rede, du Ungeheuer«, zischte er. »Ich habe sie gesehen. Du... du hast mir doch extra dieses Ding schicken lassen, damit ich sie sehe!« Er schwang das Opernglas wie eine Waffe und trat einen weiteren halben Schritt auf den Fremden zu. »Wo ist Ophelie, Sarim? Sag es, oder ich gebe dir mein Wort, daß du diesen Balkon nicht lebend verläßt!«
    Sarim de Laurec lächelte flüchtig. »Du hast dich nicht verändert, Bruder Howard«, sagte er. »Ich habe deinen scharfen Geist und deinen wachen Verstand immer bewundert. Und ich habe nie verstanden, daß du dich in einen Idioten verwandelst, sobald diese Frau im Spiel ist. Wir hätten dich schon einmal beinahe getötet, ihretwegen.«
    »Wo ist sie?« keuchte Howard. »Rede, oder –«
    »Oder?« unterbrach ihn de Laurec kalt. »Oder was, Howard? Willst du mich töten? Was glaubst du, würde ihr geschehen, wenn du Hand an mich legen würdest?«
    »Du Bestie!« keuchte Howard. »Ihr... ihr verdammten Bestien. Warum zieht ihr sie mit hinein! Ich bin hier, weil ich mich euch stellen wollte. Ihr könnt mich haben, aber laßt Ophelie aus dem Spiel. Sie hat nichts mit euch zu schaffen.«
    »Aber mit dir, Bruder«, antwortete de Laurec kalt. »Du willst dich stellen? Gut. Ich habe Tapferkeit immer respektiert, auch bei meinen Feinden. Aber du täuschst dich, wenn du glaubst, du brauchtest nur hierher zu kommen, und alles wäre in Ordnung. Du willst Ophelie?«
    »Laßt sie in Ruhe«, sagte Howard. Seine Stimme bebte und drohte zu brechen. Seine Hände zuckten, als kämpfe er wirklich mit aller Macht gegen den Wunsch, sich auf de Laurec zu stürzen und ihn kurzerhand zu erwürgen. Aber im Grunde war es nur eine Geste der Hilflosigkeit. »Ich flehe dich an, Bruder de Laurec – Ophelie hat euch nichts getan. Sie... sie ist unschuldig.«
    »Niemand ist unschuldig, Bruder Howard«, erwiderte de Laurec kalt. »Aber ich werde dir beweisen, wie großmütig die Bruderschaft ist; auch denen gegenüber, die sie verraten haben. Du hast zwölf Stunden, zu mir zu kommen. Allein und ohne Waffen.«
    »Aber ich bin da!« begehrte Howard auf »Du hast mich! Was willst du noch, du Bestie?«
    De Laurec schüttelte tadelnd den Kopf. Howard fiel eine winzige, schon halb verkrustete Wunde an seiner Schläfe auf, aber der Gedanke entglitt ihm, ehe er ihn vollends greifen konnte. »So nicht, Bruder«, sagte der Franko-Araber; »Du denkst, du brauchtest nach zehn Jahren nur aufzutauchen und zu sagen: ich bin da, und alles wäre in Ordnung?« Er lächelte. »Du weißt, daß es nicht so leicht ist.«
    Howard ballte in hilflosem Zorn die Fäuste. »Gut«, sagte er. »Ihr habt gewonnen, de Laurec. Was... soll ich tun?«
    »Du kennst mein Haus?«
    »Das kleine Chalais außerhalb der Stadt?«
    De Laurec nickte. »Du wirst dorthin kommen. Allein und waffenlos – und ohne den hirnlosen Schläger, der dich begleitet.«
    »Und was geschieht mit... mit Ophelie?« fragte Howard stockend.
    De Laurec zuckte mit den Achseln. »Das hängt ganz vor dir ab, Bruder Howard. Glaube nicht, daß ich vergessen hätte, wie gefährlich du bist. Ich traue dir sogar jetzt noch zu, mich zu besiegen. Möglicherweise könntest du der gerechten Strafe auch diesmal entkommen.«
    »Aber dann würdet ihr Ophelie töten«, murmelte Howard.
    De Laurec nickte.

    * * *

    Eine endlose Sekunde lang starrten wir uns nur an, ich mit einer Mischung aus schierem Unglauben und ganz langsam stärker werdendem Entsetzen, Eisenzahn mit unbewegtem Gesicht. Sein einzelnes, verbliebenes Auge schien vor Haß zu brennen, und seine Hände vollführten unentwegt kleine, zupackende Bewegungen, die von einem ganz leisen Summen begleitet wurden.
    Schließlich war es Madame Dupre, die mit einem Schrei die lähmende Stille brach. Eisenzahn und ich erwachten gleichzeitig aus unserer Erstarrung. Aber ich war um eine Zehntelsekunde schneller. Eisenzahns Kopf ruckte mit einer harten Bewegung herum. Sein Kunstauge glühte stärker, und seine rechte Hand hob sich und grabschte in Madame Dupres Richtung; für einen Moment schien er unschlüssig, welchem Gegner er sich zuerst zuwenden sollte,
    »Zurück!« brüllte ich. »Um Gottes willen – laufen Sie um Ihr Leben!« Gleichzeitig sprang ich vor, versetzte ihr einen Stoß vor die Brust, der sie rücklings in ihr Zimmer und ziemlich unsanft auf das gepolsterte Hinterteil fallen ließ, duckte mich unter Eisenzahns Klaue

Weitere Kostenlose Bücher