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Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen

Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen

Titel: Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen
Autoren: Verschiedene
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hob die Linke an den Gesichtsschutz, während seine andere Hand den Dolch aus dem Gürtel zog. »Ich würde dir ja gerne den Gefallen tun, mein Freund«, sagte er, beinahe sanft. »Aber ich fürchte, ich muß mich um dich kümmern.«
    Nassir verstand nicht, was das bedeutete. Mühsam sah er auf, kämpfte seine Übelkeit mit aller Macht nieder und versuchte auf die Füße zu kommen. Aber er führte die Bewegung nicht zu Ende, denn in diesem Moment zog der andere das schwarze Tuch von seinem Gesicht.
    Nassirs Augen wurden rund vor Staunen. »Du?!« keuchte er.
    »Ja«, antwortete der andere. »Ich. Es tut mir leid, Nassir.«
    Nassir versuchte zu schreien, aber er kam nicht mehr dazu.
    Er fühlte nicht einmal mehr die Dolchklinge, die ihn tötete.

    * * *

    Draußen, vor den unverglasten, aber vergitterten Fenstern, war die Sonne längst untergegangen, und bei aller Pracht, mit der die Kammer eingerichtet war, gab es keine Möglichkeit, Licht zu machen.
    Trotzdem fand ich keinen Schlaf.
    Unsere bizarre Unterhaltung hatte nicht mehr sehr lange gedauert. Necron hatte verkündet, daß er uns eine Nacht Bedenkzeit lassen wolle, um in aller Ruhe über sein Angebot nachzudenken, und uns von vier seiner schwarzvermummten Diener fortbringen lassen. Die Drachenkrieger hatten uns sehr höflich behandelt, aber es war jene Art von Höflichkeit gewesen, hinter der sich Unnachgiebigkeit verbarg.
    Ich hatte protestiert, als ich begriff, daß Sitting Bull, Shadow und ich die Nacht getrennt verbringen sollten, aber natürlich hatte es nichts genutzt. Ich war hierher gebracht worden, in einen sehr behaglich, ja schon fast verschwenderisch eingerichteten Raum, dessen einziger Schönheitsfehler vielleicht die Tatsache war, daß seine Tür auf der Innenseite keine Klinke hatte, dafür aber einen sehr massiv aussehenden Riegel auf der anderen.
    Eine Stunde später, vielleicht auch zwei, waren noch einmal zwei von Necrons Drachenkriegern erschienen und hatten ein Tablett mit Wein und einer sehr großzügig bemessenen Mahlzeit auf dem Tisch abgestellt.
    Es stand noch immer dort, und es war noch immer unberührt. Ich hatte Hunger und Durst, und ich war müde, aber ich fühlte mich wie gelähmt, unfähig, an die profanen Bedürfnisse meines Körpers auch nur zu denken, geschweige denn, sie zu befriedigen. Hinter meiner Stirn tobte ein wahrer Vulkan von Gefühlen.
    Priscylla. Sie war erwacht. Und ich hatte sie zurück. Ein Wort von mir, ein einziges, aus nur zwei Buchstaben bestehendes Wort, und sie wäre frei! Alles, wofür ich ein ganzes endloses Jahr gekämpft hatte, würde einen Sinn bekommen. Ich konnte Priscylla mit mir nehmen und mit ihr nach Hause gehen, ein normales Leben führen und...
    Ja – und? Und was? dachte ich bitter.
    Necron gehorchen? Zu seinem Sklaven werden? Ein Diener des Mannes, den ich wie nichts auf der Welt haßte und der mir letztendlich all dies angetan hatte? Lächerlich!
    Aber sein Angebot ausschlagen und – selbst wenn er Wort halten und mich nicht töten würde (was schlichtweg undenkbar war) – ohne Priscylla fortgehen, sie in seinen Klauen zurücklassen?
    Das war ebenso unmöglich.
    Und was, flüsterte eine dünne, boshafte Stimme irgendwo in meinen Gedanken, wenn er recht hatte? Was, wenn er dieses eine Mal nicht log? Necron war ein Ungeheuer, ein Mann, der die Bezeichnung Mensch nicht einmal mehr verdiente – aber was, wenn er nicht log, sondern die Wahrheit gesagt hatte? Vielleicht war er ja nur das kleinere von zwei Übeln, und vielleicht...
    Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Zum Teufel, es waren zu viele Vielleichts, und vielleicht war dies auch eine der Situationen, von denen ich gehört, die ich aber nicht wirklich für möglich gehalten hatte. Eine Lage, in der alles, was man tun konnte, falsch war. Ganz gleich, wie ich mich entschied – es war ein Fehler.
    Ein leises Scharren drang in meine Gedanken.
    Ich sah auf, blickte mich suchend um, konnte aber nichts Verdächtiges oder Außergewöhnliches erkennen und wollte mich schon zurückfallen lassen, als ich den Laut ein zweites Mal hörte, ein wenig deutlicher jetzt, so daß ich die Richtung auszumachen vermochte, aus der er kam; von der Tür her nämlich.
    Mißtrauisch setzte ich mich ganz auf, schwang die Beine vom Bett – und erstarrte mitten in der Bewegung.
    Die Tür schwang lautlos auf, nur einen Spaltbreit, und ein schmaler, irgendwie fließender Schatten huschte in mein Gefängnis. Einen Moment lang blieb er stehen, als überzeuge er sich
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