Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert
ergriffen starke Hände seine Arme und drehten sie auf den Rücken. Eine Hand krallte sich in sein Haar und riß seinen Kopf in den Nacken.
»So?« sagte McGillycaddy lächelnd. Er kam näher, blieb in zwei Schritten Entfernung stehen und grinste hämisch. »Du bist also in Cravens Auftrag hier, wie? Hast du dich entschlossen, die Seiten zu wechseln, oder hast du mittlerweile auch noch den letzten Rest deines bißchen Verstandes versoffen?«
»Bitte!« keuchte Frane. »Craven hat... hat mich gezwungen. Ich hatte keine Wahl!«
McGillycaddy lachte häßlich. »Das ist dein Pech, Frane«, sagte er. »Du hättest eben aufpassen müssen. Jedenfalls war es dein letzter Fehler.« Das Lächeln auf seinen Zügen erlosch übergangslos. Plötzlich hob er den Arm und deutete auf die beiden Männer, die Frane hielten.
»Werft ihn ins Feuer«, sagte er.
Frane schrie auf. Wie von Sinnen begann er um sich zu treten und gegen den Griff der beiden Männer anzukämpfen. Aber sie waren stark.
Viel zu stark für Frane.
* * *
Ich ging nicht in Nemos Kabine zurück, wie er wohl erwartete, sondern stürmte geradewegs hinunter zum Heck der NAUTILUS. Hinter meiner Stirn schienen die Gedanken wild durcheinanderzuwirbeln; ich hatte Mühe, mich überhaupt auf den Weg zu konzentrieren, und noch viel mehr Mühe, mir darüber klarzuwerden, was ich eigentlich wollte.
Nun, so genau wußte ich das selbst nicht in diesem Moment. Das einzige, was ich wußte, war, daß ich den Teufel tun und in meine Kabine gehen und warten würde, was geschah. Es war so einfach und offensichtlich, daß ich von selbst auf den Gedanken hätte kommen müssen. Was hatte Howard gesagt? »... schließlich Agonie und der Tod. Aber so weit wird es nicht kommen...«
Natürlich nicht. Aber ich hatte die Bedeutung dieser Worte erst begriffen, als ich das Erschrecken in Nemos Gesicht sah.
Ich wußte nicht, was Howard und Rowlf vorhatten, aber was immer es war – sie würden es beide nicht überleben. Die Entscheidung lag auf der Hand, für jemanden, der so kühl und präzise zu denken pflegte wie Howard. Es gab an Bord der NAUTILUS zwei Menschen, deren Stunden ohnehin gezählt waren – warum also sollten sich diese beiden nicht opfern, um die anderen zu retten? Der Gedanke war sogar logisch. Aber ich dachte gar nicht daran, bei dieser unmenschlichen Logik mitzuspielen. Schließlich war es Howard gewesen, der mich gelehrt hatte, niemals aufzugeben, ganz gleich, wie schlecht die Karten auch gemischt schienen.
Ich erreichte die Tauchkammer, bückte mich unter der niedrigen Tür hindurch und atmete erleichtert auf, als ich den kuppelförmigen Raum menschenleer fand. Wasser war durch die Luke eingedrungen und hatte die Kammer mehr als zur Hälfte geflutet. Rasch verriegelte ich das Schott hinter mir, watete durch das eiskalte Wasser zur gegenüberliegenden Wand und begann einen der schweren Unterwasseranzüge aus seiner Halterung zu lösen. Meinen Stockdegen hatte ich in Nemos Kabine zurückgelassen, aber ich verwarf den Gedanken, zurückzugehen und ihn zu holen. Howard kannte mich mindestens ebensogut wie ich ihn. Ich konnte von Glück sagen, wenn er aus meinem dramatischen Abgang nicht bereits die richtigen Schlüsse gezogen hatte und sich auf dem Weg hier herunter befand, um mich von meinem Tun abzuhalten. Mühsam legte ich den klobigen Unterwasseranzug an, überzeugte mich davon, daß das Atemgerät auf seinem Rücken mit frischen Oxygenpatronen gefüllt war, und schraubte den Helm auf. Es war ein sonderbares Gefühl, im Inneren dieser zweiten, zähen Haut zu stecken.
Tausend Gründe, aus denen mein Vorhaben gar nicht gut gehen konnte, schossen mir durch den Kopf, während ich Stück für Stück meine Ausrüstung vervollständigte. Ich verwarf sie alle. Ich hatte das sichere Gefühl, daß unser aller Leben ohnehin keinen Penny mehr wert war, wenn wir Dagon nicht aufhielten.
Als ich fertig war, war ich in Schweiß gebadet, denn im Inneren des Anzuges herrschte eine geradezu mörderische Hitze, und hinter meiner Stirn war noch immer ein unangenehmes, wenn auch nicht mehr sehr heftiges Schwindelgefühl. Meine Knie zitterten, als ich zur Mitte der Kammer ging und mich in den runden Schacht fallen ließ, der nach draußen führte.
Die Schwärze schien zugenommen zu haben. Um mich herum war vollkommene Dunkelheit. Ich merkte nicht einmal, daß ich die NAUTILUS verließ, bis unter meinen Füßen plötzlich der feine Sand des Seebodens war.
Ich zögerte einen Moment,
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