Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Titel: Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
hindurch und führte die Drehung zu Ende. Mein Fuß kam hoch, beschrieb einen perfekten Halbkreis und traf Eisenzahns Kopf schräg von unten. Es war ein Tritt wie aus dem Lehrbuch; ganz genau so, wie ihn mir mein chinesischer Freund beigebracht hatte.
    Aber hier zeigte er keine Wirkung. Statt dessen griff Eisenzahn mit einer beinahe gemächlichen Bewegung nach meinem Fuß und brachte mich mit einem kraftvollen Ruck aus dem Gleichgewicht. Ich schrie auf, kämpfte mit wild rudernden Armen um meine Balance – und fiel nach hinten, als Eisenzahn unversehens meinen Fuß losließ. Sekundenlang sah ich nichts als flammende rote Punkte und graue Schemen.
    Als sich mein Blick klärte, kam Eisenzahn mit einem triumphierenden Klappern auf mich zu. Sein Stahlgebiß blitzte, und seine Hände waren zu Klauen verkrümmt. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich Sie töten werde, Craven«, sagte er ruhig und mit schnarrender Stimme. »Es ist meine Aufgabe.« Damit sprang er vor.
    Mit einer verzweifelten Drehung warf ich mich beiseite, packte sein Bein mit beiden Händen und zerrte mit aller Kraft daran. Gleichzeitig stieß ich mit den Füßen nach seinem anderen Bein.
    Erneut hatte ich das Gefühl, gegen einen Stahlträger getreten zu haben. Die Erschütterung pflanzte sich wie eine Welle aus vibrierendem Schmerz durch meinen Körper fort und trieb einen keuchenden Laut über meine Lippen. Aber ich hatte Erfolg – Eisenzahn zitterte und stand eine halbe Sekunde lang reglos da. Aus seinem Inneren drang ein schrilles, immer heller werdendes Heulen, dann hörte ich ein trockenes Knacken, als zerbreche ein Ast. Er kippte wie ein gefällter Baum nach hinten und zerschlug dabei die Bodenfliesen. Aber nur, um fast im gleichen Moment herumzurollen und sich mit einer schwerfällig scheinenden Bewegung wieder in die Höhe zu stemmen.
    Ich war eine halbe Sekunde vor ihm auf den Beinen, machte einen Schritt in Richtung Tür und warf mich herum, als seine Hand vorschnellte. Seine Krallen gruben sich in die zertrümmerten Reste der Haustür und zermalmten sie vollends.
    Ich prallte zurück, sah mich verzweifelt nach einem Fluchtweg um und rannte mit weit ausgreifenden Schritten auf die Treppe zu. Hinter mir erhob sich Eisenzahn wie ein zum Leben erwachter Alptraum. Die Treppe begann unter meinen Füßen zu beben, als er zur Verfolgung ansetzte.
    Immer zwei, drei Stufen auf einmal nehmend, stürmte ich die Treppe hinauf, erreichte den ersten Absatz und lief weiter, ohne mich auch nur nach meinem Verfolger umzusehen. Die Treppe endete auf einem düsteren, scheinbar endlos langen Korridor, von dem zahlreiche Türen abzweigten. Ich stürmte weiter, erreichte sein Ende und polterte die nächste Treppe hinauf.
    Als ich das dritte und letzte Stockwerk erreicht hatte, betrug mein Vorsprung gute zwanzig Yard. Ich lief weiter, bis ich am Ende des Korridors angelangt war, sah unschlüssig von einer Tür zur anderen und wandte mich schließlich dem Fenster zu. Eisenzahn kam schnell näher. Das ganze Haus schien unter seinen stampfenden Schritten zu erzittern. Er hatte eine Menge von seiner Schnelligkeit eingebüßt, wie mir ein rascher Blick über die Schulter zeigte. Er lief torkelnd wie ein Betrunkener und zog das rechte Bein sichtbar nach. Trotzdem war er noch immer fast so schnell wie ich.
    Der Anblick zerstreute auch den letzten Rest von Zweifel. Ich schlug das Fenster ein, beugte mich hinaus und sah einen drei Stockwerke tiefen, nachtschwarzen Abgrund unter mir. Aber direkt neben dem Fenster führte eine verbeulte Regenrinne entlang, und die Mauer schien mir alt und rissig genug, meinen Fingern und Zehen Halt zu bieten. Mit einer entschlossenen Bewegung schwang ich mich nach draußen, klammerte mich mit einer Hand und einem Bein an der Regenrinne fest, suchte mit dem anderen Fuß sicheren Halt auf dem Fensterbrett und griff mit der Rechten nach oben. Unter meinen Fingern war rissiger feuchter Stein und Mörtel, der unter meinem Griff zerbröckelte. Zu allem Überfluß hatte es auch noch zu regnen begonnen, nicht sehr heftig, aber doch genug, die Wand mit einem glitschigen Schmierfilm zu überziehen.
    Langsam – und fast krampfhaft darum bemüht, nicht in die Tiefe zu blicken – begann ich an der Regenrinne nach oben zu klettern. Die altersschwache Konstruktion ächzte und knarrte bedrohlich unter meinem Gewicht, aber die Angst gab mir zusätzliche Kraft, und ich brauchte kaum eine Minute, den überhängenden Rand des flachen Ziegeldaches zu

Weitere Kostenlose Bücher