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Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Titel: Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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zerbrach unter dem Blick der starren Fischaugen wie eine Nußschale unter dem Tritt eines Giganten, und alles in ihm war Furcht und Panik und Grauen, aber anders als sonst war er nicht nur gekommen, um sein Opfer zu holen.
    »Du hast lange gebraucht.«
    McGillycaddy fuhr zusammen wie unter einem Peitschenhieb. Seine Stimme war unangenehm, kalt und schneidend wie Glas und von einem metallischen, beinahe körperlich schmerzenden Schnarren begleitet. Der Wind drehte sich und trug einen flüchtigen Hauch seines Geruches mit sich, eines Geruches nach See und Tiefe und unbezähmbarer Wildheit. So ähnlich, dachte McGillycaddy schaudernd, mußte ein Haifisch riechen.
    »Ich bin gekommen, so schnell ich konnte«, verteidigte er sich. »Es wird immer schwerer, Herr... Die... die Geschehnisse sind nicht unbemerkt geblieben. Es sind Soldaten an der Küste gesehen worden. Ein Kriegsschiff ist gekommen.«
    »Ich weiß«, antwortete er kalt. »Es wurde versenkt.«
    McGillycaddy erschrak. »Versenkt?« keuchte er. »Das hätte nicht geschehen dürfen. Sie werden andere Schiffe senden, und –
    »Ich habe dich nicht gerufen, um mit dir zu diskutieren«, unterbrach er ihn zornig, »sondern um dir meine Befehle mitzuteilen.«
    McGillycaddy schluckte mühsam. Sein Blick tastete unsicher über die schlanke, von schuppiger grüner Haut überzogene Gestalt seines Gegenübers. Die dünnen Schwimmhäutchen, die seine Arme mit dem Körper verbanden, glitzerten im Licht des Mondes wie bizarre Fledermausflügel. »Ja, Herr«, flüsterte er demütig.
    »Der Augenblick der Entscheidung naht heran«, fuhr er mit leicht erhobener Stimme fort. »Unsere Feinde sind auf uns aufmerksam geworden. Die Zeit des Versteckens und Verbergens ist vorüber. Du wirst in die große Stadt am Meer gehen und ihnen sagen, daß sie sich bereit halten sollen. Ich erwarte sie zum verabredeten Zeitpunkt am Strand.«
    »Aber Herr«, entfuhr es McGillycaddy. »Die Vorbereitungen sind noch –
    »Schweig!« donnerte er. »Du hast gehört, was ich gesagt habe. Geh und richte meine Befehle aus.«
    Damit verschwand er. Anders als sein Auftauchen geschah es volkommen undramatisch. Die Nacht schien die schlanke, grünschimmernde Gestalt aufzusaugen, und plötzlich war der See wieder ein See und die Nacht nichts weiter als die Abwesenheit des Tages.
    Und trotzdem hatte McGillycaddy das Gefühl, daß ein kleiner Teil in ihm gestorben war, als er sich umwandte und mit steifen Schritten zum Dorf zurückging.

    * * *

    Die Droschke war verschwunden, als wir das Gebäude verließen. Ich hatte dem Fahrer zwei Pfund und den Auftrag gegeben, auf uns zu warten, um uns zum Hotel zurückzufahren, aber dem Mann schien wohl der Spatz in der Hand lieber zu sein, als die Taube auf dem Dach; er hatte das Geld genommen und sich getrollt, und Bannermann und ich konnten sehen, wie wir zurück kamen. Ich schluckte einen Fluch herunter, sah mich suchend um und ging los, als Bannermann mit einer stummen Kopfbewegung nach rechts deutete.
    Es war kühl, und die grauen, halbverfallenen Häuser, die die heruntergekommene Straße säumten, schienen die Kälte noch zu verstärken, als hätten sie den eisigen Seewind wie riesige steinerne Schwämme in sich aufgesaugt und gäben ihn nun ganz allmählich wieder frei.
    Trotz der noch frühen Stunde war kaum ein Mensch auf der Straße zu sehen, und Bannermann und ich beschleunigten unwillkürlich unsere Schritte. Wir waren eine gute halbe Stunde mit der Droschke unterwegs gewesen – was bedeutete, daß wir mindestens die dreifache Zeit zurück zum Hotel brauchen würden, wenn es uns nicht gelang, ein Fuhrwerk aufzutreiben.
    Bannermann sah sich immer wieder nervös um, und auch ich konnte mich eines gewissen Gefühles der Unruhe nicht erwehren; einer Unruhe, die durch nichts begründet war, aber mit jedem Moment an Intensität zunahm. Einen Moment lang versuchte ich mir einzureden, daß es schlichtweg an unserer Umgebung lag – die Gegend war nicht dazu angetan, einen Fremden sofort in unlöschbare Liebe zu Aberdeen entbrennen zu lassen. Wie fast alle Hafenviertel der Welt war sie eher schmutzig und heruntergekommen, und sie entbehrte auch ganz jenes abenteuerlichen Flairs, der zum Beispiel Städte wie Marseille oder Algier auszeichnet. Das einzige Flair, das sie hatte, war die Erwartung, hinter der nächsten Ecke eins über den Schädel zu bekommen und seiner Habseligkeiten beraubt zu werden.
    Aber das war es nicht. Ich war in einer Gegend wie dieser

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